Emil Schwarz macht der XBR Beine...
Man kann mit der XBR schon ganz schön schnell fahren. Nach einigen Jahren Gebrauch oder forcierter Fahrtweise stößt man jedoch an Grenzen. Auf Touren bin ich jedoch im Tausch schon XBRs gefahren, bei denen der Besitzer vergessen hatte, die Hinterachse festzuziehen (gell Robert und Ralf...). Ich muß zugeben, daß ich das nicht einmal gemerkt habe...
Was ist also dran am Thema Fahrwerktuning?
Allgemein wird immer empfohlen Kegelrollenlager im Lenkkopf einzubauen. Die relativ weichen Kunststofflager in der Schwinge werden von allen Fachleuten mit Skepsis betrachtet. Nachdem meine Schwingenlager ausgeschlagen waren und das Lenkkopflager auch schon leicht eingerastet war, entschloß ich mich zu einer Totalrenovierung durch Emil Schwarz . Das Ganze hat mit Teilen und Einbau 950 DM gekostet. Ich habe das Ergebnis noch am selben Tag am Hockenheimring getestet und muß sagen: Voller Erfolg! Ich kann jetzt mit der XBR sicher 15% schneller (boah ey!) in der Kurve fahren, ohne daß ich mich mehr anstrengen muß! Auch der Shimmy bei Beladung und abgefahrenen Hinterreifen ist deutlich geringer. Die Renovierung mit Orginalteilen beim Händler hätte um die 600 DM gekostet und der Vorteil des "Schwarzfahrwerks" ist sein Geld wert! Vor allem da mein Motto "XBR for ever!" heißt... Den Spruch von Meister Emil Schwarz am Telefon "Sche werdet des Mopped ned wiedererkenne!" kann ich also bestätigen. Die anderen Fahrwerksverbesserungen, wie WP Gabelfeder vorne und Konis hinten haben deutlich weniger gebracht.
Was sich Emil Schwarz bei seinen Teilen gedacht hat und wie die Arbeit ausgeführt wurde, wird nachfolgend mit Orginaltext aus den Verkaufsunterlagen von Emil Schwarz beschrieben:
"Fahrwerksprobleme haben verschiedene Ursachen: Reifen, Stoßdämpfer, Gabel, Gabelöl, Lenkkopf- u.Schwingenlager. Nach 30-jähriger Motorraderfahrung als Mechaniker u.Moto-Cross-Fahrer habe ich festgestellt, daß eine ungenaue Fertigung des inneren Lagersitzes am oberen Lenkkopflager, das radiale Spiel in den Schwingenlagern u. Umlenkhebel, gleitgelagerte Umlenkhebel u. Schwingenlager die Ursache sind.
Das Problem am Lenkkopflager ist der Lagersitz des oberen Lagers auf dem Lenkkopfschaft. Dieser Lagersitz ist ein Schiebesitz, der bei Neufahrzeugen ein Spiel bis 0,1 mm aufweist, dazu kommt eine sehr große Rauhtiefe des Lagersitzes, die sich nach einiger Zeit plättet, somit vergrößert sich das Spiel bis zu 0,15 mm. Durch die Hebelübersetzung vervielfacht sich das Spiel bis zur Auflage des Reifens je nach Motorradtyp um das 6 bis 10-fache.
Zur Abilfe dieses Problems verwendet man PATENTRECHTLICH geschützte Lagertragmuttern mit aufgepresstem Kegelrollenlager.
Das Problem des Schwingen-u.Umlenkhebellagerspiels wird wird durch individuelle Anpassung des Nadellagerinnenringes an jeder Lagerstelle behoben, somit kann an der Schwinge keine Spurveränderung entstehen, desweiteren ist der Stoßdämpfer in der Lage das Hinterrad einwandfrei anzusteuern.
Das Problem der Gleitlager ist das Lagerspiel und der Schmierfilm, ein Schmierfilm kann sich nur aufbauen, wenn die Teile sich in eine Richtung bewegen u.eine bestimmte Umfangsgeschwindigkeit erreichen, durch die langsame Hin- u.Herbewegung bricht der Schmierfilm nach kurzer Zeit, die Folge sind Freßspuren im Lager, zu viel Spiel, zu hohes Losbrechmoment, Schwergängigkeit.
