7.Tag

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Am 7. Tag erwartete uns wieder der übliche blaue Himmel und nach dem Frühstück teilten wir uns wieder auf. Die Gruppe A bestand aus Johannes, Ralf und mir. Dieser Tag sollte der Tag des Schotters werden, denn wir hatten uns einiges an ungefestigten Routen vorgenommen. Johannes vor allem war ganz scharf darauf seiner XR mal so richtig die Sporen zu geben. Von Susa auf ging es gleich hinauf nach Meana di Susa und über eine kleine Teerstraße weiter durch den Wald nach oben. Bald aber fing die Piste an und es wurde interessant. Langsam überquerten wir die Baumgrenze und näherten uns dem ersten Pass des Tages, dem Colle di Finestre. Johannes wartete dort natürlich schon auf uns.

Wir hielten ein wenig an und genossen den Ausblick auf die Piemonteser Bergwelt.

Die Piste ging zunächst waagrecht weiter um dann wieder anzusteigen.

Mitten auf dem Weg stand eine Geschwindigkeitsbeschränkung: 15 km/h, das Straßenbauamt hatte wohl viel Sinn für Humor. Kurz darauf waren wir am ersten Höhepunkt des Tages angelangt, dem Testa dell'Assietta. Das obligatorische Foto musste dort auch sein.

Die Straße führte relativ waagrecht auf dem Bergrücken entlang, immer wieder tolle Ausblicke bietend, die natürlich immer wieder zum Anhalten und Foto knipsen einluden. Zwischendurch wurde es mal richtig steil und das bei steiniger Fahrbahn, da musste man sich mal etwas konzentrieren. Ralf der Kämpfer, der ohne Gabelöl wie immer im Stehen fahrend ankam, meisterte auch diese Stelle glänzend.

Irgendwann kamen wir an einer Liftstation an, wo auf einmal viel Betrieb war, weil dort sich die meisten mit dem Auto rauftrauten. Hier ging es wieder nach unten und ein paar Kilometer Sandstraße weiter war die schöne Assieta-Kammstraße mit ihren 40 km wieder zu Ende. Die Hektik des Tourismus in Sestrière war das krasse Gegenteil der kargen Bergwelt oberhalb. Nach ein paar Kilometern gelangten wir zum Col de Montgenèvre, der wieder die Grenze zu Frankreich bildete. Die Abfahrt nach Briançon ist ganz nett, guter Teer und schnelle Kurven. In der Stadt mussten wir tanken und anschließend sollte es wieder weiter gehen. Dabei hatte das Schlusslicht Johannes einen seiner berüchtigten Aussetzer. Er hatte nicht gesehen, dass Ralf und ich nach links abgebogen (ts, ts, abbiegen heißt warten - gelle?) waren, und düste wie ein Wilder in die falsche Richtung. Zum Glück stoppe ein Kreisverkehr seinen Ausbruchsversuch und wir hatten ihn gleich wieder eingefangen. Wir waren froh das hektische Briançon hinter uns zu lassen und bogen zum Col d'Izoard ab. Es wurde langsam heiß und wir waren froh als wir eine nette Wirtschaft mit Terrasse an der Straße fanden. Jo und Ralf fanden Wasserkühlung für die Füße eine tolle Sache und stellten sich mal eben kurz in den Bach.

Das Mittagessen zog sich in die Länge, die Küche war nicht die schnellste. Mir wurde etwas unbehaglich, denn es zogen langsam ziemlich dunkle Wolken auf. Die Nachspeise (Spezialität, Heidelbeertarte) musste auch noch verdrückt werden bis wir nach eineinhalb Stunden wieder los konnten. Die Auffahrt zum Izoard war in einem guten Zustand, nicht vergleichbar mit der früheren Schlaglochstrecke. Die karge Landschaft auf der Passhöhe ist immer wieder beeindruckend.

