Die ganze Tour von Robert und mir in Übersicht....
links oben der "Nabel der Welt" (Miesbach) von da sind wir am 28.4.06 nach Ancona gedüst von dort mit der Fähre nach Igouminitsa in Griechenland.

 

 

 

Einmal quer durch bis Istanbul, dann quer durch die Türkei bis Iskenderun. In Syrien Aleppo (Halab) dann am Euphrat entlang, abgebogen nach Rusafa, Deir-ez-Zor, Palmyra, Damaskus.
Von dort rüber in den Libanon, Jounieh, Mont Libanon, Beirut, Baalbeek.
Zurück in Syrien, Krak des Chevalliers, Hama, die toten Städte, ...., in der Türkei ins Tarsusgebirge, Derinkuiyu, Kappadokien, Pamukkale, Bodrum, Efesus, Çesme und mit der Fähre nach Ancona. Faulerweise mit dem Autoreisezug zurück nach München.
Ja das wars dann eigentlich, am 28.5.06, gar nicht so schwierig - oder?

Na gut, ein bischen Vorbereitung im Vorfeld waren für die ca 7500 Km schon nötig.

Grundidee der Tour ist das Motto: "Einmal rund ums Mittelmeer". Leider ist dies aus politischen und urlaubstechnischen Gründen nicht wirklich zu machen. Angesetzt zu Planungen hatten wir schon vor 3 Jahren,. Wegen eines Jobwechsels erkundete Robert 2004 mit der XBR Marokko, der zweite Versuch scheiterte ebenfalls 2005 an beruflichen Gründen. 2006 war endlich der Weg frei! Die ideale Reisezeit für Syrien ist Frühjahr oder Herbst. Wir entschieden uns für Frühjahr, obwohl die Anfahrt damit eher kritisch werden konnte aufgrund Schnee und niedriger Temperaturen. Dafür war aber vor Ort noch mehr grün zu erwarten als im Herbst.

Der Schnee kam, wie man bei Robert vor der Türe bei unserem Vorbereitungstreffen im Januar sehen konnte. Da waren wir dann schon froh, daß wir die Route mit der Fähre (über ADAC gebucht) und nicht auf Achse über die Yugo Republiken und Bulgarien gewählt hatten. So wurden nochmal Internet, Karten und Reiseführer (Lonely Planet, Baedeker, Kultur Schock.... ) gewälzt. Die Checkliste bearbeitet und abgeprüft. Neue Pässe und internationale Führerscheine besorgt (Formular von 1929! - weil der ist auch auf Arabisch). Visas für Syrien beantragt. Versicherungen abgeschlossen bzw. auf Gültigkeit abgefragt. Fotoequipment vorbereitet und (Probe) gepackt. Die in den Reiseforen und vom ADAC vorgeschlagenen Carnet de Passage werden übrigens nicht benötigt und deswegen haben wir auch keine beschafft.
Vollmacht und Testament unterschreiben. Klingt dramatisch, sollte man aber soundso mal machen. Robert fing sogar an Arabisch zu lernen, halbherzig hab ich mir auch eine Arabisch CD gekauft....
Um fit zu sein für die Tour habe ich meine Einheiten im Fitnesstudio erhöht.

Interessierter als der Duchschnitt der Deutschen haben wir die Auswirkungen des "Karikaturenstreits" und die brennende dänische Botschaft in Damaskus verfolgt. Übereinstimmend mit den meisten, die die Lage auch vor Ort verfolgten, kamen wir zu der Meinung, daß die Lage vor Ort an sich nicht fremdenfeindlich ist und somit die Reise weiterhin möglich ist.

Die Kommentare von Johannes sind in schwarz, die Kommentare von Robert in rot gehalten.

 

Das ist Schnee, was? Hier im Januar war ich froh, dass die Reise erst im April starten sollte!

Zu den XBRs , den eigentlichen Stars der Reise:

Roberts 255000 Km XBR wurde vor nicht allzulanger Zeit bei Mart!n überholt und nach einer Grundwartung und Neubesohlung sollte die XBR auch noch knapp 10000 weitere Km ertragen. Das Packvolumen war ja von Robert schon vor Jahren mittels x Streben und Schweißungen optimiert worden. Zusätzliche 11 kg Flacheisen sowie eine 80L Alukiste von Därr hatte ich schon 1993 durch meinen Freund Stefan dranbruzzeln lassen, ein wahres Hexenwerk! Schaut verwegen aus, hält aber nach einigen Optimierungen bombenfest.  Einer der betagten Koffer mußte auch bei ebay durch einen baugleichen ersetzt werden. Leider gingen damit auch einige der zünftigen Aufkleber aus aller Welt den Gang alles Vergänglichen und Robert ersetzte diese durch Landesaufkleber. Das war hart, aber der Koffer fiel buchstäblich auseinander, nach Entfernen des zahlreichen Klebebands blieb nicht mehr viel übrig, schluchz!

Meine 90000 Km XBR war im Winter vor der Reise fällig. Ich hatte mir im Vorfeld schon einen Motor mit wenig Km und 27 PS aus der Bucht geholt und diesen mit ein paar Dominatorteilen und Choice Hilfe auf 600ccm aufgebaut. Ein Mikuni und ein paar neue Gabelfedern, sowie eine Überholung der Konis vollendeten das Werk. Meine optischen Ansprüche führten allerdings dazu, daß ich doch recht knapp fertig wurde. Dank an Peter von der "Garasch" für den Tip mit der VHT Farbe und sonstige Unterstützung.
Im März konnte ich eine 500 Km Probefahrt bei erfreulicherweise freundlichem Wetter abspulen. Vorher hatte ich schon Bedenken wegen dem Wetter - ohne ausführliche Probefahrt auf eine so lange Reise zu gehen ist riskant. Soweit aber alles in Ordnung...noch ein Ölwechsel, damit sollte auch auf den nächsten Km alles ok sein. Da meine Scott-Oiler gepflegte Kette schon über 40000 Km drauf hatte war ich am überlegen, ob ich vieleicht einen neue spendieren sollte. Da aber alles gut aussah noch viel Platz zum Spannen und der "Haifisch" am Ritzel ganz minimal war tauschte ich nur das Ritzel.

Meine antiken Hepco Koffer schienen mir zu klein und unstabil, außerdem ist ist ein Topcase schon praktisch um Kleinkram, eine Jacke oder den Helm unterzubringen. Also in der Bucht einen Hepco Journey Satz ersteigert und auf Anraten von Garagenfreund Erich die Befestigungsbügel unter dem Nummernschild mit einem Edelstahlrohr verbunden.

So vorbereitet habe ich mich am Vorabend der Reise nach der Arbeit auf den Weg zu Robert gemacht. Wie immer war noch dies und das zu tun und so wurde es neun Uhr abends im Dunklen bei leichtem Nieselregen, als ich mich auf den Weg zu Robert machte. So nach 2 Km und noch in Nürnberg nahm die XBR kein Gas mehr an????? Katastrophe?
Ruhig bleiben - Situation analysieren: Da fiel es mir gleich wieder ein. Ich hatte am Vortag noch "schnell" einen neuen Benzinschlauch montiert, weil mir der alte zu porös erschien. Also den Schlauch etwas gekürzt so, daß es keinen Knick mehr gab- schon gings wieder.

Robert war schon etwas unruhig, als ich kurz vor Mitternacht ankam. Immerhin wollten wir am nächsten morgen um 5 Uhr früh losfahren. Aaargh! Das ist alles gepackt und vorbereitet, das Moped steht abfahrbereit, sogar das Frühstücksmüsli ist schon vorbereitet, man sollte zeitig ins Bett gehen und wer fehlt? Der Johannes! Und das bei kräftigem Regen! Er trudelte aber dann doch noch ein...

 Na ja, bei dem Adrenalin vor so einer Reise sind 5 Stunden Schlaf völlig in Ordnung. Morgens also Kaffee rein, alle Thermo Klamotten incl Regenkombi anziehen , und los.....

   

 

Bub bub bub bub bub bub - Bei Salzburg wurde es langsam hell und freundlicherweise regnete es Brenneraufwärts nicht. Salzburg?? Natürlich Kufstein! Es war immer wieder witzig, welche Orientierung Johannes zeigte. Auf Nachfrage war er meist nicht in der Lage, die Tagesetappen nachzuvollziehen. Im Gegenzug berichtete er immer von interessanten Begebenheiten abseits der Strasse, die an meinem Tunnelblick komplett vorbeigegangen waren. So eine Autobahn ist schon was feines - Hannibal hatte es nicht so einfach als er seine Elefanten über das Gebirge bringen musste. OK, wenn man genauer nachforscht war Hannibal nicht am Brenner, dafür war er aber als Heerführer in Syrien...
So gondelten wir immer hart am Wind und etwas über der zugelassenen Höchstgeschwindigkeit von 110 Km/h Richtung Ancona. Der Blick auf die blühenden Apfelbäume lenkte etwas von der eintönigen Route ab und für Spannung sorgte auch mein bei Vollgas absterbender Motor.
Blühende Apfelbäume? Wo?? Der Benzinschlauch war schon wieder geknickt.... Die Spannung stieg, weil viel mehr abschneiden war dann nicht mehr und kein Ersatz dabei, aber es hat funktioniert. Es hörte erst bei Verona zu regnen auf, in Kombination mit den einstelligen Temperaturen ist das kein Genuß. Bei Trento wurde Sprit in die durstigen XBRs gefüllt (Kiste, Koffer und Regenkombi haben den cw-Wert einer Schrankwand) und für die XBR-Treiber gab's den obligatorischen Cappu mit Brioche und Aspirin, der Hintern würde es danken. Bei Verona riss plötzlich der Himmel auf und wir fuhren durch die Po-Ebene bei blauem Himmel. Wir trauten dem ganzen jedoch nicht und beließen die Kombis noch an. Als bei Bologna der Regen wieder einsetzte, waren wir ganz froh darüber. Ein Megastau wegen eines Unfalls konnte uns nicht aufhalten, wir bügelten einfach hinter dem Abschleppwagen auf dem Standstreifen hinterher.

Da ich beim Packen der Koffer streng auf das Gewicht geachtet und das Topcase praktisch leer hatte, war die XBR auch trotz der dicken Koffer noch ganz gut zu fahren. Robert ruderte dank seiner hoch aufbauenden Kiste bei Seitenwind immer wieder mal recht doll. Ein Nachteil der Kiste ist auch, daß trotz der riesenverlängerten Spiegel die Rücksicht eher mau ausfällt. Dies und wohl das noch anhaltende Reiseadrenalin führten zu ein paar spektakulären Überholmanövern von Robert, bei denen ich unsere Reise schon vorzeitig enden sah....Italienische Autofahrer sind jedoch aufmerksamer als deutsche und wie man sieht sind wir rechtzeitig und wohlbehalten am Hafen und auf dem Schiff angekommen. Oweihahauerha! Den schwarzen X5 hab ich einfach nicht gesehen! Der Fahrtwind drehte die Spiegel nach hinten und der tote Winkel besorgte den Rest. Na ja, hauptsache es bleibt noch mindestens 105 cm Platz zum durchschlüpfen....ab da zwang ich mich trotz Würgeanfällen zum Schulterblick.

An der Küste endlich auch Temperaturen, die man als angenehm bezeichnen kann. Jetzt habe ich mein Mopped fast auf Neuzustand hingepflegt und? Der Druck der 600 ccm hat offensichtlich die Prallbleche im betagten Auspuff losgeschüttelt und die BMW Fahrer im Hafen sehen mitleidig auf meine Kleine hernieder.... Links hatte ich das schon, Krümmerinnenrohr losvibriert, mein Schweißer hat das in 3 Bohrungen festgeschweißt, hätte ich rechts auch gleich machen lassen sollen. Robert hat es gefreut, endlich ist seine mal nicht der Underdog.... Häää? Underdog? Versteh ich nicht...

