A-Tourbericht von der 10-ten XBR Alpentour vom Organisator Robert Köber
mit Anmerkungen von Johannes. Gruppe A fuhr im Gegensatz zu Gruppe B etwasmehr Schotterstrecken und vielleicht ein oder zwei andere Schlenker....

Straff organisiert und geplant mit Denzel Alpenstrassenführer von Robertmitkomplizierten und aufwändigen Buchungen der Hotels (die ja dem Gourmetentsprechen mussten.. und fürwahr auch entsprochen haben!)
Die genaue Tourbeschreibungen mit allen (94+?) Pässen findet Ihr hier: Tour Gruppe a, Tour Gruppe b, und die Hotelliste. Leider kann aufgrund Lizenzrecht Karten des Motorradtourenplaner nicht mehr veröffentlicht werden. Bei Fragen an mich wenden.

1.Tag

Am ersten Tag ging es natürlich nicht wie beabsichtigt um 8 Uhr los (Man spürt förmlich Roberts Ungeduld, gelle). Ralf, Sandra und Oliver hatten hier übernachtet und Peter mit Rolandsowie Johannes mit Erich trafen noch einigermaßen rechtzeitig ein, Martinhingegen, der den kürzesten Anfahrtsweg hatte, brauchte noch etwaslänger.

Von Thomas war aber noch keine Spur. Nach einer halben Stunde Verspätungtraf er endlich ein, was aber einen technischen Grund hatte: Seine Batteriehatte unterwegs schlapp gemacht und jetzt brauchte er dringend eine neue. Esblieb ihm also nur übrig, noch einmal nach München zu fahren, um beiHG vorbeizuschauen.
Die anderen fuhren inzwischen los, aufgeteilt in zwei Gruppen. Ich führtedie Gruppe A an, welche etwas weiter fuhr und auch mal auf unbefestigtenStrecken unterwegs war. Gruppe B, geführt von Peter, ließ es etwasruhiger angehen. Zu fünft (Johannes, Erich, Ralf, Roland und ich) fuhrenwir über kleine Bauernsträßchen zunächst zum Tegernsee unsvon dort aus weiter zum Achensee. Das Wetter war dem Anlass angemessen vomfeinsten, Sonnenschein und blauer Himmel. Mir fiel unterwegs das entsetzlichekipplige Fahrverhalten meiner XBR auf. Ich hatte kurz vorher noch neue Reifenaufziehen lassen und vermutete einen schief eingestellten Hinterreifen, wasaber nicht zutraf. Etwas ratlos fuhr ich weiter und machte mir schon Gedankenwie ich diese Woche überstehen sollte, als ein Geistesblitz mich rettete.Bei der Überprüfung des Reifendrucks stellte sich heraus, dass erüber 3 bar betrug, die Werkstatt also nach dem Aufpumpen den Druck nichtwieder abgelassen hatte. Danach war wieder alles im Lot. Im Zillertal ging esrechterhand rauf zur Zillertaler Höhenstrasse, welche uns tolle Ausblickeins Zillertal bescherte.

Die Maut für das einspurige Sträßchen vor allerdings saftig,aber das ist ja in Österreich nix neues. Zurück im Zillertal ging esgleich wieder rauf zum Gerlospass. Nach der Passhöhe ließen wir dieMautstrasse rechts liegen und fuhren über die lohnendere alte Passstrasserunter ins Tal. Dort wurde noch einmal getankt und anschließend dieGroßglocknerstrasse in Angriff genommen. Johannes und ich tauschten dieMopeds und ich kam in den Genuss mit 70PS, (so viele PS sinds doch nicht...) breiten Schlappen, einem knackigem Fahrwerk und trotzdem nur einen Zylinderzur Edelweißspitze hochzubügeln.

Das machte Spaß, auf die Dauer stellte ich es mir aberrespekteinflößend vor, eine Woche auf diesem Bock zu verbringen. Aufeiner XBR fährt es sich zwar nicht so spektakulär, aber doch umeiniges bequemer. Als die anderen auch eingetroffen waren, machten wir unszusammen auf zum Hochtor und zur Franz-Josefs-Höhe. Dort mischten wir unsunter die anderen (tausenden?) Touristen und reihten uns in dieKantinenschlange ein, um auf der Terrasse die fabelhafte Aussicht auf denFranz-Josefs-Gletscher zu genießen.

Mir fiel auf, wie sehr der Gletscher in den letzen Jahren geschrumpft ist. Seitmeinem letzten Besuch dort ist wohl mindestens ein Kilometer abgeschmolzen.Mann darf sich fragen, wie lange noch was von ihm übrig ist. Gutgestärkt ging es runter ins Tal nach Heiligenblut. Das Warten auf den Restder Gruppe zog sich lange hin, was mit einer Polizeikontrolle zu tun hatte,welche die Nachhut herausfischte und freundlicherweise mit Strafzettelneindeckte. Kurz darauf sollte es mir nicht anders ergehen. Bei einerBergabfahrt wollte ich nicht mehr als mit der Motorbremse bremsen, was mich inKonflikt mit der hinter einer Hecke lauernden, Radarpistolenbewaffnetenkärntnerischen Gendarmerie brachte. Mein bajuwarisches Idiom erlaubte esmir, die vom Beamten mir gegenüber ausgestoßenenLiebenswürdigkeiten angemessen zu erwidern.