Wir konnten zum Col d'Agnel hinüberblicken, der schwarzen Wolken verhangen war. Dahinter sollten die Höhepunkte des Tages liegen, schluck. Wir machten uns mit dem Gedanken vertraut, die beste Schotterpiste der Tour abblasen zu müssen. Schließlich dachten wir "was soll's" und riskierten es einfach. Herunten vom Izoard bogen wir zum Chateau Queyras und an der Abzweigung rauf zum Col d'Agnel. Über 20km ging es nach oben, von Kilometer zu Kilometer wurde es frischer, es wurde bewölkt und wir fuhren auf die Wolken zu. Motorradfahrer kamen uns im Regenkombi entgegen und auf den letzten Kilometern war auch noch die Strasse nass. Von oben kam aber nix. Oben am Pass blieben wir nur ganz kurz stehen, denn auf 2746 m war es saukalt, vor allem nach einem Sommergewitter. Wir sahen also zu, dass wir wieder runter kamen. Auf der piemontesischen Seite war es deutlich wärmer (besser gesagt: weniger frisch) und nach einigen Kilometern war die Strasse wieder trocken. In Sampéyre bogen wir auf ein kleines Sträßchen ab, das uns auf den Colle di Sampéyre hinaufführte. Im Wald war die Strasse noch feucht und verleitete zu einer vorsichtigen Fahrweise. Oben auf dem Hügel konnten wir sehen, was vor uns lag: Das Gebiet der Maira Stura Kammstraße war ein Hexenkessel, ein fürchterliches Gewitter tobte sich dort aus.

Hinter uns kam es auch wieder schwarz daher. Wir hatten also keine andere Chance als in dem Streifen zwischen den beiden Gewitterfronten zu bleiben. Keine Zeit zu verlieren! Durch die "wildromantische Schlucht" (Denzel)

ging es durch viele kleine Tunnels runter nach Elva, ein sehr schönes Sträßchen. Unten im Tal mussten wir den Einsteig hinauf nach Canosio finden, kein Problem. Nach Canosio stellten wir fest, dass auch hier die Asphaltiermaschine durchgekommen war: Bis hinauf zum Colle del Preit war die kleine Strasse schön geteert, wir dachten schon, auf eine weitere Schotterstrecke verzichten zu müssen, aber da lagen wir falsch.

Oben am Pass lag plötzlich das Hochplateau, umrahmt von Bergen vor uns.

Der Abzweig zum Rifugio di Gardetta war nicht geteert, aber kein grober Schotter. Bis zu der Hütte ging es ganz entspannt, halb so wild! Kurz nach dem Abzweiger vor der Hütte sah es aber auf einmal ganz anders aus: grober Schotter und große Wasserpfützen ließen das ganze um einiges anspruchsvoller werden. Als weitere Warnung kam uns ein Geländewagen entgegen, der ein Auto abschleppte. Ziemlich steinig ging es zum Colle Cologna, auf einmal kam noch Lehm hinzu, der, durch den vorherigen Wolkenbruch schön aufgeweicht, die volle Konzentration abverlangte.

Die Wolkenstimmung wäre eigentlich ganz schön gewesen, aber uns war klar dass in Kürze hier wieder die Hölle los sein würde und auf ein Sommergewitter auf 2400 m Höhe kann man getrost verzichten. Zur Mahnung lagen am Colle Margherina Häufchen aus Hagelkörnern rum! Für die XR war das ganze natürlich ein Kinderspiel und Johannes genoss die verschärften Bedingungen sichtlich.

Ohne groß anzuhalten suchten wir das Weite und waren froh als wir wieder an der Teerstraße angelangten, die vom Colle dei Morti (was für ein Name!) herunterführte. Hinunter nach Demonte wurden die Wolken wieder etwas heller, die Wärme empfing uns wieder und uns war klar, dass wir ziemlich Dusel gehabt hatten. Auf der Hauptstraße fuhren wir wieder in Richtung Hauptkamm zum Col de Larche. Die Wolken wurden wieder dunkler und in der letzten Ortschaft vor dem Pass fing es zu tröpfeln an. Auf den letzten Kilometern mussten wir also doch noch in den Regenkombi. Auf dem Pass und auf der französischen Seite war es sehr frisch, aber unser Ziel in Larche war bald erreicht, Mario und Konsorten guckten aus den Fenstern raus und empfingen uns mit den adäquaten dummen Sprüchen. Die Zimmer waren schnell bezogen und das Abendessen ließ nicht lange auf sich warten. Die Auberge Au Relais d'Italie ist Mitglied bei den Gîtes de France und dementsprechend familiär und sympathisch geführt. Die Hauptspeise war ein sehr schmackhafter Fischtopf in XXL Dimensionen, dazu ein leckerer Burgunder.