 

Auf dem Schiff wurden die Moppeds in der lächerlichsten Art und Weise festgemacht, die ich je gesehen habe. Alle Moppeds an einen "Säustrick" der um Fussrasten und über die Sitzbank geführt wurde. Na gut, dachte ich mir, ich lasse auf einer Seite einen Koffer dran und wenn mein Moped nach der anderen Seite umfällt, dann landet es weich in einem der vollverkleideten Tourer. Naja, wir und die mitreisenden Biker entschlossen uns nach anfänglichen Kopfschütteln zu heftigem Widerspruch . Das konnte nicht gutgehen und wir sahen schon im Geiste einen XBR-Lenker in einem BMW-Tank stecken. Der Seemann versuchte uns zu beruhigen, die Motorräder wären für ihn wie seine eigenen, aber das war wenig glaubhaft. Am nächsten Tag würde es dann keiner gewesen sein. Wir versuchten, selbst noch Hand anzulegen, aber das ganze ließ sich nur von totalem Murks bis zum Murks steigen. Die mangelhafte Verzurrung ließ die Hoffnung auf eine Sturm- und Seegangfreie Überfahrt steigen. Da wir einen anstrengenden Tag hinter uns hatten duschten wir uns kurz in der propperen Kabine (brackiges Wasser und ölige Luft in der Schiffskabine-das war einmal), aßen ein Gyros und tranken zwei hopfen- und malzhaltige Energiedrinks. Vor dem zeitigen Schlafengehen noch ein schottisches Betthupferl mit dem wir auf die Reise anstießen! Eine nette Überraschung, Single Malt in Plastik, sollte aber noch gute Dienste leisten.
Ha! - endlich unterwegs!Als sich am nächsten Morgen die Klappe der Fähre öffnete hatten wir einen ersten Blick auf griechisches Festland.

Und was erwartete uns? Reeeeeegen! Uff! Von wegen sonniger Süden!

 

Dank leichtem reifenschonendem Niesel, der uns nicht mehr los lassen sollte, streiften wir uns die Regenkombis über. Ja, ja - die Autobahn ist fast fertig hat mir mein griechischer Freund Paul erklärt. Genaueres war auch bei ADAC und Reiseseiten nicht herauszubekommen. Ich kann mich erinnern als ich vor 25 Jahren schon mal hier war, war die Autobahn auch in Bau...
NA GUT - es sind auch beindruckende Kalksteingebirge zu überwinden und zu durchbohren und Griechen sind keine Schweizer - oder? Also aus meiner Sicht wird es noch ein Jahrzehnt dauern bis die Bahn fertig ist.
Ich freute mich schon über die Kurvenabwechslung als ich auf einer der unausgebauten Serpentinen des Katara Passes (ca 1700 m) auf dem nassen Kalkteer einen Rutscher (ohne Sturz) hatte. Schon habe ich es bereut statt auf BT 45 auf dem (geschenkten) ME99 unterwegs zu sein. Robert: "Das ist alles nur mental". Na ja, von hinten sah es grausig aus. Ich dachte mir schon, dass das nicht lange gut geht, quasi mit Ansage. Dann war es nur ein glimplicher Rutscher, aber danach war bei Jo der Ofen aus. Eine Linie, dass der Sau graust <grunz>. Ich dachte mir "Was macht der denn? Er kann's doch!" Aber wenn man sich erstmal eingeschissen hat, dann wird jedes Grad Schräglage zur Herausforderung. OK - ich muß schon zugeben, daß ich am Anfang einer Reise immer etwas vorgespannt bin, auch und weil mir im Frühjahr die Routine fehlt. Trotzdem tourten wir gut gelaunt durch die Berge, die immer wieder schöne Aussichten freigaben um dann bei einem Tankstop mal etwas genauer das Öl zu prüfen, die Kette zu schmieren bzw. den Scottoiler nachzufüllen. Die 1000 Km hatten wir schließlich schon fast voll.

Roberts gute Laune erhielt einen Dämpfer als er feststellte, daß Geldbeutel und Motorrad- sowie Kistenschlüssel in der Kiste eingeschlossen waren. Der Ersatzschlüssel war auch noch darin verstaut. Aaaaaaaaaaaargh!!!!!! Glücklicherweise konnte ich mich noch an BW Zeiten erinnern. Damals wurden bei vergessenem Schlüssel die Spint Vorhänge Schlösser mit einem deftigen Schlag mit der Stahlhelmkante geöffnet. Nachdem in der Tanke kein Werkzeug (und kein Stahlhelm) vorhanden war sah ich einen größeren Stein herumliegen. Mit diesem und einem Schraubenzieher war das Schloß unter dem Gebelle des Tankstellenwachhundes schnell geöffnet. Soviel zur Einbruchsicherheit. Trotzdem hat die Aktion kaum Zeit gekostet und schnell waren wir wieder auf Achse. Beruhigend, diese Diebstahlsicherung...
Unser Ziel war schließlich so weit wie möglich Richtung Grenze Griechenland vorzudringen. Mittags speisten wir in Grevena opulent in einem Restaurant das uns ein griechischer Biker von MOTOE empfohlen hatte.
Mjam, da durfte die Mittagspause etwas länger dauern. Ansonsten wurde sprichwörtlich nur zum Pinkeln und Tanken gehalten. Wobei wir schon auf die Ausicht Wert legten. Einzige Schrecksekunde war ein Suizidvogel, der sich vor mir mit Topspeed seitlich in die Dachkante eines Autos bohrte. Durch die Impulserhaltung wurde er wie ein Querschläger beim Tennis fünf Meter im rechten Winkel senkrecht in die Höhe katapultiert. Ich zog den Kopf ein, denn ich wollte ihn beim Runterkommen nicht abbekommen. Johannes interpretierte das als Kamikaze-Attacke des Vogels, der in der Zwischenzeit wohl aber schon längst den letzten Rest seines freien Willens ausgehaucht hatte.

 

Ansonsten wurde sprichwörtlich nur zum Pinkeln und Tanken gehalten. Wobei wir schon auf die Ausicht Wert legten. Der Blick auf die Ägäis entspannt.....

Abends fanden wir in Alexandroupolis das anständige Hotel Park in dem wir auch noch was zu essen bekamen. Ja, und nebenbei gab's dank Satellit noch das DFB-Finale, das war schon etwas schräg. Deutscher Fußball statt Sirtaki.

Am nächsten Morgen hieß es wieder frühest möglich aufstehen, weil wir nicht zu spät in Istanbul ankommen wollten.

An der Grenze zur Türkei hatten wir eigentlich Trubel erwartet, aber es war fast kein Verkehr und trotz aufwändiger Abfertigung an 3 nacheinander folgenden Schaltern hat die Prozedur des Grenzübertritts nicht allzulange gedauert. An der selben Grenze stand ich auch schon mal vor 20 und ein paar Jahren und allzuviel verändert hat sich nicht. Ein großer Duty free mehr. Zum Geldwechseln war er gut genug. Die Prozeduren waren etwas umständlich, Stempel bei der Einreise des Grenzpostens, Stempel der Einreise, Stempel für das Motorrad, Zollpapiere (Triptik) für das Motorrad, Stempel beim Verlassen des Grenzpostens. Zum Glück war so gut wie nichts los.

Uns sollte es recht sein und schon tauchten wir in den Orient ein. Der erste Hinweis darauf war der erste iranische LKW, den wir an der Grenze sahen. Hinter der Grenze gnadenlose Einsamkeit, kaum zu glauben, daß sich die Türkei auf einem positivem wirtschaftlichem Weg befindet. Mit was werden hier Waren transportiert? Offensichtlich nicht über Land.
Richtung Istanbul langweilige Fahrerei. Beim ersten mal Tanken in der Türkei ging uns auf, daß die leeren Straßen vielleicht auch mit den Spritpreisen zu tun haben. Bei den Preisen kann sich das normale Volk Autofahren gar nicht leisten.
Ich rätselte die ganze Zeit, ob die Preise in Gallonen angegeben waren, denn ich konnte mir keinen Reim auf den Zusammenhang zwischen Wechselkurs und den Benzinpreisschildern machen. Erst nachdem wir das erstmal in der Türkei getankt hatten, bekamen wir es schwarz auf weiß: der Liter Sprit kostete 1,55 €! <scharf die Luft einzieh>

So trafen wir am späten Nachmittag in Istanbul ein um dort erst einmal herumzuirren. Mannomannomann! Ich halte mir ja zugute, mich relativ gut orientieren zu können, aber das war dann doch eine Herausforderung! Nur mit einer Übersichtskarte bewaffnet bogen wir natürlich genau an der falschen Stelle ab, Topkapi würde ja wohl stimmen...auf einmal waren wir auf einer verstopften Autobahn und uns dämmerte langsam, dass was nicht stimmen konnte. Also runter von der Autobahn und irgendwo verirrt. Die Rückfahrt gestaltete sich schwierig. Eine Tankstelle verfügte über keinen Stadtplan also half nur durchfragen. Die Leute waren sehr nett, es stellte sich aber heraus, dass die Istanbuler Taxifahrer keine Karten kennen, denn die erstaunten Augen des Taxifahrers zeigten mir dass ich ihm genausogut eine Karte von Athen hätte zeigen können. Immerhin schickte er uns schon mal in die richtige Himmelsrichtung. Wir erkundeten kleinste Gässchen der Altstadt, da der direkte Weg zu unserem Ziel nicht möglich war. Endlich landeten wir vor der blauen Moschee, und erkundigten uns nach dem Hotel Nezih das ich über das Internet gebucht hatte. Ein Kioskbesitzer wollte uns freundlicherweise dort hinführen. Aber halt! Ob wir bei ihm nicht netterweise einen Reiseführer für lausige 10 € erwerben wollten? So hatte jeder was davon... Mit Genugtuung stellten wir fest, dass auch er sich durchfragen musste und schließlich erreichten wir unser Tagesziel, hinter seinem Roller einige Verkehrsregeln brechend (gegen die Einbahnstraße, auf den Straßenbahnschienen und durch die Fußgängerzone....). Später stellte sich raus: Top Kapi ist auch ein Ortsteil und nicht nur der gleichnahmige Palast.....

Nach dem Einchecken starteten wir noch einen Rundgang durch Istanbul inklusive kurzem Besuch der blauen Moschee und der Hagia Sophia. Ich war ja im Gegensatz zu Jo das erstemal in Istanbul und fand die beiden Hauptattraktion sehr beeindruckend. Die Blaue Moschee weist sechs Minarette auf, nur die Moscheen in Mekka und Medina verfügen über sieben. Im Inneren war ich froh ein Ministativ gekauft zu haben, so konnte ich tolle Bilder vom Inneren machen. Blau-weiße Kacheln geben der Moschee ein zartes, fragiles aber auch sehr elegantes Bild. Es war bisher die schönste Moschee, die ich gesehen habe. Gleich gegenüber befindet sich die Hagia Sofia. Einst unter Kaiser Justitian im 6. Jhrdt erbaut, galt sie fast eintausend Jahre als größte Kirche der Christenheit. Dass sie das eines Tages nicht mehr war hatte zwei Gründe: erstens wurde sie vom Petersdom übertroffen und zweitens durch die türkischen Eroberer in eine Moschee umgewandelt. Heute ist sie ein Museum und beeindruckt durch ihre Ausmaße, den frischen, freundlichen Farben sowie dem Nebeneinander von christlichen und muslimischen Artefakten. Die Mithrab (Gebetsnische in Richtung Mekka) ist genauso anzutreffen wie ein Mosaik der Jungfrau mit dem Kinde. Ein ähnliches Beispiel des Respektes vor der anderen Religion findet sich in der Fusion der Kathedrale mit der Moschee in Cordoba. Leider zeigten Christen und Moslems sonst oft deutlich weniger Achtung voreinander.