Zur Abhilfe dieses Problems werden Nadellager eingesetzt und dann der Innenring zum Lager spielfrei eingepasst.
Viele Fachleute behaupten, die Rahmen u. Schwingen wären zu schwach. Komischerweise ist aber bei vielen Motorrädern denen das nachgesagt wird, das Fahrverhalten mit 2 Personen einwandfrei, obwohl mit Sozius der Rahmen u. Schwinge mehr belastet sind?
Der Grund fürdie Fahrwerksverbesserung bei 2 Personen ist eine Beseitigung der Wirkung des Lagerspiels durch die höhere Zuladung. Die Schwinge wird durch die Schrägstellung der Federbeine nach hinten gedrückt u. die Schwingenlager in eine Richtung belastet, dadurch kann sich die Schwinge nicht mehr nach rechts oder links bewegen, der Lenkkopfschaft drückt durch die Schrägstellung der Gabel im oberen Lager nach hinten u. verhindert dadurch eine Bewegung nach rechts u. links.
Mit diesen sogenannten Kleinigkeiten werden Fahrweksprobleme beseitigt, gute Motorräder werden noch besser.
Sollten Sie sich für einen Schwingenumbau entschließen so müssen Sie vor dem Ausbau nach dem Lösen der Schwingenachse das axiale Spiel mit einer Fühlerlehre messen, da bei vielen Motorrädern der Rahmen vorgespannt ist u. beim Lösen der Achsmutter bis zu 2mm auseinander geht. Für die axiale Führung werden die Lager mit abgestimmten Scheiben angepasst.
Das Nadellager wird mit Vorspannung auf gehärteten Achsen geführt.
Nach langjähriger Erfahrung speziell mit Fahrwerksproblemen habe ich weitere Fehler im Lenkkopfbereich festgestellt. Die Fehler sind unrunde Lagersitze im Rahmen, in erster Linie verursacht durch unsachgemässen Einbau ab Werk, 2. durch unsachgemässen Aus- bzw. Einbau bei Erneuerung der Lenkkopflager, 3. nicht überprüfen der Rundheit nach Unfällen, 4. durch Verformung (auch mit eingesetzten Kernen im Rahmen) beim Rahmen richten.
Bei allen Aluminiumrahmen, die ich bis jetzt bearbeitet habe war kein Lagersitz rund, bis 0,04 mm durch Wärmeverzug beim Verschweissen, da die Lagersitze vor dem Schweissen gefertigt werden, dazu kommt noch der unsachgemässe Aus-u. Einbau.
Unrunde Lagersitze verursachen unrunde Lageraussenringe, die Folge ist, daß in Richtung des grösseren Durchmessers das doppelte Spiel der Unrundheit, bedingt durch die Konuswirkung des Lagers, vorhanden ist und nicht beseitigt werden kann.
Beim Lagereinbau muß man größte Sorgfalt walten lassen! Lagerschale nicht schräg einziehen oder schräg einschlagen! Lagersitz auf Rundheit prüfen, kann bei Kegelrollenlager vor dem Ausbau der Lagerschale aus dem Rahmen vorgenommen werden, indem man den gereinigten Innenring mit Rollen in die gereinigte Schale legt mehrere Male hin-u.herdrehen, dann nach allen Seiten kippen, sollte sich der Innenring nach einer Richtung stärker kippen lassen, so ist in dieser Richtung der Durchmesser größer.
Die Unrundheit bewirkt einen vorzeitigen Lagerverschleiß, der durch axiale Bewegungen im lager ensteht. Angenommen das untere Lager ist nicht rund und das Fahrzeug wird abgebremst, so wird durch die höhere Belastung der Innenring in den Aussenring hineingeschoben bis der Aussenring seine Rundheit erreicht hat, wird die Bremse losgelassen ist die höhere Belastung weg, der Rahmen federt in seine Unrundheit zurück und schiebt den Innenring mit Rollen wieder hinaus, somit erhält man an beiden Lagern eine axiale Bewegung, leider können die Rollen in axialer Richtung nicht rollen sondern graben sich in den Aussenring ein.