Als Durchgangsstation ist diese Herberge wirklich zu empfehlen, wir fühlten uns jedenfalls sauwohl. Irgendwann war mal Zapfenstreich angesagt und wir krochen in die dicken altmodischen Federbetten, die dennoch bequem waren.

8.Tag

Am Morgen des 8.Tages empfing uns wieder blauer Himmel und Sonnenschein, frisch war es aber dennoch trotzdem. Nach dem Frühstück fuhren alle zusammen los, erst mal runter in Richtung Jausiers, wo einer der vielen Höhepunkte auf uns wartete: der Col de la Bonette, mit 2802 m der höchste Pass der Alpen. Unterwegs fiel mir auf dass die Gruppe auseinander gerissen worden war und wir drehten wieder um. In Meyronnes fanden wir den Rest der Truppe wieder, Matthias hatte einen Unfall gehabt! Ein Rentner, der einige von uns hatte vorbeifahren lassen probierte es dann doch und nahm Matthias die Vorfahrt. Er konnte zwar noch ausweichen, erwischte das Auto aber noch am Kotflügel. Zum Glück war nicht viel passiert, die Formalitäten zogen sich aber etwas hin, denn der Alte schien nicht so richtig geistig auf der Höhe zu sein, die Dimension und Farbe seiner Nase wies auch auf seine Lieblingsbeschäftigung hin.

Nachdem alles geregelt und wieder alles geradegebogen war, erwartete uns in Jausiers eine weitere Überraschung: der Bonette war gesperrt! Die Wolkenbrüche am Vortag hatten wohl einiges ins Rutschen gebracht. Als Alternative kam schweren Herzens nur die Umfahrung über den Col de la Cayolle in Betracht. Eine schöne Strecke zwar, aber der Bonette wäre doch noch um einiges spektakulärer gewesen. Auf der Passhöhe trennten wir uns wieder in A- und B-Gruppe, denn die A-ler wollten ein Stückchen weiter und auch mal auf Steinchen fahren. Das Tal runter wurde es langsam spannend: es wollte einfach keine Tankstelle auftauchen! Ich kam langsam ins schwitzen, was nicht nur an den steigenden Temperaturen lag. In Guillaumes gab es endlich eine Zapfsäule, die dann ordentlich Arbeit bekam. Es ging schon auf Mittag zu und um der Mittagshitze zu entgehen beschlossen wir (Jo, Mario, Matthias, Ralf und ich) wieder hinauf in die Berge zu fahren. Die Kurven hinauf nach Valberg waren ganz nett, wenn auch für die XBR zu sehr ausgebaut, Mario auf seiner VFR störte das weniger. Oben in Valberg erwartete uns ein Touristenort mit Skihotels und allerlei sonstigen Scheußlichkeiten, kein geeigneter Ort für eine Mittagsrast. Wir fuhren wieder ein Stück runter, bis wir in Beuil eine nette Wirtschaft etwas abseits der Hauptstrasse fanden. Die Sonne brannte runter, aber dank Sonnenschirm und 1450 Höhenmeter war es dort sehr erträglich. Ein tolles Mittagsmenü ließ die Bäuche spannen, aber man gönnt sich ja sonst nix. Während die B-Gruppe wahrscheinlich wegen der vielen Rauchpausen eher Gewicht verlor, hatte die A-Gruppen wegen der vielen Schlemmereien wahrscheinlich einiges mehr auf den Rippen. Randvoll machten wir uns wieder auf den Weg. Es ging gleich in den schönen Gorges du Cians, einer beeindruckenden Schlucht aus rotem Sandstein.