Danach war es auch schon Zeit für's Abendessen und wir entschieden uns für ein gemütliches Lokal mit dem ausschlaggebenden offenen Kamin, es war mittlerweile empfindlich frisch geworden. Ein leckeres brutzeldes Lammragout später machten wir uns auf den Nachhauseweg, ohne der Versuchung eines der zahlreichen Süßwarenstände widerstehen zu können. Ich probierte die "Atombombe", eine große süße Kugel in Pistazien gewälzt, die kalorientechnisch ihrem Namen Ehre machte. Schmeckte aber auch gigantisch. Im Hotel empfahl uns der Nacht wächter unsere Mopeds so zu parken, dass er sie sehen konnte, da sonst "Zappzarapp!". Da Jo etwas Probleme hatte, seine XBR über den 30 cm hohen Bordstein zu bugsieren, versuchte ich es mal und hätte sie beinahe im Schaufenster versenkt. Das Ding hat jetzt aber auch eine Kompression! Heidewitzka!

Die Stärkung konnten wir auch gebrauchen; denn am nächsten Tag, dem 1. Mai hatten wir unseren "Iron Butt" Tag. Also mit dem Muezzin, der unser täglicher Begleiter wurde, aufgestanden und die Durchquerung der Türkei angegangen. Âbfahrt um 6 Uhr, ohne Frühstck. Jo hatte aber für Notfälle einen Tauchsieder, Nescafé und Kekse dabei. Perfekte Organisation ist Voraussetzung für Kilometerfressen. Als erstes mußten wir "über die sieben Brücken" aus dem Istanbuler Stadtgewirr entschwinden. Da wir mit den türkischen Abkassierautomaten der Brückenmaut nicht klarkamen und die türkische Erklärung aus dem Sprechkasten auch nicht half und weit und breit kein Mensch oder Kassenhäuschen zu sehen war entschlossen wir nach einer Weile ohne Bezahlung weiterzufahren, immerhin tauchte kein Blaulicht oder so auf. 

Endlich in Asien! Ein eigenartiges Gefühl so früh über den Bosporus zu fahren. Drüben angekommen warteten nur unbesetzte Mauthäuschen auf uns. Die Einheimischen hatten anscheinend spezielle Magnetkarten, wir natürlich nicht. Da auch sonst keine Gelegenheit zum Bezahlen war und keine Schranke die Weiterfahrt versperrte, fuhr ich einfach los. Der einsetzende Radau <schriiiilll!!!> ließ mich zusammenzucken. Da dies aber niemand zu interessieren schien, wagte auch Johannes den Gesetzesbruch und wir machten uns aus dem Staub. 

Der krasse Gegensatz zum belebten Istanbul war dann nach hundert Kilometer die zunehmend menschenleere Autobahn. Nach zwei Stunden und dem Sonnenaufgang war dann endlich das erste Frühstück auf türkischem Boden angesagt. Bald darauf hatte uns allerdings der Regen wieder, seufz. Auf einem Teilstück der Strecke war bei Bolu wegen Tunneleinbruch die Autobahn gesperrt und die alte Streckenführung über die Berge (1400) reaktiviert. Die Auffahrt war durch die schmierigen, gefrästen Kurven etwas gruslig. In der Höhe wurde es dann recht frisch vielleicht 10 Grad.

 

Ab dem Pass ging es dann viele Kilometer leicht bergab Richtung Ankara durch die Anatolische Hochebene.

Kaum zu glauben, daß sich in dieser heute menschenleeren Ebene einst das mächtige Hethiterreich gründete.... Die Hethiter waren auch recht "reisefreudig" und haben selbst die Ägypter "hergehauen"...

Je tiefer wir hinter Ankara kamen desto angenehmer entwickelten sich auch die Temperaturen. Unser XBRs schnurrten vor sich hin (meine allerdings mit rengtengteng des Auspuffs...) und so freute ich mich am Anblick der einmaligen Landschaft rund um den Tuz Gölü. Hier bin ich auch vor vielen Jahren mit meinem Cousin Werner schonmal vorbeigekommen. Nach einem Tankstopp waren auch die Fahrer zu versorgen und wir freuten uns über die langersehnte Sonne! An einer Tankstellenraststätte wurde ein Adana Kebab frisch für uns gegrillt. Wir waren endlich im Orient angekommen.

Tuz Gölü ist ein Salzsee mit 1500 Km² ! Im Sommer ist er von einer festen Salzkruste bedeckt. Leider hatte der Regen den See befüllt und die Kruste aufgeweicht, sonst wäre ich gerne mit der XBR über den Salzsee gefahren.

Und Jo hatte mir dauernd von diesem Salzsee vorgeschwärmt, es gab aber nix zu sehen außer Wasser. Wir waren einfach zu früh dran....
 
Die Landschaft in der Mitte der Türkei ist surreal und menschenleer. Die Temperaturen waren immer noch niedrig und vor allem kam auch Wind auf. Wenn die Wolken aufrissen konnte man aber die Kraft der Sonne spüren, die viel senkrechter stand als zuhause. Etwa hundert Kilometer vom Tuz Gölü wurden die schneebedeckten 3000er Spitzen des Hasan Dagi sichtbar. Wow! In der Mitte der Türkei waren die Landstrassen deutlich schlechter. Wir mussten mal wieder tanken und etwas Kleidung loswerden, da es langsam wärmer wurde, hurra! An der Tankstelle wurden wir auch prompt zum Tee eingeladen und auch ohne eine gemeinsame Sprache klappte die Konversation des Woher-Wohin.
Die Anatolische Hochebene nahm ihr Ende und vor uns tauchte das schneebedeckte Taurusgebirge auf. Noch kurz eine Pinkelpause für Fahrer und Moped, die Blasen und der Kurbelgehäuseentlüftungs- abscheiderschlauch waren einfach übervoll....Das Gebirge rauf mussten wir noch fleissig Lastwagen auf der Landstrasse überholen, aber beim Runterfahren befanden wir uns plötzlich auf einer dreispurigen Autobahn....
Uns war schon klar daß wir es nicht vermeiden konnten in die Dunkelheit zu kommen und zogen ordentlich am Kabel. Normalerweise fuhren wir so einen flotten 130er.. Plötzlich fuhr vor uns ein türkischen Ténéré-Fahrer, den ich mit diesen 130 gemütlich überholte, dann abwärts ließ ich es laufen. Im Rückspiegel sah ich ihn plötzlich wieder näherkommen... Der einzige Motorradfahrer, dem wir übrigens bis dahin begegnet waren. Nicht genug, er lag tiefgestreckt in "Jagdhaltung". Das Unglück nahm seinen Lauf... Ein Blick zu Robert und die Sachlage war klar: KANN NICHT SEIN! Ich bedeutete Robert in meinen Windschatten und gab Gas. Das Tuning soll ja nicht umsonst gewesen sein, also wurde der Kollege mit ca 180 (mit Regenkombi und Koffer) abgeledert! Ich musste bei 160 bereits abreißen lassen, aber Jo war nicht aufzuhalten, entfesselt bohrten wir das Tarsusgebirge hinab, zwei leibhaftige Rachegötter, dem Olymp entstiegen. Dem Ténéréfahrer dürften ordentlich die Ohren geklungen haben als die beiden XBRs mit Vollast und verfaulten Auspüffen an ihm vorbeistürzten. Nachdem das geklärt war, dachte ich der Kollege gibt auf, aber nein, er bemühte sich weiterhin in Kampfhaltung dranzubleiben. Hehe, auch als wir es generös bei 140-150 bewenden ließen, kämpfte er sich zäh mit dem figurativen Messer zwischen den Zähnen Meter um Meter an uns heran. Also weiter, ein nette Abwechslung unterwegs.
Am Ende der Autobahn beschlossen wir eine kurze Regenkombi-auszieh-und-trink-Pause, da stieß der Kollege zu uns. Er konnte Englisch und so quatschten wir ein bischen. Er meinte mit Blick auf seinen dampfenden Motor (es trat Kühlmittel aus), daß ihm der Verkäufer erklärt hätte, daß das Mopped 200 läuft. Wir dachten uns: Klar - der Orient naht!

Wir sahen mächtige Berge auf uns zukommen und bewegten uns auf das "rechte obere Eck" des Mittelmeeres zu. Beim nächsten Stopp machte mein Motor unangenehme Geräusche im Kopf, oh Mann, kann doch gar nicht sein. Sofortige Strafe für Hochmut? Ist doch alles neu.... na ja, Ölstand war noch gut und die Farbe des Öls auch noch nicht erschreckend. Egal dachte ich mir, das muß halten... Eine kurze Pause war angesagt, Wasser trinken. Mir fie l auf, dass meine Glühbirne durchgebrannt war und holte mein Ersatzlampen-Kit heraus, das ich seit 13 Jahren durch alle möglichen Länder gekarrt und nie gebraucht hatte. Da fiel es mir erst auf: Es war eine 24V-Birne!!! Die Autobahntankstelle führte nicht so etwas exotisches wie eine normale 12V-Lampe, man empfahl mir aber eine "Werkstatt", die nur 100m entfernt war. Dort bestand die Schwierigkeit den Männern klarzumachen, dass ich eine 12V und keine 24V Birne brauchte. Das war beinahe ein filmreifer Slapstick, aber schlußendlich konnte ich sie käuflich erwerben und wir konnten unsere Reise in der aufkommenden Dämmerung fortsetzen. Eine der selbst auferlegten Regeln "Fahre niemals im Dunkeln" mußten wir dann auch brechen und wirklich ist es schon unheimlich, wenn einem in nachtschwarzer Dunkelheit unbeleuchtete Fahrzeuge zweispurig entgegenkommen. Irgendwann hätten wir noch einmal tanken müssen, aber die anvisierte Autobahntankstelle war einfach geschlossen! Das erhöhte die Spannung, denn kurz darauf musste ich auf Reserve schalten und es waren noch ca. 40 km bis zu unserem Zielort Iskenderun. Ich kam etwas ins Schwitzen. Dort in der Stadt mussten wir feststellen, dass unser Hotel wohl ein ganzes Stück im Süden lag und nicht bei Iskenderun wie gedacht. Zum Glück erreichten wir noch rechtzeitig eine Tankstelle, wo uns der Weg noch einmal genau erklärt, sowie uns Wasser und Tee angeboten wurde. Johannes XBR machte mittlerweile einen skandalösen Lärm was nichts Gutes vermuten ließ. Wir verließen Iskenderun und schwarze Nacht umhüllte uns, als wir die kurvige Küstenstrasse nach Süden fuhren. Etwas zweifelnd, denn es war seltsam, dass dieses Hotel über 35 km außerhalb in Arsuz liegen sollte. Das Tagesziel nahte, wir hatten 1100km in 14 Stunden hinter uns und langsam wollten wir mal ankommen. Da überholt man auch einmal eine Polizeistreife. Endlich tauchte das Hotel vor uns auf, das ich im Internet gebucht hatte nach mehrmaligen Fragen und langen Suchen. Der "Pascha", der einst in Deutschland als "Ingenieur " gearbeitet hatte, lud uns staubige Brüder erst mal ganz orientalisch zum Tee und horchte uns ein wenig aus. Klar, nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen sondern erstmal plaudern... Aha, nach einer Weile war klar, "Neffe Kemal" in Deutschland hatte das im Internet eingerichtet, angekommen war die Info nicht.... Zimmer mit Meerblick bekamen wir trotzdem und Abendessen wurde uns trotz später Stunde auch noch gerichtet.