Nachdem ich meinen Beitrag zur Sanierung der kärntnerischenStaatsfinanzen geleistet hatte, konnte ich wieder weiterziehen. Über denGailbergsattel ging es weiter zum Plöckenpass, der vor allem auf deritalienischen Südseite einige schöne Ausblicke und Serpentinen zubieten hat

In Paularo hatten wir wie bei einer früheren Alpentour das Problem denEinstieg zum Passo di Cason zu finden. Zu allem Überfluss verloren wir unsauch noch, was einen Espresso dauerte, bis wir uns in der Ortsmitte wiedertrafen. Die Auffahrt zum Pass war sehr schmal und bei Gegenverkehr musste mansich schon etwas dünn machen. Die Abfahrt ist offiziell gesperrt, da dieStrasse abgerutscht ist. Es wurde allerdings eine Piste angelegt, die zwarnicht durch den leichten Schotter anspruchsvoll wurde, jedoch durch dieSteigung, welche bei einigen zu einer nervösen rechten Hand führte.Durch viele kräftige Hände gelang es wieder die lieblos hingeworfenenXBR und BMW wieder aufzurichten und die Schlüsselstelle ohne weitereBlessuren zu passieren.

Da die Zeit schon etwas fortgeschritten war, entschlossen wir uns das Gailtalauszulassen und stattdessen unsere Herberge direkt anzusteuern. Über dasNassfeld ging es also zur Feistritzer Alm und zu unserer Herberge, demBaumgartnerhof. Hoch über dem Faaker See gelegen, hat man von dort auseine fantastische Aussicht. Wir bezogen schon mal unsere Zimmer und da diezweite Gruppe noch auf sich warten ließ, brachen wir noch einmal zu einerAbendtour zur Villacher Alpenstrasse auf. Der mächtig aufragende Kegel waruns schon vom Hotel aus aufgefallen. Die Straße ist untertags fürMotorräder gesperrt, aber da es schon nach 18h war, durften wir miterlaubten 30 km/h hinauffahren.

In der Realität wurden natürlich mehr als 100 km/h daraus, da weitund breit niemand zu sehen war. Johannes zeigte uns, was die XR bergauf beiDutzenden von Kurven alles anstellen kann, da war natürlich nix zu machen.Oben hatten wir eine grandiose Aussicht auf die Karawankenkette.

Zurück ging es natürlich wieder über Dutzende von Kurven. ImHotel trafen wir auf die Gruppe B, welche mittlerweile auch eingetroffen war.Abends ließen wir uns das Menü schmecken,

(erbarmungslos der Fotograf...) welches in der Halbpension eingeschlossen war. Dieser Tag bei schönstemWetter ließ auf weitere schöne Tage hoffen und war mit 530 km auchder längste der Tour. Die Nacht war relativ erholsam, bis auf dielautstark und inbrünstig vorgetragene Liedinterpretation der einheimischenalkoholisierten Bevölkerung.

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2.TagAm 2. Tag war wieder Traumwetter angesagt. Wir frühstückten mit dem schon erwähnten Ausblick

auf die Villacher Region und brachen mit relativ geringer „Verspätung“ auf. Dieses morgendliche Antreiben war leider nötig (und auch lästig), aber letztendlich unvermeidbar, denn sonst wären wir immer wieder in Zeitnot geraten. Die Gruppe A bestand an diesem Tag aus Ralf, Thomas, Roland, Erich und mir. Der Weg zum Wurzenpass war schnell zurückgelegt.

An der Grenze fuhr ich im Schritttempo an dem österreicherischen Grenzhäuschen vorbei, der Zeitung lesende Beamte schien sich ja nicht für mich zu interessieren. Ein lautes „Halt!“ erschallte aus dem Häuschen und der kärntnerisch/bairische Austausch von Liebenswürdigkeiten ging in die zweite Runde. Nach einer gründlichen Überprüfung der Papiere durften wir endlich aus Österreich ausreisen (!). In Slowenien ging die Einreise mit einem Durchwinken über die Bühne. In Kranska Gora ging es hinauf zum Vrsic Pass, eine landschaftlich sehr schöne Strecke, die z.T. in Haarnadelkurven mit Kopfsteinpflaster. Die Passhöhe war zugeparkt und mit Leuten überschwemmt, wobei der Grund nicht ersichtlich war. Die Abfahrt ist ein Leckerbissen, im Gegensatz zur Auffahrt mit gutem Asphalt und netten Kurven.

Die Fahrt in Richtung Predelpass war einfach traumhaft: Eine ursprüngliche Landschaft, unbegradigte Landstrassen, ein Mordswetter ließen das Dahinbrausen eher als ein Dahingleiten erscheinen, ein echter Genuss also.

Die Auffahrt zum Predelpass stellte den Abschluss dieses Abstechers nach Slowenien dar. Von nun an ging es immer nach Westen. Über Sella Nevea ging es nach Stauli Gnivizza, über breite und schmale Landstrassen. Wir ließen einiges aus, weil der Weg noch lang war. Wir waren schon im Friaul und kurz vor Tarcento holten wir die Gruppe B ein. Wir fuhren ein Stück zusammen, aber plötzlich waren sie nicht mehr zu sehen und auch längeres Warten (es wurde langsam ziemlich heiß in der Isonzoebene) brachte keinen Erfolg. Wir fuhren also alleine weiter nach San Daniele, zur Heimat des berühmten Schinkens. Am Stadtplatz hielten wir an einer Prosciutteria und suchten Schutz unter einem großen Sonnenschirm, da es langsam grimmig heiß wurde. Ich bestellte eine Platte mit frisch geschnittenem Schinken, Käse, Brot und Wasser, Wasser, Wasser und wir ließen es uns so richtig schmecken.