Jo war etwas enttäuscht, dass viele Tunnel einer Begradigung zum Opfer fielen, aber trotzdem ist es immer noch eine feine Strecke. Mit jedem Meter, den wir weiter nach unten kamen, stieg die Temperatur. Nicht nur ein bisschen, sondern fast unerträglich. Unten an der Kreuzung angekommen musste man auf die Nachzügler warten. Ein Thermometer zeigte die bittere Wahrheit an: 41 Grad!!

Etwas anderes wie fahren war nicht drin, der Fahrtwind brachte wenigstens etwas Abkühlung. So schürte ich noch mal die Schlucht hinauf, weil Johannes nicht auftauchte (Alder Mo is ka DE-Zug...). Auf der Weiterfahrt tauchte noch mal ein Thermometer auf: 39 Grad im Schatten, es war also keine Fata Morgana gewesen. Wir fanden den Weg hinauf nach La Tour, es sollte die einzige Schotterstraße heute winken. Auf der Weiterfahrt verpassten wir eine Abzweigung und somit den Schotter, Gruppe B machte es später genau umgekehrt. Die Strecke war eine typische XBR-Kurvenstrecke, nur die Schweinehitze störte ein wenig. Jo blieb immer wieder zurück, was die anderen nicht freute, denn die Warterei bei den Temperaturen wurde zur Quälerei. Auf einem kleinen Pässchen zog Jo die Reißleine: er stellte die XR ab, riss den Helm runter und entledigte sich unter stöhnen und ächzen seines Lederkombis. Der Rest der Gruppe schaute etwas perplex dem Treiben zu, aber als dann Sir John von den Unterhosen in seiner ganzen Pracht vor uns stand, war das Gelächter nicht mehr zu unterdrücken.

Vorbeikommende Autofahrer schauten etwas irritiert, was die Situation noch komischer machte. (aus meiner Sicht hatte ich die Wahl: Zerstörung durch innere Pyrolyse oder...) Als sich nach 10 Minuten Johannes Körpertemperatur wieder auf ein erträgliches Niveau stabilisiert hatte, konnte es wieder weitergehen. Über einige Kurven kamen wir also wieder schneller ins Vesubietal wie gedacht. Ein Stück weiter oben ging es hoch zum letzten echten Pass der ganzen Alpentour: der Col de Turini lockte mit seinen vielen Kurven. Heraufziehende Wolken ließen nichts Gutes erahnen. Die Kurven waren wirklich vom feinsten, der Teer auch. Gedanklich nahm ich den Pass in meine persönliche Top Ten meiner liebsten Strecken auf. As machte soviel Spaß, dass die Mitfahrer auf einmal nicht mehr zu sehen waren, nur Mario kämpfte sich Meter für Meter wieder heran. Dem Kurvenblasen wurde kurz vor dem Pass ein jähes Ende gesetzt, als es zu tröpfeln anfing. Der Rundkurs um den L'Andrion fiel also buchstäblich ins Wasser. Es fing es dem Turini zu regnen an, aber als Mario hinter mir auftauchte, machte ich mich auf die Socken und sah zu, dass ich wieder nach unten kam. Der arme Mario musste im Regen auf den Nächsten warten, aber es hätte ja keinen Sinn gemacht, wenn gleich alle zwei nass werden, oder? Die Serpentinenstrecke nach unten war kurios: am einen Ende war die Strasse trocken, auf der anderen regnete es, aber es war schließlich möglich, dem schlechten Wetter davon zu fahren. Als ich mich in Sicherheit wähnte, hielt ich an, um auf die anderen zu warten. Es kam aber nur Mario und kurz darauf rief mich Jo an, sie wären eingekehrt und würden den Regen abwarten. Mario und ich fuhren also alleine zu unserer letzten Herberge in Sospel, der Auberge de France. Eine Schwedin leitete das Haus und natürlich sprach sie auch deutsch. Mario und ich bezogen ein Zimmer, duschten und warteten bei provenzalischem Weißbier auf den Rest der Truppe, was sich noch ganz schön hinzog.

