Bei der Elektrik habe ich nur zwei Kabel geflickt und den Kabelbaum neu gewickelt, sonst war alles noch gut. Dann die Entscheidung wie aufbauen, gleich verändern oder erst mal Original. Habe mich dann für das Original entschieden, auch weil ich hier nun mal alle Teile hatte - und einige potentielle Ersatzteile auch doppelt.
Die Schwinge habe ich auf Nadellager umgerüstet, neues Lenkkopflager, Gabel mit allen Gleitbuchsen und gleich auch mit neuen Federn ausgerüstet, Bremsen natürlich alles neu, Fußrasten, Radlager, Reifen, Kette mit Ritzel und Kettenrad, Spiegel, einen Kettenöler spendiert, Griffe, Kupplung und den verrotteten Tank saniert usw. usw. usw… Den Tank hatte ich nach einem Tipp im Internet mit 1 kg Spax-Schrauben gefüllt und aufgespannt auf einen Betonmischer ein paar Stunden in jede Richtung trudeln lassen, dann mit einem entsprechenden Tanksanierungsset beschichtet. Das funktionierte richtig gut und zum Glück hatte ich auch Schrauben und keine Steine genommen. Die konnte ich mit einem Magneten (am Stab, 2 Stunden Fummelarbeit) auch wieder aus dem Tank holen, der der Kragen um die Einfüllöffnung das Ausschütten fast unmöglich machte.
„Nadellager“
Die Farbgebung (sind ja nicht viele Flächen) war schnell klar, schwarz sollte es werden. Nach einem kurzen Plausch mit dem Lackierer war mir eines klar. Zum einem ist es ganz schön teuer, wenn es nicht nur einfarbig werden soll und da er eh gerade sehr im Stress war dachte ich mir, dass probiere ich selber. Wenn es nichts wird kann ich es ja wieder abschleifen - und ich gebe es zu… dass wollte ich schon immer mal probieren. Die Farbanregung mit dem Streifen hatte ich mal auf einem Bild gesehen, ich weiß gar nicht mehr wo…wahrscheinlich hier irgendwo. Na ja, was soll ich sagen, es ist ganz gut geworden. Die eine oder andere Stelle ist nicht super perfekt, und der Klarlack hat auch ein paar Wölkchen gebildet, aber es fällt eigentlich nicht auf. Vielleicht mache ich es in ein paar Jahren mit einem Flipfloplack neu, aber ich bin erst mal zufrieden und es hat Spaß gemacht.
Der Benzinhahn war natürlich auch undicht, aber auch hier dank dem Forum fand sich eine entsprechende Umbauanleitung, vor allem mit Angabe der richtigen O-Ring Größe. Coole Sache….
Die Abnahme bei der Dekra in Frankfurt (Oder) war dann auch kein Problem (eigentlich ist die XBR auch wie neu…- zumindest ist ihr Zustand besser als er jemals bei mir war). Ich musste auch nur eine normale HU machen, da die XBR ja schon mal in der BRD angemeldet war und die Dauer der Abmeldung damit wohl keine Rolle spielte. Ein Vollgutachten war damit, anders als ich dachte, nicht erforderlich. Damit stand der Anmeldung nichts mehr im Weg. Zwei Tage später bin ich dann auch gleich zur Zulassungsstelle hin und habe mir ein (kleines) Nummernschild geholt.
