Es muss mal raus! Vor 10 Jahren hatte ich mir das erste Krädchen gekauft, eine 125er Kymco. Nach einem Jahr und immerhin 10.000 Kilometern wurde ich durch meine Frau motiviert, den Einser zu machen, und dann kamen eine Reihe von Moppeds, bevor ich der ersten XBR begegnete. Die wollte ich für meine Frau kaufen, da die nicht kicken wollte und ich damals SR 500 fuhr.
Bei ebay hatte ich eine XBR günstig geschossen, Standort Oberbayern. Schwarz, abgemeldet, keine 40.000 gelaufen. Bevor ich sie auf den Hänger schob, juckte es mich, und ich kickte sie an und knatterte ein paar Meter auf den dortigen Forstwegen. Boah!!! Da hats geschnackelt! Wahnsinn! Die Sitzposition war zwar für mich langen Lulatsch unmöglich, aber der Rest …
Im selben Jahr gönnte ich mir dann ‚meine’ XBR. Diesmal stand sie am Bodensee. Wieder ebay, diesmal etwas teurer, aber das Teil ist jeden Euro wert! In Friedrichshafen abgeholt, in den LT geschoben, und ab gings zum geliebten Gardasee. Gleich die Sella Ronda und das Stilfser Joch mitgenommen, aber da störten bergab die Stummel schon gewaltig.
Inzwischen sind Bol d’Or-Lenker dran, die Rasten sind etwas nach unten gekröpft, und der Sitz entsprechend höher gebaut. Jetzt passt alles. Saugend! Technisch hab ich außer einer Stahlflexleitung und einem 14er Ritzel nix verändert. Warum auch? Sie schnurrt tadellos und hat eine fein dosierbare Bremse. Seit 2 ½ Jahren steht sie in Tremosine, oberhalb des Gardasees und wird vorwiegend in kurvigem Geläuf bewegt. Die Sträßchen hier sind ein Traum! Und das Fahren auf der Honnie (Kennzeichen – ER wie Erich) ebenfalls. Der Sound und die zarten Vibratiönchen – perfekt!
Nachdem ich Lenker und Sitzbank gleich zu Anfang ändern musste (bin > 1.90 mit sehr langen Beinen), hatte ich längere Zeit Hemmungen, die Eisensäge anzusetzen, um das hintere Rahmenende etwas zu kürzen. Die Knoten, wo die Blinker montiert sind sowie der Bügel mit dem Sitzbankschloss, das nicht mehr gebraucht wurde, wurden dann endlich entfernt. Statisch haben diese Teile keine tragende Funktion. Und dann war es wesentlich einfacher, der XBR eine nun stimmige Linie zu verpassen. Der Solositz bekam einen Bürzel ähnlich dem der GB, und es wurde nach einem Jahr mit dem XS750-Tank der sogenannte Zäpfchentank gebaut. Da mir nicht nur das Fahren sondern auch das Schrauben, Konstruieren, Verändern Spaß macht (vor allem in den Wintermonaten), kamen Eigenbau-Scheinwerferhalter dran. Denn ich wollte den Topf etwas tiefer haben. Na ja, dann mussten die Armaturen ebenfalls etwas ‚runter’. Später bekam der Lampentopf mehr Volumen, eine optische Maßnahme, die zusätzlich den Vorteil hat, dass es nicht mehr gar so eng im Innern zugeht. Der Zäpfchentank zog Seitendeckel nach sich, die mich erst nach mehreren Anläufen optisch befriedigten. Dafür konnte ich den einzigen Kritikpunkt der XBR-Tester ausmerzen: die fummelige Seitendeckeldemontage vor der Ölkontrolle. Warum nicht gleich so?
Viel mehr hab ich eigentlich nicht gemacht. Na ja, die Motordeckel wurden entlackt und handpoliert. Mit Maschine wird’s blanker, das kommt vielleicht noch mal. Jetzt wird sie vor allem bewegt, und sie fühlt sich sauwohl dabei. Ich brings zwar nicht übers Herz, den Johannes-Tipp mit dem jährlichen eine Stunde Vollgasfahren umzusetzen. Sie wird eher bummelig im unteren / mittleren Drehzahlbereich bewegt. Und ich genieße es, in weiteren Serpentinen bzw. entsprechenden Kurven im Zweiten bei nicht unter 2.000/min zu ‚gleiten’. Die SR hatte da gnadenlos gehackt, so dass ich immer runter in den Ersten schalten musste. Bei höheren Drehzahlen wird mir der an sich herrliche Auspuffklang etwas laut, und ich fahre gern mit Jethelm und ohne Ohrenstöpsel.
Nicht zu vergessen sind natürlich die vielen netten XBR-Fahrer, die man im Laufe der Jahre kennenlernt.
Ich höre immer wieder, HONDA Motorräder seien langweilig, weil sie so zuverlässig sind. Und dass man keine Testsieger kaufen soll, weil die meist alles können, aber keinen Charakter haben. Ich liebe meine HONDA, und ich bin dankbar, dass man im fernen Japan diesen Feuerstuhl damals entwickelt und gebaut hat! Und ich schätze den gutmütigen Charakter sowie die zuverlässige Technik. Wenn ich mal Probleme mit meiner Honnie hatte, dann waren sie immer selbst verursacht! Jetzt hat sie über 56.000 auf der Uhr, davon 42.000 unter meinem Hintern. Und nachdem der Ölverbrauch marginal ist, bin ich zuversichtlich, dass ich noch lange Zeit Freude an / auf ihr haben werde. Für Reserve ist aber gesorgt!
Hoffentlich hab ich euch nicht gelangweilt, aber es wird ja keiner gezwungen, mein Geschreibsel zu lesen. Und jetzt setze ich mich auf meinen Hobel und schraube mich auf meiner Hausstrecke durch die kurvigen Sträßchen, rauf und runter. Vom Feinsten!
Grüße
aus
Tremosine
Max