Die Metallplatte mussten wir aus der Sonne stellen, da sonst der Schinken in kürzester Zeit geröstet worden wäre. San Daniele Schinken wird ja von Gourmets oft noch höher als der Parmaschinken geschätzt, und wenn man dann vor Ort ist, dann schmeckt's noch mal so gut. So ein Spaß kostet natürlich, denkt man sich, doch als ich zahlen wollte, mussten wir nur 18 Euro berappen…zu fünft! So gestärkt ging es wieder weiter, nicht ohne dass Ralf den Stadtplatz am Design seiner Unterhose teilhaben ließ.

Über kleine Strassen gelangten wir zur Auffahrt zum Forcella di Monte Rest, unterwegs überholten wir wieder die Gruppe B. Die Abfahrt war wieder ein Leckerbissen, Kurve an Kurve gereiht. Die zahlreichen Bremsspuren vor den Kurven deuteten darauf hin, dass hier vor kurzem eine Rallye stattgefunden hatte. Auf der gegenüberliegenden Seite ging es wieder zum Passo di Pura hinauf. Ich fuhr mittlerweile nur noch tuckernd dahin, weil keine Tankstelle zu finden war und der Sprit bald alle war. Zu meiner Überraschung fanden wir eine Tankstelle, die auch noch offen war.

Und Wasser verkauften sie auch noch. Auf dem Weg zum Razzo Sattel erwartete ich die Schotterpiste, welche die einzige nicht asphaltierte Strecke heute sein sollte. Zu meiner Überraschung empfing uns eine frisch geteerte und ausgebaute Strasse, die zwar schön zu fahren, aber dennoch ein wenig enttäuschend war, da die alte Piste sehr hübsch war. Über Sella Ciampigotto und Pieve di Cadore ging es hinauf zum Passo di Cibiana, auf dem ganz schön was los war. Wir legten eine Kaffeepause ein und sammelten noch einmal einige Kräfte, da wir wussten, dass noch einiges vor uns lag. Es blieb daher auch nichts anderes übrig, als ein paar Schlenker auszulassen, wenn wir noch zu einer vernünftigen Zeit an unserer Herberge ankommen wollten. Trotzdem ließen wir uns den Passo Duran nicht entgehen, immer wieder ein Genuss. Bei Trichiana wurde Landschaft etwas flacher und wir strebten dem letzten Pass des Tages zu: dem Passo di San Boldo. Die nördliche Zufahrt verläuft relativ flach, aber die Strasse nach Süden ist wirklich spektakulär, laut Denzel „einer der kuriosesten Alpenpässe“. Die Strasse windet sich über fünf Kehrtunnels 400 m nach unten, wobei die Kurven in Tunneln liegen. Da die Fahrbahn sehr schmal ist, muss an einer Ampel gehalten werden und nur ein einspuriger Verkehr ist möglich. Unten angelangt befanden wir uns bereits in der Poebene, in der wir an den sanften Hügeln, an denen die Trauben für den Prosecco wachsen, vorbeifuhren. In Valdobbiadene machten wir am Stadtplatz noch einmal etwas Rast, leider wollte niemand mehr kurz einkehren um einen Prosecco zu schlürfen.

Alle waren zu groggy also sammelten wir noch einmal Kräfte für den Endspurt, es waren nur noch 25 km. Kurz darauf kamen wir endlich an unserer Herberge, der Locanda Montegrappa an, eine nette Unterkunft mit sehr freundlichen Besitzern. Von der Gruppe B war natürlich weit und breit noch nichts zu sehen. Wir bezogen unsere Zimmer und gönnten uns erstmal die wohlverdiente Dusche. Das war auch nötig, denn nach 500 km, zum Schluss in der Schwüle der Poebene, rochen wir nicht gerade nach Rosenduft. Ich saß bereits erfrischt am Tisch auf der Terrasse, als endlich die Gruppe B eintraf. Nachdem diese auch in präsentablen Zustand zu Tisch kamen, konnte die Schlemmerei endlich beginnen. Da fällt mir gerade das weiße Miniturnhöschen von Ralf ein, mit dem er sich abends immer blicken ließ. (da winkt der Zaunpfahl: das nächstemal die Leinenhosen und Lacklederschuhe mitnehmen...) Mit grünen Addidasstreifen auf der Seite. Das ist Punk. Endlich konnte der interessante Teil des Abends beginnen. Es war Menü angesagt, dazu gab es Prosecco aus der Karaffe. Es gab Antipasti, Pasta, Zwischengericht, Hauptgericht, Dolci, caffè…leider ist mir die genaue Speisenfolge nicht mehr geläufig, aber es war auf alle Fälle saulecker. Danach ging es in die Heia, müde genug waren wir ja. Leider sollte diese Nacht zu einer meiner schlimmsten überhaupt werden. Wir hatten ein großes Zimmer in dem wir zu viert grunzten. Der Duft war wie erwähnt nicht vom feinsten, das Fenster konnten wir aber nicht öffnen, da es furchtbar schwül war. Wenigstens hatten wir eine Klimaanlage im Zimmer. Irgendwann in der Nacht wurde ich von einem lauten Knall neben mir auf dem Schlaf gerissen. Schlaftrunken, aber mit einem Puls von 180 wurde mir klar, dass Martin neben mir nicht wegen des üppigen Abendessens explodiert war, sondern nur einen Niesanfall bekommen hatte. Mit dem Einschlafen war es aber vorbei. Die Klimaanlage hatte sich ausgeschaltet, es wurde furchtbar heiß. Martin stand auf und suchte laut raschelnd etwas in seinen Sachen im Dunkeln. Ich drehte die Klimaanlage runter. Der Luftzug war unangenehm. Als ich endlich nach langer Zeit wieder kurz vor dem Einschlafen war, fing es neben mir an zu beben. Martin schnarchte! So ein penetrantes, bösartiges Schnarchen. Ich wühlte in meinen Sachen nach meinen Ohrstöpseln, konnte sie aber nicht finden. Zermürbt verließ ich mit meiner Decke das Zimmer und suchte Zuflucht im Bad, die Badewanne war mein Ziel. Leider war sie zu kurz und ich musste die Füße raushängen lassen. Das ging aber auf Dauer nicht gut und ich kauerte mich in der Embryonalstellung in die Wanne. Nein, das war auch nichts. Also wieder die Füße aus der Wanne hängen lassen. Das ging eine Weile so dahin, bis ich dem Wahnsinn nahe mich auf dem Fußboden niederließ. Dort fand ich dann für den Rest der Nacht (eine Stunde) endlich den wohlverdienten Schlaf. Beim Aufwachen war ich ganz damisch, wie man bei uns so sagt: Ich hatte über dem Warmwasserrohr geschlafen. Nach dieser Horrornacht konnte der 3. Tag also nur besser werden.