Sollten Sie feststellen, daß ihr Lagersitz unrund ist, sollten Sie auf jeden Fall Lagerschalen mit 0,1 mm Untermaß nehmen und diese in den Rahmen einkleben, sollten Sie sich nicht sicher sein mit der Rundheit so sind sie mit 0,1 mm Untermaß und Einkleben immer gut bedient.
Einbauanleitung zum Einkleben der Aussenringe!
Alte Lagerschalen aus Rahmen entfernen, sollte der Lagersitz lackiert sein, Farbe mit Schmirgelleinwand entfernen. (Emil Schwarz reibt die Lager mit einen speziellen Handfräser mit Führung aus)
Aussenring in die Bohrung einsetzen, sind die Ringe ganz in der Bohrung drin, müssen sie sich leicht drehen lassen und dürfen vom Rahmen keinen Druck bekommen, da die Ringe sich bei leichtesten Druck verformen. sollte der Rahmen an einem Punkt drucken so muß mit einem Dreikantschaber oder Schmiergelleinwand nachgearbeitet werden bis der Ring ein minimales Spiel aufweist, vor allem auch an den Ecken des Borungsgrundes, da an dieser bei Alu-Rahmen vom ersten Einbau meistens ein Grat sitzt.
Aussenringe und Bohrung fettfrei machen mit Loctite Reiniger 706, Azeton oder Bremsenreiniger, bei Alu-Rahmen mit grobem Schmirgelpapier aufrauhen dann nochmals reinigen.
Obere Lagerschale und Bohrung mit Loctite bestreichen, bei Alu-Rahmen muß Loctite 638 verwendet werden, bei Stahlrahmen kann auch 648 verwendet werden Loctite darf nicht älter als 1 Jahr sein, danach Schale in Bohrung einsetzen und am Umfang etwa 10 mm hin-u.herdrehen, nach 10 Min. ist Schale handfest, restlichen Loctite abwischen.
Voraussetzung für eine einwandfreie Verbindung ist eine Raum-u.Teiletemperatur von mindestens 18 Grad, sollte Temperatur darunter liegen, so muß Rahmen im Lenkkopfbereich mit Heißluftföhn leicht angewärmt werden aber höchstens 35 Grad da sonst Loctite sofort abbindet bevor Schale richtig sitzt. Ist es möglich, daß Rahmen gedreht werden kann so wird die untere Lagerschale genauso eingesetzt, da aber dies meistens nicht möglich ist, wird die fettfrei gemachte und mit Loctite bestrichene Lagerschale in die mit Loctite bestrichene Bohrung des Rahmens eingesetzt, daß die Lagerschale nicht herausfällt wird eine Distanzscheibe welche planseitig auf die Schale drückt, oder im Falle, daß Kegelrollenlager eingebaut waren und die Bohrung im Rahmen abgesetzt ist (siehe Skizze) kann der alte Kegelrollenlageraussenring eingesetzt werden. Die Lagerschalen, oder Distanz und Lagerschale werden mit einem Gummi gegen das Herausfallen gesichert, Gummi oder Expander nur so stark spannen daß Teile nicht herausfallen und Schale am Grund der Bohrung anliegt.
(Das Einspannen der Teile am Besten vorher ohne Entfettung der Bohrung und der Teile probieren)
Nach 10 Minuten Gummi und Distanz oder alte Schale abnehmen, sollte Distanz oder Schale festgeklebt sein mit langem Durchschlag von oben rausschlagen, Loctite im Rahmen und an der Schale entfernen, Lager muß nun gefettet werden, Fett so reinstreichen, daß es auch zwischen Käfig und Innenring reinkommt danach Rollen und Käfig dick bestreichen, daß bei einem eventuellen Wassereintritt dies vom Fett abgehalten wird, am oberen Lager Abdeckung mit Fett füllen, damit sich Fett zwischen Rahmen und Abdeckung reindrückt, somit gegen Wasser und Schmutz abdichtet, es sollte Bel Ray Fett MC 11 oder Termalene verwendet werden.
Nach dem Fetten kann sofort montiert werden, nach 4 Stunden bei mind. 18 Grad kann man schon fahren.
Nach dem Einbau der unteren Gabelbrücke die Einstellmutter mit Lager ungefähr mit 3-5 Nm anziehen.Bei Yamahafahrzeugen mit 2 Muttern unter der oberen Gabelbrücke z.B.(XZ 550, XS u.XJ 650, XJ 750 Secca, XV 750, TR 1, XS 750, 850, 1100 usw) wird eine Einstellmutter geliefert u. eingebaut welche die richtige Einbauhöhe hat.