Wir waren stolz, daß wir unseren IRON BUTT gut hinter uns gebracht haben und ein wenig beunruhigt wegen dem Geräusch aus meinem Motor.

Der nächste Morgen erwartete uns mit Mittelmeerblick und der Gewißheit, den Regen und die Kälte endlich hinter uns gelassen zu haben. Eine milde Brise weckte in uns endlich Urlaubsgefühle. Doch halt! Eines nach dem anderen...

Nach dem orientalischen Frühstück (Gurken, Tomaten, Oliven, Schafskäse...) ließ ich nochmal kurz die XBR an und es war schon klar, so können wir nicht weiterfahren.

Also Werkzeug raus und Kopfdeckel runter. Sah eigentlich alles ganz gut aus, woher kam das Geräusch? Ich kickte den Motor vorsichtich durch: Oha, die Schrauben des Nockenwellenrads waren locker (so was - ich bin sicher, daß ich die mit Drehmoment festgezogen hatte und ausserdem mit Sicherungsmasse versehen hatte) Der Motor war schnell wieder zusammen - und schnurrte wieder.
Roberts Auspuff erhielt schnell eine neuen Dichtung am Kopf. Ein bisschen schlechtes Gewissen wegen der Ölflecken am Boden. Hände waschen, aufrödeln, zahlen und Abfahrt kurz vor Mittag - das ging doch schnell und gut ab. Die Laune war gut.

Da isser doch, der Bösewicht! Aber wie (fast) immer gilt: XBR - unkaputtbar!

 

Nach rund 40 Km fiel es Robert ein: Wir hatten unsere Ausweise im Hotel nicht zurückbekommen, also noch ein extra Turn (die Laune verschlechterte sich...). Grunz! Wenistens fiel es mir in Iskenderun noch ein, später an der Grenze wäre es noch unangenehmer gewesen. Die Küstenstrasse, die wir zuvor noch gemütlich langgebummelt waren, heizten wir wieder zurück und holten unsere Pässe an der Rezeption ab, die wir am Abend zuvor abgegen hatten....Die Fahrt nach Isekenderun verlief ebenso flott, denn wir waren schon spät dran. Unser Tagesziel war zwar nur Aleppo und somit nur 100 km entfernt, wir konnten aber nur schwer schätzen wieviel Zeit wir an der türkisch-syrischen Grenze brauchen würden. Das Hinterland des Mittelmeers war sehr hübsch und fruchtbar, man hätte meinen können, in Italien oder Spanien zu sein. So gegen Nachmittag trudelten wir endlich in das Syrische Grenzgebiet ein. Das Grenzgebiet ist etwas sensibel, da die Syrer der Meinung sind, daß die Türken das Gebiet unrechtmäßig an sich gebracht haben. Das stammt noch aus der Zeit, als die Kolonialmächte Frankreich und England nach dem ersten Weltkrieg für eine willkürliche Grenzziehung im Nahen Osten sorgten, aus der heute noch Probleme resultieren.
Vor der Grenze stauten sich die LKWs Kilometerweise. Wir fuhren flott vorbei bis zum ersten Häuschen.... Da muss man alle Skrupel fahren lassen. Im orientalischen Straßenverkehr gilt: Wer vorn ist, ist als erster da. Da ist einem auch keiner böse. Ich habe mich gefragt, wie lange die LKW-Fahrer oder ein korrekter PKW-Fahrer, der sich hinten anstellt wohl brauchen. Ich vermute mal einige Tage. Unter Ausnutzung allen Raumes auf der Straße, des Seitenstreifen und der Gegenfahrbahn (auf Gegenverkehr achten) gelangten wir nach ein paar schließlich zum Eingangstor des Grenzübergangs. Ab dort ist man komplett auf sich gestellt, denn kein Offizieller erklärt einem, was zu tun ist. Das läuft dann immer gleich nach dem ehemals französischen System ab: 4 Häuschen 4 mal drängeln, was das Zeug hält um die Stempel auf die Papiere/Pass zu bekommen.
Das C haotische kommt dadurch zustande, das spätestens ab hier nichts mehr vorwärts geht. Aber auch gar nix. Durch Fehlen jeglicher Organisation stehen die LKWs in ca. 10 Reihen verkeilt ineinander, dazwischen ein paar PKW, die komplett darin gefangen sind. Wir hatten als einzige die Chance, uns zwischen den ganzen geparkten Fahrzeugen nach vorne zu kämpfen. Aber auch das war spannend, denn mehr als einmal mussten wir wieder umdrehen und einen neuen Anlauf nehmen, auch mal Koffer zum Durchschlüpfen abbauen oder ein paar LKWs für uns rangieren lassen. Die LKW Fahrer sind aber so flexibel, daß hin und her rangiert wird, ein bisschen was geht immer. Von deutsch sprechenden Fahrern erfahren wir, daß die meisten LKWs Hilfs- und Versorgungskonvois in den Irak sind.....Der Clou war, zwischen den verkeilten LKWs und Bussen noch durchzukommen auf syrisches Terrain. Die Stimmung ist trotz des Stillstandes entspannt und freundlich. In Deutschland hätten die verzweifelten, eingekeilten Fahrer zuerst uns und dann sich gegenseitig abgemurkst. Wir waren aber immer noch a uf türkischem Gebiet, einen Stempel später gelangten wir ins Niemansland.
Auf der Straße durchs Niemandsland staute es sich einspurig, deshalb war kurz davor auch nochmal das Chaos am lodern, denn was passiert, wenn sich 10 Fahrspuren auf eine verengen, kann man sich ja vorstellen.... Im Niemandsland gab es aber eine Piste, die die Straße abkürzte. LKW und Busse konnten dort nicht fahren, daher war das eine wunderbare Abkürzung, die wohl sonst eine halbe Ewigkeit in Anspruch genommen hätte. Auf der syrischen Seite enpfing uns ein weitläufiges Gelände, das so etwas wie Organisation erkennen ließ, die LKW waren von den restlichen Fahrzeugen getrennt. Wir hielten vor dem großen Gebäude und uns wurde von Personen in Zivil beschieden, in das große Gebäude mitzukommen. Anschließend leiten uns einige Schlepper Boys zu einem "Chef" der uns ins Büro des örtlichen "Beamten-Pasha" bringt. In Deutsch bzw Englisch werden wir begrüsst, Tee wurde gereicht, nach einer Weile kommt das Gespräch auf die Papiere und diese werden besichtigt. Wir müssen nochmal selbst ran und das Einreisevisum ausfüllen. Inzwischen hat sich eine große Menschentraube um den Schalter für "Ausländer" gebildet. Dabei ist es völlig egal, wer gerade vorne ist, die Pässe werden werden unter lautem "ya habib! ya habib!" durchs Fensterchen dem gelangweilten Beamten entgegengereicht, der mit gelangweilter Miene die Visumsanträge entgegennimmt und die Pässe abstempelt. Wir wollten es mit dieser Meute nicht aufnehmen und warteten erstmal eine Viertelstunde ab bis es wieder leerer war und erledigten die Formalitäten in aller Ruhe. Wozu die Hektik, wir waren ja im Orient. zurück im Schlepperbüro wurde uns erklärt, daß (im erwarteten Rahmen) Geld getauscht werden muß und eine Versicherung für das Mopped gekauft werden muß. Soweit so klar. $-Scheine und Papiere wechseln den Besitzer. Einer der Helfer quetschte sich derweil durch weitere Stationen der Procedur. 

Blick zurück zur syrischen Grenze , leider ist Fotographieren verboten..

Ahlan wa sahlan fi Suria!

Die Konversation war sehr nett und uns wurden Tipps für Aleppo gegeben. Nach einer Weile kommen weitere Papiere und Syrisches Geld zurück. Das Gespräch war zwischenzeitlich auf einen Deutschen gekommen, den wir nicht so toll finden und der offensichtlich viele Fans im arabischen Raum hat, insofern waren wir froh, daß der Kurs des Wechselgeld einigermassen passt und uns der Pascha erklärt, daß wir jetzt zum Zoll müssen. Zwischendrin werden wir noch in eine Liste eingetragen für 100 Syrische Pfund (1,5 Euro) dann wird inmitten des Zollgebäudes klar , daß Backschisch gefordert wird, so ganz haben wir das aber nicht geschnallt und so gaben wir etwas wenig (zusammen 25 Euro) das Doppelte wäre wohl angemessen gewesen. Egal die "Helfer" zogen etwas entäuscht ab und wir düsten nach Syrien. Der "offizielle Unkostenbeitrag" ist wohl höher und die Jungs haben uns viel Stress abgenommen, aber wir hatten das mit dem Wechselkurs noch nicht ganz überrissen. Eine Grenzkontrolle später waren wir schon in Syrien und frohgemut düsten wir durch die ersten Dörfer. Obwohl diese einen ärmlichen Eindruck machten, waren viele Leute adrett gekleidet und uns fielen die vielen 125er Mopeds auf, die sehr gepflegt waren. Nach ca. 50 km erwartete uns schon Aleppo, unser Tagesziel. 

 
So fuhren wir frei, entspannt und neugierig Richtung Aleppo. Der erste Eindruck von Syrien war recht positiv. Von der Schnellstrasse bogen wir Richtung Aleppo ab. Robert (wie immer) voraus und gar nicht so schnell. Da -ich konnte es kaum glauben- Robert flog von der Bahn! Ahhhhhhhhrg. Komisch, dachte ich noch, was soll das jetzt. Da war doch nix. Ich bleib locker auf der Hüfte liegen und wartete das Ende des Rutschens ab. Ganz vorsichtig bewegte ich mich geradeaus an den Straßenrand möglichst ohne Lenk- und Bremsbewegung um nicht auch noch auf Robert draufzufahren. 1. Blick: Robert bewegt sich. Zweiter Blick zurück: Puh Glück - kein LKW im Anmarsch, also schnell zurück und Robert, der sich schon unter dem Moped rausbewegte, schnell samt Moped von der Bahn gezerrt. Die LKWs in der Gegend haben keine Bremsen....... Und vermutlich Differnzialsperre was zu dem spiegelglatt polierten Zustand der Kurven führt. Damit ist dann auch die allbekannte Frage "Hast Du die Airbag-Jacke schon gebraucht?" von Robert mit "Ja" zu beantworten. Diese und der jetzt einige Gramm leichtere Alu Koffer haben schlimmere Blessuren verhindert. Tja, das Ego leidet immer am meisten. Das Gabel entspannen und geradebiegen ist eine lästige Übung, während man andauernd "mistmistmistmistmist, was war das jetzt!" denkt. Das Blinkerglaserl wird um die Moral wieder zu kitten mit Panzerband hingeklebt und das Ausrichten der Gabel und Hebel wirkt als Arbeitstherapie gegen den Schock. Nochwas trinken, eine Aspirin dazu. OK kann weitergehen. In Aleppo abends im Hotel sind wir dann beim Anblick der "Blauen Platte" schon wieder zu Scherzen aufgelegt. Nach Aleppo war es nicht mehr weit und trotz spinnendem Vergaser war das Zentrum schnell erreicht.