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3.Tag

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Mit einem leckeren Frühstücksbuffet fing es schon mal gut an. Bei herrlichem Wetter machte sich die Gruppe A bestehend aus Ralf, Johannes, Erich und mir auf den Weg. Gleich zu Anfang gab es einen Leckerbissen: Der Monte Grappa erwartete uns mächtig über der Poebene aufragend. (meine persönliche Bergwertung hat sich verändert: Platz1 Monte Grappa, Platz 2 Mont Ventoux...)

Die Auffahrt war von grandiosen Ausblicken geprägt. Weit unten liegt die Ebene, die kein Ende zu haben scheint.

Beim rauf fahren meinte ein Ortskundiger mich ungestraft überholen zu können. Bei der nachfolgenden Verfolgungsfahrt brauste ich an einer Abzweigung vorbei, an der die anderen natürlich abbogen. Als mir das klar wurde waren sie natürlich schon weg. Zur Sicherheit fuhr ich zum Gipfel, irgendwann würden sie schon dort auftauchen, was sie dann auch taten. Das Gipfelhaus ist eine etwas sehr patriotische Reminiszenz an die Schlachten des ersten Weltkriegs, der dort unweit tobte. Der Weg führte uns weiter über Almwiesen nach Arsiè. Wir suchten den Schatten und machten im Tal mal kurz Pause. Das Problem war nur, dass Erichs Gummikuh nicht mehr ansprang. Da half auch mehrmaliges Anschieben nicht. Irgendwann klappte es aber doch, kurz vor der totalen Ermattung.

(men at work) Anschließend düsten wir nach Enego rauf, dabei nahm ich einen Punkt im Rückspiegel wahr, der immer näher kam und siehe da, es war der Peter! Na also, endlich bisschen heizen! Leider aber nur bis zur Ortschaft, danach musste Peter wieder auf den Rest seiner Gruppe warten. Der Einstieg in Richtung Malga Mandrielle war schwer zu finden aber irgendwie führte eine Straße in die richtige Richtung den Berg rauf. Und tatsächlich fing endlich die Schotterpiste an. Ohne größere Schwierigkeiten mit leichtem bis mittelgroben Schotter, so richtig zum einstimmen. Der einzige, der etwas meckerte, war ausgerechnet Erich, unser BMW GS Fahrer.

Bald hatte uns der Asphalt wieder, denn dieser Ausflug war ja nur zum aufwärmen gedacht. Unten in Gallio waren wir zurück auf der Landstraße und fuhren weiter nach Mezzaselva. Der nächste Ausflug auf unbefestigtes Gelände sollte zum Monte Verena führen, zu unserer Überraschung dort aber auch frisch geteert. Nach der Hälfte der Strecke wurde es dann aber doch holprig und gut 15 km komfortable Sandstraße bis leichtem Schotter lag vor uns.

Kurz vor den Passo Vezzena bogen wir wieder auf eine Landstraße ein. Es war schon Mittagszeit und wir schauten uns um ein nettes Wirtshaus um. In Lavarone wurden wir fündig, aber Erich wollte nach Bozen weiterfahren um seine BMW durchchecken zu lassen, da sie kaum mehr ansprang. Johannes, Ralf und ich speisten also einfach, aber gut. Die Tatsache, dass nur Senioren im Lokal waren, verleitete uns zu Spekulationen. Gut gesättigt brachten wir zum zweiten Teil des Tages auf, der ja noch ziemlich weit war, denn wir hatten erst 190 km hinter uns. Wir fuhren eine altbekannte Strecke, die aber immer wider schön ist: Vom Passo di Sommo runter nach Arsiero. Das letzte Stück ist ja durch schöne Kurven entlang der Felsen und schöne Aussichten geprägt. Ab Arsiero ging in Richtung Posina, aber diesmal stand eine ganz andere Strecke auf dem Plan, nämlich über Forstwege wieder zurück auf das Hochplateau. Das Problem war nur den Einstieg zu finden! Nach mehreren Versuchen, zuletzt über einen winzigen verschotterten Waldweg, hatten wir es endlich gefunden. Eine asphaltierte Straße ließ uns zunächst befürchten, dass hier wieder mal fleißig geteert wurde, aber bald hörte der Asphalt auf und wir hoppelten durch den Wald. Weiter oben wurde die Orientierung schwierig, denn kein Schild half uns dabei.