Bei Hondafahrzeugen mit Sichrungsscheibe (VF, VFR, CBR, GL, CB 750 Bol-d'or 750-1100 usw) zwischen den Muttern, bei Yamaha-Fahrz. Mit Gummi und Sicherungsscheibe zwischen den Muttern (XJ 600 S, 750F, 900, FZ 750, FZR 600 bis 1000, YZF 750, YZF 750 SP, TDM 850, XT 660, XV750-1100 Viragio, FJ1100-1200, V-MAX, usw) Kawa-Fahrz. mit 2 Muttern (Zephyr 550 bis 1100, GPZ550-1100, Z1300.usw).wird eine Eistellmutter geliefert u.eingebaut welche die richtige Einbauhöhe hat.
Bei Kawa- Fahrzeugen welche 1 Mutter u.Sicherungsscheibe eingebaut haben (GPZ 600 bis900, GTR, ZXR, ZZR1100, usw) wird Scheibe nicht mehr montiert, Einstellmutter isthöher.
Alle Fahrzeug, welche nur 1 Mutter unter der oberen Gabelbrücke montiert haben (alle Suzuki; Yamaha: alle Zweitakter, XS250 bis 400, XV 535 XJ 550 / 600, SRX, alle SR und XT Modelle ausgenommen XT660; Honda: alle bis Bj.79, CX500 / 650, CBX 550 / 650; Kawasaki: alle Fahrzeuge, welche serienmäßig mit Kugellagern ausgerüstet waren;alle BMW;alle Italiener) wird alte Einstellmutter nur gegen Neue mit Lager getauscht.
Als nächstes wird die obere Gabelrücke montiert und je nach Typ die Zentralmutter oder Schraube montiert dabei leicht angezogen, nun werden die Standrohre in die Brücken eingesetzt, in der Höhe ausgerichtet und an der Oberen Gabelbrücke geklemmt, danach Fahrzeug komplett montieren ausgenommen Klemmung der unteren Gabelbrücke (Rad, Bremse, usw) Zentralmutter oder Schraube anziehen (100-120 Nm)
Gabel mehrere Male von Anschlag zu Anschlag drehen, damit Rollen im Lager zurückgedrückt werden und am Bord des Innenrings anliegen. Nun wird die Gabel an einen Anschlag geschwenkt, dann ungefähr 3-5 mm vom Anschlag weg positsioniert. Jetzt Lenker loslassen, Gabel muß sich zum Anschlag bewegen, danach zur Mitte drehen nun Gabel von der Mitte her langsam auf den Punkt 3-5 mm vor Lenkanschlag, dann festhalten nun muß Gabel stehen bleiben und darf nicht an den Anschlag fallen. Sollten Sie Lagereinstellung ändern müssen, Zentralmutter oder Schraube lösen danach Nutmutter in kleinen Schritten (halbe Nutbreite) verstellen, danach Zentralmutter oder Schraube mit dem gleichen Drehmoment wieder anziehen und wieder prüten, (Prüfung nur mit angezogener Zentralmutter oder Schraube durchfuhren) sollte Einstellung stimmen werden die Klemmschrauben der unteren Gabelbrücke angezogen.
Nach diesen Maßnahmen wird eine Probefahrt durchgeführt sollte die Lagereinstellung zu fest sein so können Sie mit 30-50 km/h bei ebener Strasse nicht richtig geradeaus fahren, sollten Sie sich Ihrer Sache nicht sicher sein und meinen es wäre zu lose, so ziehen Sie so lange an bis Sie bei 30-50 km/h nicht mehr geradeaus fahren können, nun lösen Sie in Schritten halber Nutbreite und machen nach jedem Schritt eine Probefahrt, bis es sich bei dieser Geschwindigkeit einwandfrei gradeaus fahren lässt. LENKUNGSDÄMPFER nicht mehr montieren. bei einwandfreier Lagereinstellung erhalten sie ein besseres Fahrverhalten ohne LENKUNGSDÄMPER.
soweit Emil Schwarz....
Mit freundlichem und zielgenaueren bub bub bub
Johannes +491735243036