Wir fürchteten schon, ganz knülle zu werden, falls die Warterei so weiterginge. Irgendwann trafen Jo und Konsorten ein und gesellten sich nach dem frisch machen zu uns. Von Peter, Sandra und Ralf war aber weit und breit keine Spur. Ein Kontrollanruf brachte zu Tage, dass sie noch vor dem Col de Turini und wohl noch einige Zeit brauchen würden. Geschlagene eineinhalb Stunden später tauchten sie dann (von unzähligen Rauchpausen ermattet?) auf, wir sorgten uns schon ob wir Menton, den Endpunkt der Tour noch bei Tageslicht noch erreichen würden. Ohne auf die Neuankömmlinge zu warten düsten wir gleich los, die letzten 20 km und Kurven runter bis zum großen Finale der Tour: Menton an der Côte d'Azur. Durch den Stadtverkehr mussten wir uns noch durchkämpfen, dann erreichten wir den Strand.

Matthias nutzte die Gelegenheit und sprang gleich in die Fluten. Gleich nebenan war ein Strassenrestaurant, in den ich schon mal reservierte, die Tische waren natürlich schon alle besetzt, wir waren ja auch schon etwas spät dran. Als unsere Nachzügler endlich eingetroffen waren, konnten wir auch schon bald einen Tisch im "La Mandibule" beziehen. Zu essen gab es kreolische Küche und wir dachten den Abend gemütlich ausklingen zu lassen, aber es kam ganz anders. (Jetzt kommen die Scheidungsgründe....) Auf einmal dröhnten die Lautsprecher los und vier Kaffeebraune, knapp bekleidete Schönheiten legten auf der Strasse eine Samba aufs Parkett (vulgo Asphalt), dass einem Hören und Sehen verging. Nach der Darbietung klatschten wir artig und dachten, dass das Spektakel schon vorbei sei. Die Mädels kamen aber wieder und zeigten Tänze aller Art aus Brasilien, in Seidengewändern aus Bahia,

als Indianerinnen, als Discoqueen,

als Cowgirls...und jedes Mal hatten sie etwas weniger an, mochte man glauben. Die Damenslipindustrie hätte keine Freude an ihnen gehabt, die Gäste aber schon. Der Stimmungspegel stieg in schwindelnde Höhen, als sie anfingen, Männer aus dem Publikum zum Tanz aufzufordern. Mario und Oliver schlugen sich tapfer trotz Gegrabsche, Matthias glänzte als Komparse bei einer Akrobatikeinlage.

Den Vogel schoss jedoch Ralf ab, der in einer erfrischen rustikalen Art in Spingerstiefeln mit einer Kaffeebraunen über den Asphalt peste, als gelte es den ersten Preis bei einem Tanzwettbewerb einer niedersächsischen Landwirtschaftsausstellung zu gewinnen (nur der Neid.....) Das Mädchen hatte wohl nicht damit gerechnet, huckepack genommen zu werden, um einmal die Strasse rauf- und runterzurennen. Die XBR-Fahrer lagen mittlerweile vor Lachen fast unter dem Tisch. Ach ja, das Essen war übrigens auch ganz genießbar. Was für ein gelungener Abschluss der Tour!

Danach fuhren wir pianissimo wieder nach Sospel (wir waren ja in Weinlaune) um uns vor dem Schlafengehen noch zu verabschieden. Sandra und Oliver wollten noch einen Tag bleiben, Peter, Matthias, Ralf und Mario wollten über den St. Bernhard nach Norden und Johannes und ich wollten früh raus um der Hitze zu entgehen, die uns zwischen Genua und Mailand erwarten würde.