Die Mopeds werden zünftig auf einem öffentlichen Platz geparkt, erster Härtetest der Gastfreundschaft der Syrer, da das Hotel Beit Wakil nur zufuß zu erreichen ist. Da standen die Mopeds dann 3 Tage, trotz spielender Kinder keine Beschädigung und auch der Dänemarkaufkleber mit Flagge war noch dran. Da haben wir z.B. in Frankreich schon schlechter geparkt! In Summe ein stilvolles Ambiente im Handwerkerviertel Jidajeh.

Sissi Street?

Jepp! Das Mädel war wirklich auch schon überall und reisen war zu Ihrer Zeit wahrscheinlich noch spannender....

Das Hotel ist ein echtes Kleinod, ein ehemaliger Stadtpalast mit großem Innenhof, von dem aus die großzügigen Zimmer zu erreichen sind. Der Innenbereich des Hotells ist wirklich stilvoll - also angemessen! Ich war froh, daß ich dieses Hotel ausgesucht und über eine syrische Vermittlung gebucht habe. Kein Zweifel am Komfort und eine echte Belohnung nach den Strapazen der Anreise! Abends gönnten wir uns noch ein Abendessen im Restaurant des Hotel - ich kann mich noch an Meze (Vorspeisen) und Kirsch-Kebab erinnern - lecker!

 

Der pittoreske Innenhof des Hotel Sissi

Das erste, was am Morgen nach dem nächtlichen Koma sich wiederbelebt, sind die Finger.... noch ein paar meditative Finger- und Entspannungsübungen, ahhhh, schnarch.......

 

Also die Marmeladen waren genial lecker, in die Rosenmarmelade hätt' isch misch reinlegen können......

Wer mich kennt weiß, daß morgens immer ein wenig Anlaufzeit vonnöten ist, ( Anlaufzeit is gut....Halbmarathon?) aber das angebotene Frühstück (arabisch) Schafskäse, Oliven, Gurken, Tomaten Obst plus "continental style" inclusive Rosenblättermarmelade half mir auf die Sprünge... Das Brot ist ohne Hefe und eher wie mexikanische Tortilas, wir haben uns schnell daran gewöhnt. Es gab aber auch so eine Art Croissants...

 

Robert hat seine Beziehungen spielen lassen... Nein im Ernst, Roberts Arabischlehrer Hassan ... hat uns zu einer Einladung bei seinem bei Aleppo lebenden Bruder verholfen. Dieses Angebot haben wir dankend angenommen und so waren wir sehr gespannt - wann hat man eine solche Gelegenheit zu einem persönlichen Kontakt im Reiseland? Hussain holte uns nach der Schule (er ist Lehrer) vom Hotel ab, was beim arabischen Bruderkuß zur Begrüßung etwas verwunderte Blick bei den armenisch-christlichen Hotelangestellten zur Folge hatte. Er spricht nur ein paar Worte Englisch und ich nur ein paar Worte Arabisch, eine spannende Kombination. Wir gingen mit ihm durch ein paar Gassen des armenischen Viertels zur nächsten Strasse, wo der Grund für seine Eile wartete: ein Taxi. Wir düsten damit durch die Stadt und die Vorort zu Hussains Dorf vor der Stadt. Was wir wussten ist, daß Hassans Familie ursprünglich aus Palestina kam und im Prinzip als geduldete, aber nicht anerkannte Flüchtlinge auf syrischen Gebiet leben. Praktisch Staatenlos, aber jetzt schon in der 3. Generation. So wird im arabischem Raum Politik gemacht und Frieden kommt dabei nicht heraus. Das Dorf war ein ehemaliges Flüchtlingslager, das sich im Laufe der Zeit in eine Siedlung verwandelt hat. Wir waren zu ihm nach Hause eingeladen und lernten so seine nette Frau und die Kinder kennen. (Fast) alle sprechen sehr gutes Englisch und somit war auch die Verständigung kein Problem. Es tauchten noch Abdal Rahman und Mahmud auf, erster ein Freund meines Lehrers und zweiterer sein Onkel. Der eine konnte Deutsch und der andere Englisch und so war der Verständigung keine Grenze mehr gesetzt.

Bei Hussains Bruder zuhause, sowie auch bei seinem Freund wurden wir in das Wohnzimmer geladen, ein sehr wichtiger und repräsentativer Raum, in dem man sich trifft und mit Freunden und Nachbarn etwas (nichtalkoholisches) trinkt und raucht. Nach anfänglicher Scheu bekamen wir auch eine Unterhaltung hin. Mit etwas Mitleid wurde unsere Kinderlosigkeit freundlich akzeptiert (keine Kinder haben ist eigentlich eine Schande). Die diplomatische Umschiffung dieses Themas ist: "Gott wird es schon richten!" 

Berufsbezeichnungen wurden auch irgendwie verklickert und so fanden wir heraus, daß der Gastgeber, seine Frau und der Onkel jeweils Lehrer waren. Hasans Freund gab "ohne Arbeit" an. Deutsch gelernt hat er in Deutschland, Berlin, wo er als Trockenbauer arbeitet....

Anschließend machten wir einen Rundgang durch das Dorf wo wir den Rohbau des Familienhauses besuchten, eine Altersinvestition meines Lehrers... So haben wir dann gespannt Hussains zukünftiges Haus besichtigt - Nicht schlecht....! Ein Rundgang in der Siedlung, bei wir dem Ortsvorsteher vorgestellt wurden. 

Die Siedlung ist im Prinzip "wild" aus einem Flüchtlingscamp heraus gewachsen und durch Arbeit und vor allem auch durch Arbeitsaufenhalte im Ausland aufgebaut worden. Wir bekamen erklärt, daß mittlerweile zumindest eine gewisse Akzeptanz durch den syrischen Staat erreicht wurde und auch mal Versorgungsleitungen gelegt würden..... Man sah deutlich, dass der palästinesische Wahlkampf noch nicht lange zurück lag - Plakate der Hamas und Graffiti mit (Abu Amar, der Kampfname Arafats). Anschließend tranken wir noch einen Tee in Abdal Rahmans Haus... das Wohnzimmer und auch der Rest des Hauses waren sehr edel gehalten - hier gilt "my home is my castle". Beeindruckt sahen wir uns u m und staunten nicht schlecht. Stuckarbeiten, Teppiche und Gemälde wären von außen nicht zu erwarten gewesen gewesen aber wie so oft im arabischen Kulturkreis zählt das Äußere eines Hauses nicht so viel, das Innere jedoch umso mehr.

Wieder zurück hatten Hussains Frau und Töchter aufgekocht und eine große Platte mit Huhn, Mandel und Rosinenreis auf den Tisch gezaubert. Dazu Fladenbrot, Salat und Airan. Lecker! Die Damen aßen in der Küche.... dann noch einen Tee hinterher kurz vor dem Platzen! Gegessen wurde natürlich klassisch, d.h. ohne Besteck. Als Hilfsmittel wird das allgegenwärtige Chubs (dünne Brotfladen) verwendet. Im Laufe der Reise verbesserte sich unsere Eßtechnik bei den Vorspeisen, die besonders aus Salaten oder Pasten bestehen. An Komplimenten wurde natürlich nicht gespart und es war fern jeglichen Touristenrummels natürlich ein besonderes Erlebnis.

Dann wurden wir zu einer Rundfahrt im Jeep eingeladen. Wir fuhren noch etwas weiter aufs Land begleitet von arabischen Klängen aus dem Kassettenradio, nach einer Weile Fahrt war klar, wir sind auf einer Farm. Der Farm von Hussains Freund. Arbeitslos erklärte sich hiermit auch: Er arbeitet nicht selbst, sondern stellt Saisonarbeiter an.....

Gelbe Olivenblüten habe ich vorher noch nie gesehen:

 

 

 

 

 

 

 

 

Der rote Boden schaut sehr fruchtbar aus und ein frischer Wind erzeugte ein sehr angenehmes Klima. Und was da sonst alles wächst: Wein für Rosinen, Feigen, Mandeln, Aprikosen (Mischmisch)....

 

 

Dann kam die Ansage wir fahren noch auf Rundgang nach Aleppo. Dort angekommen wurden wir gleich auf ein riesen Eis eingeladen. Puh- dachten wir uns - wenn da nicht M's Rache folgt... Egal ein Geschenk darf nicht abgelehnt werden und lecker geschmeckt hat's! Uiuiuiui, da hat's mir den Schweiß auf die Stirne getrieben als ich sah, wie sie das Eis auf die Waffeln schaufelten! Vor meinem geistigen Auge sah ich Zilliarden von fiesen Mikroorganismen, denen wir ausgeliefert wären. 

Aber wie gesagt, zum Ablehnen war es zu spät und wir flehten Montezuma um Gnade - die er dann auch gewährte. Es blieb ohne Folgen. Es schloß sich der Spaziergang durch den Stadtpark von Aleppo an - in diesen Breitengraden eine Besonderheit und damit eine Sehenswürdigkeit. Ein belibtes Ausflugsziel für die Städter. Am Ausgang erwartete uns eine Überraschung: Heidi!!!!

Schoko, Zitrone, Erdbeer -alles da!

 

Im Anschluß besuchten wir die Souks (arab. "Markt") der Altstadt, Einkaufsarkaden in denen es es wirklich ALLES gibt) . Zuerst gingen wir durch den Handwerker Markt, in dem alle Arten von kunstvoll hergestellten Produkten wie Musikinstrumente, Lampen oder Teppiche zu bestaunen waren. Hier war es relativ ruhig und man hatte den Eindruck, dass dieser Teil eher touristisch gehalten war.

 

Danach tauchten wir in den großen Souk ein wo es vor allem Gegenstände des täglichen Gebrauchs gab. 

Amusement löste auch der Kauf des "Arafat"-Tuches aus.

Jaja, die Touris! Aber man weiß ja nie ob man mal in der Wüste eine Panne hat!

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Plötzlich standen wir vor der großen Ommajidenmoschee, eine der Hauptattraktionen von Aleppo. Sie wurde im frühen achten Jahrhundert erbaut, an der Stelle wo zuvor sich eine Kathedrale bzw. der römische Marktplatz bzw. der hellenistische Marktplatz befand. Nach einem Brand wurde sie im 12. Jhrdt. wieder aufgebaut. Unter den Arkaden des Innenhofs saßen viele Blinde, die Lobgesänge auf Gott intonierten und auch auf milde Gaben (eine der Säulen des Islam) hoffen.

 

D er Der Innenhof ist von schlichter Eleganz und hallte von dem Gesang der blinden Männer wieder. Der Boden wurde im Laufe der Jahrhunderte durch die Füße der vielen Pilger blankpoliert. Im Inneren herrschte auch ein zurückhaltender Stil vor und hebt sich von manch moderner protziger Bauweise ab. Leuchter und andere Kunstgegenstände weisen jedoch die typische Ornamentik auf. Neben der Mihrab (Gebetsnische gen Mekka) wird angeblich der Kopf des Zacharias aufbewahrt.

 

 

   

 

 

 

 

 

Auch vor der Moschee war eine schöne Anlage angelegt.  

 

Anschließend schlenderten wir noch etwas durch die Altstadt und beobachteten das bunte Treiben....

Das einzige einheimische Motorrad, das wir in Syrien gesehen haben, ausser den allgegenwärtigen 250er bub bub bub Hondas und deren Nachbauten... zugleich das "größte"  einheimische Motorrad, das wir in Syrien zu Gesicht bekamen: Es gehörte der Polizei.

Man beachte den Ölfleck.

 

Die Zitadelle von Aleppo ist vor allem abends im Sonnenuntergang toll anzusehen und so setzten wir uns noch in ein Kaffee vor Ort.

Die Zitadelle ist UNESCO-Weltkulturerbe und wird vom Aga Khan Fond (große Tafel weist unbescheiden darauf hin). Aber von der Zitadelle und den Ismaeliten später noch mehr...