Erste Testfahrt:
Das Wochenende steht vor der Tür, der Freitagnachmittag hat begonnen. Tochter bei einer Freundin, meine Frau noch bei der Arbeit – persönliche Freizeit die genutzt werden muss. Heute sollte es nun losgehen, die erste Testfahrt steht an. Bei bestem Sonnenschein schnell noch einmal den Staub vom Bike abgewischt, der erste Eindruck zählt ja immer. Aufgesessen, Choke ziehen und kurz auf den Anlasser gedrückt. Freudig blubbert die XBR los, hört sich alles erst einmal gut an, dann kann es losgehen. Langsam aus der Einfahrt raus gerollt und auf die Straße eingebogen. Kurz die Spiegel gerichtet, passt so weit… auch wenn man in einem Drittel der Spiegel seine Ellenbogen sieht. Auch dass ist gewohnt, war ja schon immer so. Blick in den Spiegel, keiner da – kurz anbremsen… auch das geht und fühlt sich normal an. Erst mal nicht so viel Gas geben, Motor langsam warmfahren. Erster Buckel auf der Straße am Bahnübergang – Mist…Einbildung oder was war das… die Gabel fühlte sich verdammt hart an. Während ich noch überlege ob das normal ist, meine letzte Fahrt auf der XBR sind ja 17 Jahre her, biege ich auf eine holprige Landstraße ab und Gas…. oder etwas in der Art…. ach ja, …noch eine Erinnerung…27 PS sind wirklich nicht so viel. Erinnerungen kommen zurück – die ersten 2 Jahre nach dem Führerschein, dann der Umstieg auf eine alte 550 CBX und später auf die 750er VFR… warum habe ich eigentlich mit dem Motoradfahren aufgehört – ach ja, Umzug – Arbeit – Familie, die Prioritäten mussten gesetzt werden. Alles ging damals eben nicht und irgendwann denkt man nicht mehr daran. Ups, holper, polter – die Bodenwellen und der schlechte Asphalt haben mir fast den Lenker aus der Hand gerissen… irgendwas stimmt nicht. Die Gabel federt so gut wie gar nicht, das Lenkkopflager bekommt einen Schlag nach dem anderem und ich werde kräftig durchgeschüttelt. Erst mal wenden und ganz langsam wieder zurück…. im Kopf läuft gleich die ganze Zerlegung der Gabel ab – geistige Fehlersuche aber ohne Idee. Also rein in den Schuppen und erst mal aufbocken. Gabel federt nur noch etwa 3 cm, ist bretthart, Ursache unklar. Also erst mal Motoradklamotten aus, Fahren wird heute eh nicht mehr. Über mögliche Fehler bei einem Weizen in der Abendsonne nachdenken – auch nicht so schlecht.
Am nächsten Tag bin ich ganz früh aufgestanden, Schraubersachen an und mit einem Kaffee in den Schuppen. Ich hatte mich schon auf eine längere Schrauberaktion vorbereitet. Also Fehlersuche von Anfang an…. An der Gabel erst mal die Stopfen abschrauben und Federn raus, Gabel eintauchen und … ach du scheiße, das Öl spritz mir schon entgegen. Den Gabelölstand hatte ich doch auf 140mm eingestellt. Aber irgendwie sind es jetzt nur so etwa 30mm. Grund ist mir völlig unklar, einzige Möglichkeit erscheint mir, dass die Gabel nicht richtig eingefedert war - oder hatte ich erst mal mehr eingefüllt und wollte ich es noch auf den richtigen Stand absaugen und hab es einfach vergessen? Wie auch immer… der Fehler lässt sich ja leicht beheben –zumindest nach dem die längere Suche nach einem Schlauch beendet war. Warum ist immer alles weg was man braucht. Also Gabelöl auf 140mm ausgesaugt, Federn wieder rein und… wie neu. Hätte mir vorher auffallen müssen, aber gut.
Die anschließende Testfahrt lief dann zufriedenstellend. Motor läuft ganz sauber und dreht auch gut hoch. Die Vibrationen des Einzylinders sind schon der Wahnsinn. Ist man irgendwie nicht mehr gewohnt, macht aber auch irgendwie Spaß. Am nächsten Tag (Sonntagnachmittag) habe ich mir auch 2 Stunden Zeit genommen und bin etwas durch die Gegend gefahren.
War schön richtig schön… es stimmt wohl doch wie immer gesagt wird: „einmal Biker, immer Biker…“ und zwischen Familie, Garten, Buggykiten, Snowboarden und Skaten ist doch auch noch die ein oder andere Stunde drin….
Da steht sie nun, knackend kühlt der Motor ab. Das war nicht die letzte Fahrt und ich denke, zur nächsten Saison wird vielleicht auch wieder etwas Jüngeres dazukommen, aber die XBR bleibt hier….
Wenn mal wieder Zeit ist werde ich mich an meinen anderen Motor machen. Der braucht eine neue Steuerkette (ich weiß nicht mehr warum, aber die alte hatte ich damals ausgebaut) und wenn ich den fertig habe bekommt die XBR mit diesem auch ihre 44 PS wieder zurück… bis dahin
Matthias