5.Tag
Zum vorhergehenden Tag der Tour...
Am nächsten, dem 5. Tag, war es morgens um sieben Uhr immer noch 28°C warm! Das sagt alles. Die Hoffnung war, dass wir den Tag meist in der Höhe verbringen würden. Das Frühstück war von schweizerischer Qualität und üppig. Nach dem Aufpacken verabschiedeten wir uns von Roland, der den Heimweg antreten musste. Die Gruppe A, bestehend aus Johannes, Ralf, Thomas und mir fuhr schon mal los ins Centrovalli, das mehr ans nahe gelegene Italien erinnert, mit kleinen feinen Kurven und einer gewissen Patina. Kurz darauf passierten wir wieder die Grenze zur Schweiz und machten uns zur Auffahrt zum Simplon. Da dies eine wichtige Nord-Südverbindung ist, ist sie dementsprechend ausgebaut und fahrerisch eher unspektakulär. Oben am Pass trafen wir auch die Gruppe B wieder, die - na was wohl? -eine Rauchpause machte. Die Aussicht auf die Gletscher oberhalb des Passes ist großartig, vor allem im gleißenden Licht am Morgen.
Das Wetter war ja wieder mal - ihr wisst schon. Den Pass runter führte wieder eine halbe Autobahn, kurz vor Brig hätte ich beinahe die Abfahrt verpasst. Als niemand hinter mir auftauchte, fuhr ich rätselnd nach Brig hinein. Es wussten ja die anderen, dass wir uns am Bahnhof mit Matthias treffen wollten, der aus Winterthur anreiste. In der Stadt fanden wir uns dann alle wieder und warteten vor dem Bahnhofsgebäude auf den Ententreiber. Das dauerte noch ein wenig, denn er kam nicht so schnell voran wie gedacht. Schließlich traf er aber doch ein und wir konnten weiterfahren. Das restliche Programm des Tages bestand in den schönsten Seitentälern des Wallis, welche sogar mir unbekannt waren. In Visp bogen wir links ab in Richtung Stalden. Von dort aus führte eine der beeindruckensten Strecken der ganzen Tour hinauf auf die Moosalp.
Steil führt die Straße durch pittoreske Dörfer,
kühne Serpentinen und fantastische Ausblicke nach oben. Immer wieder blieb ich stehen um ein Foto zu schießen oder um einfach nur die grandiose Aussicht zu genießen.
Oben angelangt beschlossen wir in der Moosalpe Mittag zu machen. Dabei trafen wir auch die Gruppe B wieder. Johannes düste los und wollte im Tal neue Bremsbeläge besorgen. (MIST MIST MIST da habe ich mir vorher rechtzeitig zwei Sätze beschafft, weil die neue Belagstärke schon so dünn ist und dann habe ich diese beim packen vergessen....) Das war ein uriger Berggasthof, der typisch schweizerische Gerichte anbot. Die auf schwyzerdütsch gehaltene Speisekarte bereitete vor allem den norddeutschen Mitfahrern Probleme, aber mit Matthias hatten wir den perfekten Dolmetscher dabei und so kam jeder zu einem schmackhaften Mittagessen.
Gut gestärkt genossen wir die Kühle in 2000 m Höhe und hatten keine Eile, denn die heutige Wegstrecke war im Vergleich zu den vorangegangenen Tagen relativ kurz und wir mussten sowieso noch auf Johannes warten. Als er mit neuen Belägen eintraf (Simone Betteo vonKTM und Aprilia ITAN in VISP hat mir trotz Verständigungsschwierigkeiten super geholfen!), konnte es wieder weiter gehen. Über leckere Kurven führte die schmale Straße nach unten zurück ins Rhonetal. Das nächste Seitental stand schon auf dem Programm: in Grone fuhren wir ins Val d'Hérens, laut Denzel das schönste Seitental des Wallis. Über nette kleine Dörfer gelangten wir zum Talschluß nach Arolla. Dort war die Straße zu Ende und wir machten ein Päuschen, um bei einem café au lait (wir hatten die Sprachgrenze im Wallis passiert) die Aussicht auf die mächtigen Dreitausender zu genießen, die sich vor uns aufragten. Als wir wieder losfuhren, kam auch die Gruppe B an.
Die Abfahrt zum Rhonetal wartete mit einer besonderen Sehenswürdigkeit auf: steil aufragende Steinpyramiden bei Euseigne, durch die die Straße direkt hindurch führt. Sie wirken irgendwie unwirklich und von einer großen Hand dort hinmodelliert.
Je weiter wir wieder nach unten kamen, desto schwüler wurde es wieder. Unten im Tal war es mit der Stille und Beschaulichkeit wieder vorbei und nach einem Tankstopp fuhren wir nach Sapinhaut. Dort war ein Ausflug nach Verbier über Sandsträßchen geplant. Leider war Auffahrt zum Croix de Coeur gesperrt und so mussten wir uns mit dem Col de Planches zufrieden geben.
Zu meiner Überraschung war die Strecke nicht asphaltiert und wir hatten noch unseren Spaß an einer netten Strecke. Auf der Abfahrt runter nach Martigny kamen wir wieder auf Teer und genossen die letzten Kurven zu unserem Zielort. In Martigny kurvten wir etwas rum, bis ich das Hotel Vieux Stand gefunden hatte, dessen Name kaum zu lesen war. Wir bezogen unsere Zimmer, genossen eine Dusche und warteten auf Gruppe B, die bald eintraf. Nach einem Bierchen am Tresen gingen wir ins Restaurant wo wir gepflegt spachteteln, ich kann mich dunkel an Steak mit Sauce Bearnaise erinnern. Ein paar Bier löschten den Durst, der sich über den Tag angesammelt hatte. Der Vorteil war, dass wir nur die Treppe hinauffallen mussten, um schon im Bett zu sein.