Zwar hatte ich extra für die Strecke eine Wanderkarte gekauft, aber ohne Information wo man eigentlich hin muss, wird es doch etwas spannend. Kilometer für Kilometer hoppelten wir dahin, als an einer Abzweigung raten angesagt war. Von der Himmelsrichtung her sollten wir uns rechts halten, ein auf der Straße aufgestelltes Verbotsschild ließ uns aber daran zweifeln. Was soll's, dachte ich, es ist ja nicht das erste Mal, dass wir uns von so einem Schild aufhalten ließen. Nach einem Kilometer tauchte auch der Grund für das Schild auf: Der Weg war zur Hälfte abgebrochen, für ein Moped war aber genügend Platz. Zufrieden dachten wir schon, wir hätten schon die Schlüsselstelle passiert, als in einer Kurve gar nichts mehr weiterging. Ein Lastwagen verengte die Fahrbahn und dahinter blockierten einige Festmeter umgeschnittenes Gebüsch komplett den Weg. Die Waldarbeiter staunten nicht schlecht, als wir von der „falschen“ Seite auftauchten. Ich erkundigte mich ob dies der Weg zum Passo Coe sei, was sie auch bestätigten. Ungefähr drei Kilometer seien es noch. Ein Arbeiter holte sein Fichtenmoped raus und sägte uns freundlicherweise den Weg frei.

Tatsächlich kamen wir kurz darauf wieder auf festen Untergrund, etwas erleichtert, denn wir waren fast eine Stunde in der Ungewissheit ob wir auch auf dem richtigen Weg waren. Vom Passo Coe aus ging es wieder nach Folgaria und von dort aus hinunter ins Etschtal nach Rovereto. Auf dem Weg dorthin hatte man das Gefühl, von einem riesigen Föhn angeblasen zu werden. Ein Thermometer bestätigte auch diesen Eindruck: 39°C!! Beim nächsten Tanken rissen wir uns erstmal die überflüssigen Kleider vom Leib. Im Etschtal fuhren wir hinunter nach Avió, hoch überragt von dem Massiv des Monte Baldo. Die Serpentinenstrecke hinauf nach Madonna delle Neve ist eine der schönsten Strecken, die ich kenne. Dutzende von Kehren, feinster Asphalt, super Aussicht, wie geschaffen für die XBR.

Oben suchte ich nach dem Übergang zur Monte Baldo Straße, dazu musste ich aber erst einige Sackgassen ausprobieren. Langsam wurden wir etwas mürbe, ein Kaffee war dringend angesagt. Endlich waren wir unterhalb des Monte Baldo und sahen schon am Horizont das Hügelland zwischen Verona und Gardasee. Auf der Abfahrt tauchte endlich eine Taverne mit Terrasse und Aussicht auf. Da fiel Ralf und mir erst auf, dass Johannes nicht mehr da war. Einige Kilometer weiter oben fanden wir ihn dann an dem Passcafé, etwas missmutig. Er hatte keine Lust mehr gehabt nach einem schönen Café zu suchen. (immer diese Raser...*g*) Na gut, dann tranken wir halt dort was.
Gestärkt ging es wieder hinunter in die Hitze, zu den Hügeln um Caprino Veronese. Von dort aus ging es weiter über die Straßen bei San Zeno, bis auf einmal der Gardasee vor uns lag, im gleißenden Abendlicht. Die Sträßchen dort oben sind uns ja wohlbekannt, die Alpentouren endeten ja schon oft am Gardasee. Die Fahrt runter nach Torri del Benaco ist immer wieder ein Genuss. Unten kaufte ich mir erstmal ein paar grottenhässliche Badeschlappen, da ich meine Birkis zuhause vergessen hatte und man ja nicht jeden Abend mit den Mopedstiefeln auch noch zum Abendessen gehen will. Als ich an der Gardaseefähre ankam, waren die anderen beiden schon mit einem Eis bewaffnet. Das kam gerade richtig. Da wir noch auf das Boot warten mussten, verständigte ich noch Peter, dass es bei uns noch etwas länger dauern würde. Auf der Überfahrt genossen wir noch einmal die letzten Strahlen der Abendsonne, die bald hinter den Bergen verschwand.

Da hieß es noch mal die Beine in die Hand nehmen bzw. ein strammes Tempo fahren, um nicht die Kurvenstrecke im Dunkeln vor sich zu haben. Das Valvestino ist ja eine tolle Strecke, auch wie gemacht für die XBR.

Kurz aufeinander folgende Kurven, kleine Radien. Ich bin es mal mit einem Fiat Panda mit Breitreifen gefahren, soviel Spaß hatte ich nie wieder in diesem Auto. Jetzt rannte uns aber die Zeit davon und es wurde immer dunkler. Als es ganz finster war, fehlte immer noch ein Stück.