 

 

 

 

 

 

Ja, Wasserpfeife ist erlaubt und manchmal hat man schon den Eindruck: Ohne Tabak geht nix! Noch ein wenig Kohle gefällig? Und ich als notorischer Nichtraucher! Aber Shischa probieren musste auch mal sein, das gehört zum Orient irgendwie dazu. Gar nicht mal so unangenehm, der Duft. Etwas schwummerig war mir aber dann schon.... Am Abend wurden wir noch zum Hotel gebracht. Schukran, Danke Freunde! Wir können uns nicht genug bedanken! Über Gastfreundschaft haben wir etwas gelernt. Wenigstens konnten wir uns mit einigen extra mitgebrachten Gastgeschenken erkenntlich zeigen. Super war's!

Wir hatten eigentlich nur zwei Nächte in Aleppo geplant, aber weil es uns so gut gefiel enschlossen wir noch einen Tag zu bleiben. Leider (logisch) war das Beit Wakil schon ausgebucht. Wir fragten nach einer Empfehlung und es wurde uns das Dar Zamaria empfohlen. Ich besichtigte es und fand es toll. So zogen wir später mit Hilfe eines Hotellpagen um.... Das war ein Spektakel im Viertel! Nachher ging's wieder auf Touritour. Wir das Nationalmuseum von Aleppo in dem mit die ältesten Schrifttafeln der Welt (5000 vor Christus) gezeigt werden. Daher bezeichen die Syrer stolz Ihr Land als Wiege der Kultur (haste nicht gewusst, Bush -oder?). Die Eingänge zeigen Figuren aus Tempelanlagen. Klar, oder? Hüte dich vor Herren mit Hüten....

Hüte Dich vor hitzigen Hittitern mit Hüten, das ist ja fast wie "Samson, der Saluzaeische Ochse,äääh,  Silas, der Syrische Sittenstrolch"..

 

Das waren nicht die ältesten Schrifttafeln (weil absolutes Fotographierverbot, jaja.... ) aber auch 4000 Jahre alt!

Nach dem Museum besuchten wir noch die Zitadelle von innen. Ein riesen Gebäude in der heutigen Form von den Marmelucken 13-16- Jahrhundert erbaut auf einem natürlichen Felsen, der übermauert wurde. Angeblich hat Abraham seine Kuh hier gemolken. Daher entstammt angeblich auch der arabische Name "Halab" der Stadt. Arab. "Halib" = Milch. Der fürstliche Raum war der Empfangssaal des Pasha und befindet sich über dem Torbogen nach der Treppenrampe!Die Verzierungen sind alle aus farbigen Holz geschnitzt bzw eingelegt!

Nach der Hatscherei zog sich Johannes ermattet ins Hotel zurück, ich wollte aber unbedingt noch einen Streifzug durch das christliche Viertel machen. Ich spazierte etwas herum, da wurde ich von einem Mann auf Deutsch angesprochen. Er sei Armenier und ob ich gerne das christliche Viertel sehen möchte. Ich wurde auch auf unsere palestinensischen Gastgeber angesprochen, die uns ja am Vorabend am Hotel abgeliefert hatten. In so einem Viertel gibt es keine Geheimnisse...  
Die Tour sollte interessant werden, denn er führte mich an Plätze, die ein normaler Tourist nur schwer findet. Zunächst besuchten wir eine maronitische Kirche, in der Schulkinder gerade eine Messe probten (Firmung?). Nachher führte der Weg durch eine griechisch-katholische Kirche. Ungewohnt, die Marienstatue mit arabischer Beschriftung. Zum Schluß besuchten wir eine armenisch-orthodoxe Kirche, die besonders üppig geschmückt war. Draußen wurde man auch an den Verbrechen an den Armeniern von 1915 erinnert. Viele der Überlebenden der Massaker flüchteten sich nach Syrien und fanden hier eine neue Bleibe. 

Das ganze christliche Djdaide Viertel ist schon etwas verwirrend. Es gibt syrisch-katholische, syrisch-othodoxe, Maroniten, armenisch-orthodoxe, armenisch-katholische, römisch-katholische, griechisch-orthodxe, Chaldäer,  griechisch-katholische....Man könnte meinen, diese räumliche Enge würde zu Konflikten führen, aber dem ist wohl nicht so. Der Vielvölkerstaat Syrien ist auf das friedliche Zusammenleben der ganzen Volksgruppen und Konfessionen (auf moslemischer Seite gibt es ebensoviele Gruppen) angewiesen, denn ansonsten würde der Staat auseinanderfliegen. Vor diesem Hintergrund und auch wegen des palestinänsischen Konflikts (in Syrien leben 400000 palestinensische Flüchtlinge) sind viele Handlungen der syrischen Regierung oft mit innenpolitischen Gründen zu erklären. 

Derweil habe ich mich und etwas Wäsche im Dar Zamaria gepflegt....

Und Robert hat später sein Reisedampfbügeleisen benutzt um seine Unterhosen zu bügeln (lach), eigentlich wollte ich ja nur die tollen Einlegearbeiten fotographieren.... ;-) PAH! Ich hatte Wäsche gewaschen und um das Zeug trocken zu bekommen, wurden halt auch die Unterhosen "gebügelt". 

 

 

 

Lecker speisen - kein Problem wie wir immer wieder feststellten und freundlicherweise gibt es auch (dünnes lokales) Bier oder Heineken (wie fast überall...)

 

 

 

Am nächsten Tag mußten wir dann doch weiter Richtung Euphrat Ar-raqqa die Beschilderung war doch sehr oft zweisprachig. Am Moped stellte ich fest, das der Schlüssel noch im Hotelzimmer lag, ächz. Allgemein wenig Verkehr und wenn LKWs dann meistens richtig gut beladen. Holz (hier Wurzeln) und die Holzkohle daraus ist das Lebenselexier aller Küchen und Backstuben. So kann man sich z.B. auch die Stelle im Alten Testament besser vorstellen "backe Brot und brate Hammel" - das dauert nicht allzulange. Das Fladen Brot wird geknetet, ausgerollt und auf einem heißen Blech (früher wahrscheinlich Stein) über der ständig glühenden Holzkohle in 2 Minuten gebacken und ein Spießchen ist auch schnell gegrillt... Der Hammel dauert aber schon etwas länger...

Hier der riesige Assad-Staudamm der den Euphrat auf syrischen Gebiet staut, mit Bedenken sehen die Syrer natürlich das Euphratstaudamprojekt auf der türkischen Seite. Ein gigantisches Bauwerk. Kann man gar nicht auf's Foto bringen. Der See mißt 80 km mal 8 km! Wir waren in Kürze das Zentrum des öffentlichen Interesses. Mit wenigen Worten auf Englisch und Arabisch kommt man relativ weit.

Wasser ist in Wüstenstaaten Leben und Wohlstand... so verwundert uns es nicht, daß Besichtigung nur mit Passkontrolle und Eintrag in Besucherliste geht.... Ansonsten blieben wir die ganze Reise von der Staatsmacht völlig unbehelligt.

Der Blick vom Damm auf das ursprüngliche Euphrat Tal. Ich bestand auf Überfahrung des Damms (der 4,5 km breit ist!!) , denn:

Ich war mit meiner XBR zwischen Euphrat und Tigris!

 

 

 

Auf dem Weg nach Rusaffa wurde es zunehmend versteppt und die Straße schnurgerade. Wie das dann so ist, waren wir wieder stramm mit 130 unterwegs.

 

Auf einmal fing Robert wild das Bremsen an und da flog auch schon sein Koffer im hohen Bogen und mit viel Staub.... Vorgewarnt konnte ich so abbremsen, daß mir die 40 cm Bodenwelle beim Wachposten nichts mehr ausmachte. Mannomann, ich wunderte mich noch über das komische Häuschen am Straßenrand, da sah ich erst viel zu spät die Bodenschwelle. Ich konnte noch von 120 auf ca. 70 km/h abbremsen. Millisekunden nach dem Einschlg war mir klar, dass das nicht gutgehen konnte.  Da löste sich schon der praktisch neuwertige Koffer ab und schraddelte mit großem Krawall über die Steinwüste <HEUL!>. Der Wachposten kam aus dem Häuschen und ich war froh, daß er nicht schoß.... Ok wir haben was gelernt: 2 Fahnen oder Pfosten links und rechts bedeuten Kontrolle und Bodenwelle. Kontrolliert wurden wir nie...

Mit ein bisschen Biegen konnten die Halter wieder in Form gebracht werden, Robert kennt das ja... Jaja, etwas Schrauberi in der Wüste unter Militärbewachung, wird immer gerne genommen.

 

 

Ja, wo isser denn, der Koffer? Links im Hintergrund der Posten. Man beachte die Distanz und berechne aus dem Bremsweg die Aufprallgeschwindigkeit.        

 

Kurz darauf wurden die Moppeds direkt vor den Ruinen der Wüstenstadt Rusafa geparkt. Eintritt zahlen nicht nötig (Theoretisch ja, aber wo keine Kasse...) und Führer waren keine zu sehen. Die Stadt steht auf einder ca 5 Meter hohen Rampe über dem flachen Land und ist komplett aus Gypsit einem quarzartigen Stein gemacht. Eigentlich strahlend weiß und glitzernd nur durch den Wüstenstaub rötlich. Sehr beeindruckend!

Die kleinen Dellen sind alles Raubgrabungen und überall liegen Glasscherben und Tonscherben. Die Temperaturen waren jetzt schon 25 Grad +x und die langen Klamotten wg Sonnenbrandgefahr notwendig.... Ich musste mich aber der Jacke entledigen, die ich einfach versteckte, denn es wurde heiß, kein Wunder am Rande der Wüste!

 

Ein Wunder wie dieses spröde Material so filigran bearbeitet werden konnte. Auf dem Weg durch die Ruinen begegneten mir zwei Syrer, die mir sofort Ihre Flasche Cola anboten. Mit ein paar Brocken Arabisch und Englisch verstand ich dass sie auf Ausflug von einem Ölfeld waren.

 

 

Ja genau, es sind griechische christliche Kirchen, der Höhepunkt der Stadt war ca. 600 nach Christus. Damals nannte sich die Stadt nach Ihrem verehrten Märyrer Sergio Sergiopolis *g*. Der Trick waren große unterirdische Zisternen mit denen das Wasser aus der Regenzeit über den Sommer gerettet wurde. Allerdings gab es eine recht heidnisch anmutende Totenverehrung. Man hat Öl in Grabsakophage der verehrten "Heiligen" (Sergio) geschüttet und das was unten rauslief als "heiliges" Öl verkauft (grusel).

Kurz darauf stellten wir fest, dass sich ein enormer Sandsturm näherte, wir brausten davon und kamen ihm erstmal aus. Beim Tanken fragte ich den jugendlichen Tankwart: "Matar?" und deutete zum Himmel. Er schaute mich verständnislos an und schüttelte nur den Kopf. Erst Monate später begriff ich, dass ich es falsch ausgesprochen hatte. Ich wollte "Matar" (Regen) sagen, es kam aber "Mataar" heraus. Und das heisst nun mal "Flughafen". Kein Wunder, dass der Junge so komisch guckte.

 

Auf der Weiterfahrt nach Deir ez-Zor wurden wir dann doch noch von einem Gewitter überrascht. Robert zog unter wachsender Beobachtung unzähliger Jungs seine Regenkombi an, ich vertraute auf Goretex. Es regnete aus Kübeln und die Straße stand zum Teil einen halben Meer unter Wasser bzw Wasserläufe querten die Straße. Wir waren natürlich die Attraktion des Ortes. So etwas wie einen Regenkombi hatten die Jungs wohl noch nicht gesehen und das führte zu heller Begeisterung. Sie wurden immer übermütiger, sodass ich einmal auf zu neugierige Finger klopfen musste, die gerade meinen Tankruck befummelten. Der Respekt war wieder hergestellt.