Am 9. Tag standen wir beiden früh auf und machten uns bereits um sechs Uhr aus dem Staub. Bei Sonnenaufgang kamen wir in Menton an und düsten gleich auf der Autobahn weiter. Kurz nach der Grenze frühstückten wir und waren zuversichtlich der Hitze aus dem Weg gehen zu können. Die Morgenstimmung war sehr schön, ich fuhr voraus, denn mein schwächeres Moped würde die Reisegeschwindigkeit vorgeben. Auf einmal konnte ich Johannes nicht mehr im Rückspiegel sehen, ich fuhr etwas langsamer, aber er tauchte nicht auf. Ich fuhr noch etwas langsamer, aber immer noch nix. In einer Notfallbucht hielt ich schließlich an. Langsam kam mir das ganze komisch vor und da meine Telefonkarte fast leer war, schickte ich eine SMS an Johannes. Die Antwort war: "Habe Kolbenfresser"! Au weia! Ich musste erstmal bis zur nächsten Ausfahrt, die ganz schön weit weg war, dann umdrehen, wieder zurück, wieder rausfahren und umdrehen, um dann Johannes auf einem Parkplatz anzutreffen.

Er hatte ziemliches Glück gehabt, dass ihm das vor einem der zahlreichen Tunnel passiert war und nicht mittendrin, ohne Standstreifen. Die Diagnose war eindeutig: Kolben fest. Johannes verständigte den ADAC und eine halbe Stunde später kam der Abschleppwagen, der die XR bis zur nächsten Ausfahrt transportierte, wo sie dann umgeladen wurde.

Ich hatte Johannes mittlerweile davon überzeugt, seine Sachen bei mir draufzubinden und bei mir mitzufahren. Auf den ersten Kilometern dachte ich es wäre keine gute Idee gewesen, denn seine Kugel (aka Unterbauch) drückte mir ganz schön ins Kreuz. Aber ich gewöhnte mich daran und so donnerten wir mit voller Beladung und Volllast durch Ligurien und durch die Poebene. Mit Rückenwind waren unglaubliche 150 km/h Reisegeschwindigkeit drin und wir kamen doch noch zügig voran und das war auch nötig, den es wurde langsam heiß. Die Idee war gegen Mittag in das Engadin zu flüchten, um der größten Hitze zu entgehen. Ich ließ es gut laufen und wir hatten mittags die Schweizer Grenze erreicht. Im Begell hielten wir wieder am Hotel Post (Alpentour 2001) und spachtelten noch einmal, bevor es wieder den Malojapass rausging. Die XBR hatte da schon etwas zu kämpfen, wollte aber trotzdem andere Mopeds überholen. Oben im Oberengadin war es angenehm kühl, das war eine gute Idee gewesen. Ich ließ es immer noch ziemlich laufen, was Jo etwas nervös machte, aus Beifahrersicht auch verständlich (ja nich verkrampfen....schon mal bergauf zu zweit mit einer XBR eine CBR überholt? Erstaunlicherweise setzt selbst bei der Beladung und max-Schräglage nix auf bei der XBR..). In Scuol machten wir noch einmal ein Kaffeepäuschen im Hotel Belvedere bevor uns im unteren Inntal die Hitze wieder empfing. Über den Achensee ging es zurück ins Oberland, vorbei am Tegernsee nach Miesbach. Johannes wollte keine Zeit verlieren, verabschiedete sich und düste mit meiner XBR nach Fürth. Ich sollte sie in einem unglaublich gepflegten und gewarteten Zustand wieder zurückbekommen.

Resümee: Das war wirklich eine Tour der Superlative! Das betraf die Vorbereitung, die gefahrenen Strecken, die Unterkünfte, die Erlebnisse und die tollen Mitfahrer! Wenn es nicht so aufwändig wäre, könnte man so etwas jedes Jahr veranstalten. Es wird aber schwierig werden, das noch zu toppen. Ich glaube alle Mitfahrer hatten ihren Spaß und warten schon auf die nächste Alpentour.

(Meine XR wurde 14 Tage später geliefert.... Demontage erwies Kurbelwellenschaden am unteren Pleulauge so war ich dann im Winter beschäftigt... Ursache war unklar genügend Öl war noch drin...)

Zum ersten Tag der Tour...