Die letzten Kilometer nach Idro kamen wir nur noch sehr langsam vorwärts. Endlich waren wir am Idrosee angekommen und zum Glück lotste uns Peter per Handy zum Hotel Alpino, sonst hätten wir noch länger danach gesucht. Es war bereits halb zehn und die Herbergsleute waren etwas angefressen, da die anderen sie mit dem Essen hingehalten hatten, ich einige Tage vorher noch einen Platz abgesagt hatte uns wir trotzdem eine Person zu wenig waren. Erich war nicht wie ausgemacht aufgetaucht und auch sonst lag keine Nachricht von ihm vor. Wir bekamen wenigstens noch die Vorspeisen, für die Hauptspeise reichte es nicht mehr, da die Küche schon dicht machte. Wir waren nach diesem Tag und seinen 450 km ziemlich abgekämpft und brauchten nach dem Essen noch eine Dusche um dann frisch und zufrieden ins Reich der Träume hinüber zu gleiten. Diese Nacht schlief ich hervorragend, obwohl neben Johannes auch eine gewisse Schnarchwahrscheinlichkeit bestand.

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4.Tag

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Am nächstem, dem 4. Tag, empfing uns wieder ein Bombenwetter. Der Idrosee lag wie gemalt vor uns im Morgenlicht.

Das Frühstück ließen wir uns in aller Ruhe schmecken und nach der Anstrengung am vorherigen Tag hatten alle keine Eile. Ich las den Corriere della Sera in dem die Schlagzeile lautete: Hitzerekord! In Mailand und Turin hatte es 39°C gehabt, die gefühlte Temperatur betrug aber wegen der hohen Luftfeuchte über 50°C! Das Gute an dieser Nachricht war, dass es wohl die nächsten Tage sehr schön sein würde, das Schlechte daran, dass die Temperaturen kaum sinken würden. Die Gruppe A bestand wieder aus Johannes, Ralf und mir, Erich war nicht aufgetaucht, ein Kontrollanruf bei ihm zuhause erbrachte dass er noch in Bozen saß und auf einen neuen Anlasser wartete, der bald eintreffen sollte. Um halb zehn ging es endlich los, zunächst auf die andere Seeseite nach Anfo und dann hoch zum Passo del Maniva. Wie am Vortag ging es gleich richtig los, Kurve an Kurve windet sich das Teersträßchen den Berg hinauf, unterhalb der Idrosee, auf den man eine tolle Aussicht hat. Unterwegs fuhren wir hinter einem alten 500er FIAT hinterher, der nicht nur drei Personen den Berg hinaufbringen musste, nein, sondern auch noch auf dem Dach einen riesigen Heuballen gebunden hatte!

Oben angekommen war ein Stück frisch geteert, aber dann wurde es interessant: die ausgesetzte Straße mit Galerien, Tunnels und immer wieder fantastischen Ausblicken.

Zum Teil war die Strecke durch Felsbrocken im Tunnel verengt.

Nach dieser Panoramastrecke ging es hinüber auf dem Plateau an Pferdeherden vorbei in Richtung Passo Croce Domini. Das letzte Stück zum Pass düste wieder mal Johannes mit Schmackes vorbei, die kurze Abfahrt war etwas kniffliger, denn man will ja nicht mit dem Ziel vor Augen auf die Plauze fallen. Die am Pass stehenden Chopperfahrer staunten nicht schlecht, als Ralf und ich daherkamen. In die Gegenrichtung starteten zwei Crosserfahrer, die es ordentlich krachen ließen, kein Wunder bei den Maschinen. Den Passo runter hatten wir auch viel Spaß und ich dachte daran, wie ich einmal auf dem verschneiten Pass auf der Strasse übernachten musste. Als wir in Breno angelangt waren, ließen wir aufgrund der vorgerückten Zeit den Schlenker über Schilpario aus sondern machten uns auf dem direkten Weg nach Edolo. Dort wurde getankt und in einem Supermarkt eingekauft, denn wir wollten irgendwo weit oben Brotzeit machen, unten wurde es langsam unangenehm heiß. In Monno ging es dann zum Passo della Foppa rauf, von dort die Hochstrasse über den Passo di Guspessa nach Trivigno entlang. Man hat von dort oben eine Aussicht nach Süden sowie nach Norden in Richtung Berninamassiv.

Selbst auf dieser Höhe von 1800 m war es noch knackig warm, aber deutlich angenehmer als unten im Tal. Bei einem kleinen Teich ließen wir uns nieder und packten aus: Brot, Wasser, Käse, Schinken, Rotwein, Salsiccia etc…das schmeckte!

Mit der Zeit wurde es uns ganz schön warm, was Johannes zu seinem ersten Lederkombistrip verleitete. Leider mussten wir wieder ins Tal und von dort zum Passo dell'Aprica. Ein paar schöne Kurven später waren wir in Tirano und überquerten die Grenze zur Schweiz. In Poschiavo kamen wir an der Herberge von vor zwei Jahren vorbei. Johannes rief mir zu anzuhalten und eine Pause zu machen. Na ja, da wir gerade erst die Mittagspause hinter uns hatten, dachte ich dass wir besser auf dem Berninapass anhalten, denn dort würde es mindestens 15°C kühler sein. Irgendwann hielt Johannes plötzlich an, riss sich unter Stöhnen und Jammern Helm und Jacke vom Leib und steckte seinen Kopf in den Brunnen mit eiskaltem Wasser. (Lederkombi ab 30 Grad ist Mord....) Ralf und ich sahen uns verdutzt an, denn es war schon heiß, aber dem Hitzekoller waren wir noch nicht so nahe. Johannes Wärmeisolation war ja schon enorm, erst die körpereigene und dann noch der eng anliegende Lederkombi, der sich natürlich schlecht kühlen lässt. Nach der Abkühlphase fuhren wir weiter den Bernina rauf. Dort trafen wir auf die Gruppe B, die wieder mal bei ihrer obligatorischen Rauchpause waren. Die Aussicht auf das Berninamassiv war auch bestürzend: Das ewige Eis wird es wohl nicht mehr lange sein, auch hier war der starke Rückgang der Eismassen in den letzten Jahren offensichtlich.