Wir kamen quasi von hinten und mussten durch das Gewitter, das den Euphrat hinabzog, durchqueren. Eine spannende Sache. Zum Glück war das Tagesziel, Deir Ez-Zor, nicht mehr zu weit entfernt.

Gewitter war nicht alles sondern auch Sandsturm kam, wie dieses Photo am Nachmittag beweist.

Ja, das Wetter hat hier deutlich mehr Facetten.....

Gewitter und Sandsturm zusammen, das schuf eine surrele Atmosphäre.

Am Ende fuhren wir der Gewitterfront voraus und wir erreichten Deir Ez-Zor inmitten des ihm vorauseilenden Sandsturms. Meine paar Brocken Arabisch machten einem Jungen klar, dass wir zum Hotel Ziad wollten. Er wollte uns den Weg zeigen, aber wo war er denn auf einmal. Plötzlich kletterte er auf meine Kiste und zeigte voraus. Auweia, ich dachte an das Heck und ob es wohl halten möge. Ohne die ganzen Verstärkungen wäre er wohl in den Staub gekracht. Endlich kamen wir im Reiseführer empfohlenen Hotel Ziad an, nicht ohne vorher noch etwas Bakschisch an die Jungs losgeworden zu sein. Das Hotel war einfach, aber sehr sauber. Nach einer größeren Säuberungsaktion in der Dusche trieb es uns auch schon wieder auch die Straße. Jo bestand darauf, unbedingt die Hängebrücke zu überqueren, um zwischen Euphrat und Tigris gewesen zu sein. Wir schlenderten durch die abendliche, schwach beleuchtete Stadt. Weit weg vom Massentourismus, gerademal 100km von der irakischen Grenze entfernt.

Die bunt beleuchtete Hängebrücke über den Euphrat war schon sehenswert. Wir ließen uns auf einer Terrasse mit Blick auf die Brücke nieder. Wir waren die einzigen Gäste und ließen richtig auftischen, Vorspeisen, Kebab, das übliche halt so....aus dem Gebäude nebenan ertönte laut orientalische Musik, war dort etwa Tanz angesagt? Gegen 10 Uhr trafen dann doch Gäste ein und uns wurde klar, dass man hier erst seeeehr spät ißt. Die Atmosphäre hatte was, wir waren im Zweistromland und überlegten, wie weit es wohl noch nach Indien wäre, hehe. Einen Spaziergang später gelangten wir wieder zum Hotel und erholten uns von dem interessanten Tag.

Am nächsten Morgen gab es wieder orientalisches Frühstück, anschließend war packen (ächz) , zahlen und tanken angesagt. Die Hauptattraktion der Stadt wartete als nächstes auf uns: Das Museum der Stadt, seines Zeichens das modernste des Landes, dank deutsche Entwicklungshilfegeldern. Die spektakulären Artefakte liegen zwar in Aleppo und Damaskus, aber trotzdem bekommt man einen sehr guten Einblick in die Geschichte der Gegend, die wie kaum eine andere die Geschichte der Menschheit geprägt hat: Hier wurden vor 8000 Jahren zum erstenmal aus Nomaden Siedler, die die ersten Städte bauten. Ursache war der Korngürtel, in dem der Weizen wuchs. Je nach Klimaveränderung entstanden und verschwanden Siedlungen. Hier schlug auch die Geburtsstunde der Keilschrift, lange vor den Ägyptern....Heute mag es angesichts des trockenen Umlandes bizarr erscheinen, aber hier wurden die Grundlagen der modernen Zivilisation und Kultur gelegt.

Noch unerlaubterweise ein paar verwackelte Fotos geschossen, getankt und dann umgedreht: Von jetzt an ging es wieder nach Westen, der östlichste Punkt der Reise war erreicht. Wir fuhren in die syrische Wüste, die Temperaturen stiegen an und wir kratzten zum erstenmal an den 30°C. Nach dem Sauwetter der Anreise war das ein Aaaaaaaaahhhhh-Gefühl...

Ab jetzt ging es aus.......geradeaus............geradeaus..........geradeaus............geradeaus

Bub bub Brrraaaaaaaaaaaaa.......rrrrAAAAAAAAAAAA...... ...

RHOAAAAAAAAAAAAAAAAAA................haaaaaaaaaaaaaaaaa................HehehEhEE

Fahre nie hinter fahrenden p;              SPRING!

 

 

 

 

 

 

 

p;             

p;              p;              Die Wüste lebt, von solchen Flecken leben die (vielen) Nomaden mit Ihren Herden.

Zur Abwechslung machten wir mal eine Geländeeinlage, Robert natürlich wieder on top ...Das musste einfach sein, die Aussicht war das Gehoppel wert!

Bald darauf erreichten wir unser Tagesziel: Die Wüstenoase Tadmur ( Palmyra ).

 

Von wegen kein Gepäck am Mopped hier mal ein Bild im Hotel Zenobia das wir aufgrund des Reiseführers ausgesucht haben

Wir steuerten gleich am frühen Nachmittag unsere Unterkunft, das Hotel Zenobia an (wie passend). Der Footprintführer hatte auch hier wieder gute Dienste geleistet: "Restaurant with pleasant outdoor terrace and great views of the ruins. Certainly the best hotel in Palmyra in terms of location. Well run. Recommended."  Wir checkten ein und mussten uns erstmal im Restaurant niederlassen, der Magen forderte dies. Wir bekamen noch etwas und ich kam ins Gespräch mit dem Kellner. Einige Minuten später hatte ich einen Kamelritt durch die Ruinen organisiert, zufälligerweise war der Kamelführer der Cousin des Kellners, hehe. Für $150 sollte es eine Abend- und eine Sonnenaufgangstour geben. Jo war zunächst nicht sehr begeistert, hatte es doch zu sehr Touri-Charakter. Ich hatte jedoch bereits das Vergnügen mit Kamelritten und wollte mir das nicht entgehen lassen. Nachher hatte es ihm dann doch gut gefallen, hehe. Jo musste standesgemäß mit Beduinentuch reiten, obwohl es in der Abendsonne gar nicht mehr so heiss war.

 

 

In der untergehenden Sonne schaukelten wir also durch das riesige Ruinenfeld, das sich der Ebene aus gar nicht überblicken lässt. Wir wurden zu einer Grabhöhle geführt, in der noch einige Sarkopharge zu finden waren. Die abgeschlagenen Köpfe weisen darauf hin, dass hier Bilderstürmer am Werke waren...

Die Weitläufigkeit erschließt sich auf dem Rücken der Kamele. 

Im anschließenden Tal besuchten wir einige Grabtürme, in den früher die Toten bestattet wurden. In den Türmen finden sich auch noch Knochen, wobei diese nicht sehr nach Menschknochen aussehen. Zum Gruseln für die Touristen reicht es aber. Die Türme geben der Landschaft einen surrealen Charakter. Diese Türme sind Grabruinen die ab 1. Jahrhundert vor Christus errichtet wurden. Die toten mumifizierten in der trockenen Luft und wurden zum Teil sehr gut über die Jahrhunderte erhaten. Vor allem die Kleidung ist von großem Interesse weil man die Art, Muster und Struktur von Kleidung um "0" heute noch im Museum bewundern kann.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es gibt Auswahl von Wolle mit gewebten Mustern bis hin zu bedruckter asiatischer Seide. Am darf annehmen, daß nur die Reichen so beerdigt wurden

 

Nach dem Ritt waren wir noch zu einem Tee bei Muhammad, dem Besitzer der Kamele eingeladen. Wir lernten dabei, dass sein Schmuckstück, das weiße Kamel "Zenobia", den stolzen Preis von 3000 Euros gekostet hat. Dürfte sich aber schneller amortisieren als der Benz Diesel von einem deutschen Taxifahrer.

 

Apropos Mercedes-Benz: Tadmur ist ein Paradies für Enthusiasten der Ponton- und Heckflossenreihen, es fahren eine enorme Menge an diesen Oldtimern durch die Oase. Das trockene Wüstenklima macht's möglich. Einzig der Zustand der Gefährte ist bemitleidenswert.

 

 

Das Abendessen - Kebab, was sonst, leider eher auf der faden Seite - nahmen wir auf der Terrasse des Hotels ein. Der Blick auf die Ruinen ist wirklich spektakulär.

Im Hintergrund sieht man Qalaat ibn-Maan die ehemalige Burg der Kreuzritter die von den Drusenfürsten Fakhredddin um 1600 ausgebaut wurde .

 

Am nächsten Tag wurde um halb sechs aufgestanden und um 6 Uhr schangen wir uns auf die Kamele. Leider erwischten den einzigen bewölkten Morgen der Tour in Syrien und nix war's mit dem Sonnenaufgang. Dafür gab es mit Muhammad jetzt auch gute Erklärungen.

So bekamen wir die antike Wasserleitung....

.... oder das Tetrapylon erklärt.

 

Einen richtigen Überblick bekommt man von einem Hügel aus. 

Die Säulenstraße ist über 2 Km lang und führt vom Baals Tempel zum Diokletian"Camp" Die meisten Teile der Anlage stammen aus der Zeit der Fürstin Zenobia (2.Jahrhundert) die sich gegen Rom stellte und deswegen eine Strafexpedition der Römer herbeiführte. Palmyra (Tadmur) ist sicher eine der spektakulärsten antiken Stätten im Orient!

Zwischendurch machten wir eine Pause bei einem Tee in der Baracke von Muhammad. Der Palmengarten konnte auch bewundert werden. Einen Regenschauer (!) überstanden wir so auch ganz gut.

 

 

Kleiner Vergleich der Fahrzeuge!

(Sachs)

 

Führer Muhammad......

....und sein Schmuckstück: "Queen Zenobia".

 

Nach dem Ritt wurde erstmal gefrühstückt und etwas ausgeruht.

Dann "Mussten" wir noch den Baaltempel besichtigen, ein riesiger Bau der noch weitgehend im Orginal dasteht....

Die originalen Ausmaße des Tempels und seiner ursprünglichen Umfriedung durch mehrere Säulenkolonaden sind gigantisch.

 

Leider ist aufgrund des islamischen "Bildersturms" bei vielen Statuen die Gesichter abgeschlagen.

 

Anschliessend besuchten wir im Ort noch das Museum. Viele der gefundenen Exponate sind natürlich in andere Museen gewandert, aber dennoch war es sehenswert. Als Abschluss besuchten wir noch die Araberburg und das Tal der Grabtürme, schon alleine der Aussicht wegen...

Das Mopped glänzt, weil es ein netter Hotelangestellter des nachts geputzt hat! (Baschisch war ihm sicher).

Trotz meiner noch eher dürftigen Arabischkenntnisse fiel das übliche Woher? Wohin? Wieviel hat das Motorrad gekostet? deutlich interessanter und kurzweiliger aus:

Im Hintergrund sind die riesigen Ausmaße von Palmyra zu erkennen. Einer der Burschen zeigte auf Jo's Auspuff und meinte: "Not very good!" , hehe.

 

 Kein Weg war zu steil....

...denn es galt wie auf jeder XBR-Tour: Ein wenig Gelände muss sein!

Noch lange kein Fall für die Grabtürme!

 

Morgens mußte ich noch wegen dem mit Euphratwasser gewaschenen Salat in Deir ez Zor schnell hinter den Ruinen verschwinden. Abends erfreute mich schon wieder das Buffet im nahegelegenen Hotel Cham. 