Hinunter ging es in lang gezogenen flüssigen Kurven bis nach Pontresina, als wir auf einmal in einen Mordsstau kamen. Alleine kommt man natürlich noch einigermaßen voran, aber die anderen müssen ja auch noch nachkommen. Grund war eine halbseitig gesperrte Straße, danach ging es wieder flüssig weiter. Durch St. Moritz und am Silser See vorbei gelangten wir zum Malojapass. Die spektakulären Kurven hinab in das Bergell waren einer der Höhepunkte des Tages. Unten angekommen machten wir am Straßenrand Pause und taten was für unseren Flüssigkeitshaushalt und tranken ein Käffchen und Wasser. Auch nach längerem Warten war von der Gruppe B noch nichts zu sehen, damit war klar dass wir heute Abend länger auf sie warten würden. Das Bergell zu fahren ist immer ein Genuss, mittlerweile ist es leider etwas ausgebaut, aber die hoch aufragenden Berge und die malerischen Dörfer entschädigen dafür. Kilometer für Kilometer wurde es wärmer und wärmer und langsam zogen Gewitterwolken auf. In Chiavenna war es dann ziemlich schwül und ich war froh, dass es gleich wieder zum Splügenpass hochging. Unterwegs blieb ich noch an einer Kreuzung am Vorderrad eines nach rechts ausscherenden Autos hängen, was außer viel Geschrei aber keine Folgen hatte. Tja, Rückspiegel sollten auch mal von italienischen PKW-Fahrern benützt werden. Den Splügenpass rauf wurde es spannend: Es fing zu tröpfeln an und ich hatte keine Lust, den Regenkombi anzuziehen. Auf der nördlichen Seite würde es doch wohl trocken sein. Und tatsächlich, ab der Passhöhe hörte es wieder zu regnen auf. Leider war die Fahrbahn aber ziemlich nass und die zahlreichen Serpentinen machten nicht so richtig Spaß. Ich zuckelte so vor mich hin, dass Ralf schnell näher kam. Mit nassen, schlüpfrigen Straßen hab ich es halt nicht so. Unten in Splügen wurden wir von einer Geißenherde aufgehalten und hatten Gelegenheit ein kleines Päuschen zu machen.

Tatsächlich war es dort trocken, es hatte sogar wochenlang kaum geregnet aber der Rhein führte Hochwasser. Dieses Wasser stammte nicht aus Regenfällen, sondern aus Gletscherschmelzwasser. Der heiße Sommer hatte noch eine weitere Hitzewelle zu bieten, die wir jetzt voll zu spüren bekamen. Dort oben war es wenigstens kühl und wir wollten noch weiter hinaus. Zum Pass hinauf bot sich die Gelegenheit, mal richtig so schön Gas zu geben. Na gut, was halt so geht mit einem ausgelutschten Motor und einiges an Gepäck. Aber für zwei GS 1000 reichte es dann doch noch, hähä. Oben wurde wie immer am Pass eine kleine Rast eingelegt.

Johannes hatte ein starkes Druckproblem, nein, nicht an der XBR, eher ein biogenes. Die paar Schritte zum Haus waren ihm wohl zu weit, er ergoss sich lieber in den kleinen See an der Passhöhe, was heftiges Kopfschütteln bei der einheimischen Bevölkerung hervorrief. (ich pinkle halt gern mit Ausicht*p*) Die Abfahrt in Richtung Bellinzona war ein besonderes Schmankerl, denn auf der alten Passstraße reiht sich Kurve an Kurve, Serpentine an Serpentine. Und das noch mit feinem Teer. Das Tal empfing uns mit steigenden Temperaturen, die sich im Tessin zu einer subtropischen Schwüle steigerten. Nach den letzten Kilometer hinter Bellinzona, die wir mit Seeblick auf den Lago Maggiore zurücklegten, erreichten wir nach 400 km unser heutiges Tagesziel Locarno. Das Hotel Gottardo hatten wir schnell gefunden und bezogen. Ein kleines Hotel, aber noch bezahlbar, denn die Hotelpreise im Tessin können getrost als astronomisch oder als legalisierter Raub bezeichnet werden. Wir mussten noch eine ganze Weile warten, bis die Gruppe B eintraf, geduscht und ausgehfertig war. Da wir natürlich als erste fertig waren und in der Gegend herumstanden, luden uns die sympathischen Hoteleigner noch auf ein Gläschen ein. Als um halb zehn endlich alle beisammen waren, liefen wir kreuz und quer durch Locarno, um noch ein offenes Restaurant zu finden. Das brachte uns ins schwitzen, da es um diese Uhrzeit immer noch 32°C hatte, bei einer hohen Luftfeuchtigkeit. Schließlich fanden wir eine Kneipe, die Pizzas und einen Tisch auf der Terrasse anbot. Eine Pizza und zwei Bier später waren wir wieder mit der Welt im reinen.

Jene Nacht war auch nicht sehr geruhsam, denn die Schwüle ließ keinen tiefen Schlaf zu und wir schwitzten trotz offenem Fenster munter vor uns hin.

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5.Tag

Zum vorhergehenden Tag der Tour...

Am nächsten, dem 5. Tag, war es morgens um sieben Uhr immer noch 28°C warm! Das sagt alles. Die Hoffnung war, dass wir den Tag meist in der Höhe verbringen würden. Das Frühstück war von schweizerischer Qualität und üppig. Nach dem Aufpacken verabschiedeten wir uns von Roland, der den Heimweg antreten musste. Die Gruppe A, bestehend aus Johannes, Ralf, Thomas und mir fuhr schon mal los ins Centrovalli, das mehr ans nahe gelegene Italien erinnert, mit kleinen feinen Kurven und einer gewissen Patina. Kurz darauf passierten wir wieder die Grenze zur Schweiz und machten uns zur Auffahrt zum Simplon. Da dies eine wichtige Nord-Südverbindung ist, ist sie dementsprechend ausgebaut und fahrerisch eher unspektakulär. Oben am Pass trafen wir auch die Gruppe B wieder, die - na was wohl? -eine Rauchpause machte. Die Aussicht auf die Gletscher oberhalb des Passes ist großartig, vor allem im gleißenden Licht am Morgen.

Das Wetter war ja wieder mal - ihr wisst schon. Den Pass runter führte wieder eine halbe Autobahn, kurz vor Brig hätte ich beinahe die Abfahrt verpasst. Als niemand hinter mir auftauchte, fuhr ich rätselnd nach Brig hinein. Es wussten ja die anderen, dass wir uns am Bahnhof mit Matthias treffen wollten, der aus Winterthur anreiste. In der Stadt fanden wir uns dann alle wieder und warteten vor dem Bahnhofsgebäude auf den Ententreiber. Das dauerte noch ein wenig, denn er kam nicht so schnell voran wie gedacht. Schließlich traf er aber doch ein und wir konnten weiterfahren. Das restliche Programm des Tages bestand in den schönsten Seitentälern des Wallis, welche sogar mir unbekannt waren. In Visp bogen wir links ab in Richtung Stalden. Von dort aus führte eine der beeindruckensten Strecken der ganzen Tour hinauf auf die Moosalp.

Steil führt die Straße durch pittoreske Dörfer,

kühne Serpentinen und fantastische Ausblicke nach oben. Immer wieder blieb ich stehen um ein Foto zu schießen oder um einfach nur die grandiose Aussicht zu genießen.

Oben angelangt beschlossen wir in der Moosalpe Mittag zu machen. Dabei trafen wir auch die Gruppe B wieder. Johannes düste los und wollte im Tal neue Bremsbeläge besorgen. (MIST MIST MIST da habe ich mir vorher rechtzeitig zwei Sätze beschafft, weil die neue Belagstärke schon so dünn ist und dann habe ich diese beim packen vergessen....) Das war ein uriger Berggasthof, der typisch schweizerische Gerichte anbot. Die auf schwyzerdütsch gehaltene Speisekarte bereitete vor allem den norddeutschen Mitfahrern Probleme, aber mit Matthias hatten wir den perfekten Dolmetscher dabei und so kam jeder zu einem schmackhaften Mittagessen.

Gut gestärkt genossen wir die Kühle in 2000 m Höhe und hatten keine Eile, denn die heutige Wegstrecke war im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen relativ kurz und wir mussten sowieso noch auf Johannes warten. Als er mit neuen Belägen eintraf (Simone Betteo vonKTM und Aprilia ITAN in VISP hat mir trotz Verständigungsschwierigkeiten super geholfen!), konnte es wieder weiter gehen. Über leckere Kurven führte die schmale Straße nach unten zurück ins Rhonetal. Das nächste Seitental stand schon auf dem Programm: in Grone fuhren wir ins Val d'Hérens, laut Denzel das schönste Seitental des Wallis. Über nette kleine Dörfer gelangten wir zum Talschluß nach Arolla. Dort war die Straße zu Ende und wir machten ein Päuschen, um bei einem café au lait (wir hatten die Sprachgrenze im Wallis passiert) die Aussicht auf die mächtigen Dreitausender zu genießen, die sich vor uns aufragten. Als wir wieder losfuhren, kam auch die Gruppe B an.

Die Abfahrt zum Rhonetal wartete mit einer besonderen Sehenswürdigkeit auf: steil aufragende Steinpyramiden bei Euseigne, durch die die Straße direkt hindurch führt. Sie wirken irgendwie unwirklich und von einer großen Hand dort hinmodelliert.

Je weiter wir wieder nach unten kamen, desto schwüler wurde es wieder. Unten im Tal war es mit der Stille und Beschaulichkeit wieder vorbei und nach einem Tankstopp fuhren wir nach Sapinhaut. Dort war ein Ausflug nach Verbier über Sandsträßchen geplant. Leider war Auffahrt zum Croix de Coeur gesperrt und so mussten wir uns mit dem Col de Planches zufrieden geben.

Zu meiner Überraschung war die Strecke nicht asphaltiert und wir hatten noch unseren Spaß an einer netten Strecke. Auf der Abfahrt runter nach Martigny kamen wir wieder auf Teer und genossen die letzten Kurven zu unserem Zielort. In Martigny kurvten wir etwas rum, bis ich das Hotel Vieux Stand gefunden hatte, dessen Name kaum zu lesen war. Wir bezogen unsere Zimmer, genossen eine Dusche und warteten auf Gruppe B, die bald eintraf. Nach einem Bierchen am Tresen gingen wir ins Restaurant wo wir gepflegt spachteteln, ich kann mich dunkel an Steak mit Sauce Bearnaise erinnern. Ein paar Bier löschten den Durst, der sich über den Tag angesammelt hatte. Der Vorteil war, dass wir nur die Treppe hinauffallen mussten, um schon im Bett zu sein.

Zum nächsten Tag der Tour...