Mitten in der Wüste steht da dieser ***** - Riesenbunker der staatlichen Luxushotelkette Cham.. Als Abendessen mal eine Abwechslung, wenn es auch etwas an Authentizität vermissen ließ. Die betagten XBRs parkten inzwischen demonstrativ vor dem protzigen Hotelportal.

Bei der Rückfahrt mit vollem Bauch, ächz konnte Robert es sich nicht verkneifen durch die Ruinen zu fahren.....

War auch zu verlockend.

 

Am nächsten Morgen ging es uns dreckig. Zunächst noch gelacht, als Jo ins Bad flitzte und von dort eigenartige Geräusche kamen. Bald darauf ereilte mich das gleiche Schicksal. Dünnpfiff, Magengrummeln und Schwindel, es hatte uns doch noch erwischt! Wir entschlossen uns, den Vormittag im Bett zu verbringen und erst nach 11 auszuchecken. Das konnte ja heiter werden, es stand uns die Fahrt über 200 km durch die Wüste nach Damaskus bevor. Noch Loperamid verteilt, um das Schlimmste (blankziehen am Straßenrand) zu verhindern. Es sollte die größte Herausforderung der Tour werden. Durch die leichten Erschütterungen beim Fahren wurde mein Magen beleidigt und bestrafte mich mit heftigsten Übelkeitsattacken. Nach bereits 50 km war ich der Verzweiflung nahe: nur Wüste, nichts wo man sich hätte ausruhen können. Da tauchte plötzlich diese alte Buswrack auf.

Auf einmal war Robert am Abbiegen und verschwand in einem Wellblechrest eines alten Busses. Ich sah nach einer Weile nach, da saß er und litt. Aha, M. ist bei ihm angekommen, so richtig toll war ich auch nicht beinander.

Nach einiger Zeit ging es wieder etwas besser und wir fuhren weiter. Wieder das gleiche Spiel, durch das leichte Gehoppel tobten die Innereien.

 

Ich musste dauernd an diesen Comic von Holger Aue denken, als der Protagonist nach einer Dose Sardinen zum Frühstück mit geöffneten Schleusen Moped fahren muss. Das Dumme war nur: hier gab es weit und breit keinen Strauch, hinter den man mal verschwinden konnte und in den Helm göbeln....neinneinnein!

Hier machten wir eine Pause, nicht weil wir uns nicht für die Richtung entscheiden konnten, sondern weil es der einzige Schatten der ganzen Strecke war. Es war die Hälfte der Strecke und es fehlten noch 100 km! Flach hinlegen und vorsichtig atmen. Wegen des Windes ließ ich den Helm lieber auf.

Es erwartete uns der Endspurt, zum Glück hatte ich das Hotel am Vortag gebucht, es musste aber noch im Zentrum von Damaskus gefunden werden. Lange ging es durch die Vorstädte bis uns der Irrsinn des Damaszener Verkehrs erfasste. Die Regeln sind eigentlich ganz einfach: wer zuerst kommt, hat Vorfahrt. Ampel braucht es nicht, von Blinkern ganz zu schweigen. Die Kunst ist, sich einfach treiben zu lassen um im Verkehr mitzuschwimmen. Dennoch ist Hektik angesagt, weil das Fehlen von Straßenschildern die Orientierung doch sehr erschwert. 

 

 

Die ultimative Herausforderung ist jedoch den Johannes nicht zu verlieren. Er fiel zurück, da er diesem Tohuwabohu mit mehr Respekt begegnete - er hatte halt auch nicht die jahrelange Erfahrung mit dem barcelonesischen Verkehr, die mir die Sache erleichterte. Dennoch musste ich öfters mal anhalten, um mich zu orientieren und Jo nicht zu verlieren. Einmal fragte ich einen älteren Verkehrpolizisten um Rat. Meine Frage verstand er, wusste aber keine Antwort. Er hielt einfach den nächsten Autofahrer an und fragte diesen. Danach bedeutete er mir freudlich, ich solle dem Auto folgen. Nix wie hinterher, aber bald musste ich mich zwischen dem Auto und Jo entscheiden. Mit Hilfe des Reiseführers schafften wir es dann doch noch in das Hotel Al Majed , einer Oase der Ruhe mitten in der hektischen Neustadt von Damaskus. Die Mopeds abgestellt, das Gepäck aufs Zimmer tragen lassen (die Pagen schauten nicht schlecht, was da alles aus den XBRs herausquoll), eine zweite Bettdecke bringen lassen (wir hatten ein Ehebett erwischt) , ausgiebig die sanitären Einrichtungen benützt und den Rest des Tages flach im Bett verbracht, bei viel Cola, Keksriegel und Fernsehen. Die Werbung im arabischen Fernsehen ist lustig, genauso affig wie im Westen, nur mit dem Unterschied dass die Hausfrauen einen Schleier tragen (das waren dann Sender aus den Golfstaaten).

 

 

Am nächsten Morgen grummelte es noch im Inneren, die Knie waren noch weich, aber wir versuchten es wieder mit fester Nahrung. Es gab sogar Croissants!

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Hotel Al Majed in Damaskus

 

  Wir organisierten vor dem Hotel einen Fahrer, der uns zum Nationalmuseum fahren sollte. Für 150 syrische Pfund (2,30 €). Er brachte uns dorthin, wir mussten aber leider feststellen, dass es an dem Tag geschlossen war. Wäre aber auch im Reiseführer gestanden, stöhn! Wir ließen uns also wieder ins Zentrum fahren und wollten mit den Souks beginnen. Auf einmal kamen wir an eine Polizeikontrolle und der Fahrer wurde sehr nervös. Er beichtete uns, das er keine Taxilizenz habe und wir bloß nichts sagen sollten. Die höflichen Polizisten kontrollierten aber nicht, sondern verteilten Infomaterial. Da war unser Fahrer aber erleichtert. Er ließ uns am Hamidiyeh Souk raus und wir stürzten uns ins Getümmel. Es ist der "touristische" Teil der ganzen Souks, obwohl kaum Touristen herumlaufen. Das angenehme ist, dass man nicht wie in anderen Ländern belästigt wird. Wenn man doch einmal höflich eingeladen wird einen Laden zu besichtigen und man dankend ablehnt, so wird dies auch akzeptiert. Das macht das Bummeln sehr angenehm und man kann in aller Ruhe sich umsehen. Die Löcher in der Decke stammen übrigens von den Freudenschüssen der Araber, die 1917 unter der (angeblichen) Führung durch Lawrence von Arabien die Stadt von den Deutschen eroberten. 

Auf der anderen Seite dieses Souks gelangten wir zum römischen Propylaeum, einigen Resten des aktiken Säulengangs, der in der ursprünglich Teil des Jupitertempels war, welcher später der großen Moschee weichen musste.

 

 

Wir schlenderten noch etwas durch den angrenzenden Souk Al-Silah und ließen uns einfach treiben von dem vielen Treiben. wir wollten noch nicht tiefer eindringen, denn zunächst wollten wir noch den kulturellen Höhepunkt des Tages besichtigen: Die Omajjaden Moschee im Zentrum der Altstadt

 

Als wir in den Hof der Moschee gehen wollten, wurde uns beschieden, den anderen Eingang zu nehmen. Das war dann auch der Eingang für Touristen, wo auch Eintrittsgeld verlangt wurde. Der Innenhof der Moschee ist enorm groß (50 m x 120 m) und ist von einem Säulengang umgeben. Man muss sich die urspüngliche Pracht vor Augen, denn bei ihrer Fertigstellung im Jahre 715 war auch der ganze Platz mit Mosaiken bedeckt. 600 goldene Lampen beleuchteten das Innere und alle Säulen waren vergoldet. Von dieser Pracht ist nur ein teil übrigbeblieben, vor allem die goldenen Mosaiken an den Wänden im Innenhof.  

 

Dann besuchten das Innere der Moschee mit dem Grab Husseins, des schitiischen  Märtyrers und für mich als Johannes (der Täufer) interessant die angebliche Aufbewahrungsstätte des Kopfes meines Namensgebers... Da soll er liegen:

.. Ursprünglich ein römischer Tempel, wurde er zunächst in eine christliche Kathedrale und nach der Eroberung Damaskus im Jahre 636 teilten sich Christen und Moslems den Ort. Erst nachdem der Ort zum Sitz des arabischen Reiches wurde, begann man im Jahre 708mit der Errichtung der Moschee.

 

 

Anschliessend war ein Bummel durch den Souk angesagt, ein Rausch an Farben und Gerüchen. In verschiedene Bereiche aufgeteilt, gab es an jeder anderen Ecke etwas anderes. Am spektakulärsten ist natürlich der Gewürzsouk. Wir liefen einige Zeit durch das Gewirr der Gassen, möglichst im Zickzack, um möglich viel von der Altstadt zu sehen. 

Schließlich waren wir auf der Via Regia gelandet, der antiken Prachtstrasse. Heute ist allerdings wenig davon übriggeblieben, da der Boulevard im Laufe der Jahrhunderte langsam zugebaut wurde. Heute ist sie relativ unscheinbar, der vor tausend Jahren war sie die Champs Elysees des Orients. Heute haben sich hauptsächlich Handwerker dort niedergelassen, ihre Intarsienarbeiten sind fantastisch, am liebsten hätten wir so richtig eingekauft, aus Platzgründen mussten wir uns auf kleine feine Schatullen beschränken, trotzdem freuten wir uns über diesen Einkauf, einfach ein besonderes Mitbringsel.

 

 Ungewöhlich, aber Arabisch ist die Sprache der Muslims und der Christen der Region

 

Johannes musste unbedingt zur Paulus-Kapelle, das bedeutete ein Lauf durch das Labyrinth der östlichen Altstadt, wir bahnten uns den Weg sogar durch eine Schule bis wir dort endlich angelangt waren. Es handelt sich um eine kleine griechisch-orthodoxe Kapelle an der Stelle wo Saulus/Paulus über die Stadtmauer vor den aufgebrachten Juden der Stadt flüchtete. Wir machten eine kleine Pause in einem Cafe und uns wurde bewusst, dass wir uns im christlichen Viertel der Stadt befanden.  

Das wurde uns auch klar, als beim Barbier, bei dem Jo unbedingt einen ordentlichen Haarschnitt brauchte, ein Marienbild am Spiegel hing. Wir liefen weiter durch den sehr alten Teil der Altstadt und waren erstaunt, wie viele Oldtimer dort zu finden waren. Wir schafften es bis zum Bab as-Salaam wo wir aus der Alt- in die Neustadt hinüber wechselten. Noch Geld aus einem Geldautomat gezogen, das funktionierte sogar mit der normalen Bankkarte! Endlich landeten wir wieder am Hotel, das mit seiner grünen Gasse wie eine Oase der Ruhe in der Hektik der Großstadt wirkte. Nach einer Dusche setzten wir uns vors Hotel, tranken Tee und schrieben Postkarte. Das Hotel ist auch bei Saudis sehr beliebt, die mit Sack und Pack und Kind und Kegel in riesigen Geländewägen anreisen

Abends begnügten wir uns mit dem Hotelrestaurant, das in seiner Qualität eher bescheiden war. Zeitig zu Bett, den am nächsten Tag erwartete uns ein weiterer langer Tag in Damaskus.

Wie würde es danach weitergehen? Würden wir in den Libanon hineinkommen? Würden sich unsere Innereien wieder beruhigen? Würden die XBRs durchhalten?

Das alles und noch viel mehr gibt es demnächst im 2. TEIL! des Reiseberichts

von Robert und Johannes