hallo choice!
da hast du mit einigem recht, mit anderem nicht.
wir haben im nächsten grösseren ort drei reifenhändler.
ein endverbraucher bekommt dort ungefragt und ohne zu handeln um die 20% auf nen reifen.
landet der kunde bei mir und ich nehme ihm den listenpreis ab weil er die üblichen rabatte nicht kennt wäre das schlitzohrig, oder?
verkaufe ich dem kunden nen reifen zum LP und der fragt dann mal beim reifenhandel würde er sich doch wohl zu recht von mir über den tisch gezogen fühlen nehme ich an.
ich habe am reifenhandel keinerlei interesse, er lohnt nicht, da hast du recht.
ich verkaufe reifen nur an stammkunden aus gefälligkeit. und da genügen mir die paar prozent marge, ich berechne ja auch aus-/einbau der räder etc., mache also mein geschäft.
wenn du brückensteine wirklich mit 25% einkaufst machst du als geschäftsmann was falsch. ein paar punkte mehr müssten drin sein, nicht viel, aber immerhin.
und grundsätzlich ist nichts schlecht daran listenpreise zu nehmen.
aber deine klagen sind ein wenig einseitig.
mal andersrum:
zahlst du etwa listenpreise? - nicht wirklich, oder?
vom öl über markenwerkzeug bis hin zu betriebseinrichtungen, ich kriege bei allen meinen örtlichen lieferanten noch extra-nachlässe.
da beklage ich ja auch nicht den verfall der preise
die zeiten der UPEs und listenpreise sind wohl unwiederbringlich dahin. die kleinen leute haben keine kohle mehr.
mein job war früher den kunden 1000-mark-helme im glaspalast zu präsentieren, heute ist es teilweise mein job normalverdienern das moppdfahren überhaupt noch erschwinglich zu machen.
und ausserdem habe ich noch viele solvente kunden die zwischen 3 und 20 moppeds haben. bei kunden die im jahr bis zu 35 mille bei mir lassen muss ich moderate preise machen.
ich habe gestern zwei anfragen für CBX 1000 auspuffanlagen bekommen. honda deutschland kann nicht mehr liefern.
ich kann die dinger besorgen, deutlich günstiger als zum deutschen preis.
soll ich jetzt von den kunden die deutschen preise nehmen weil sie keine alternative mehr haben?
ist nicht so mein ding.
keiner lebt vom draufzahlen und die margen und die ertragslage im motorradgeschäft sind mau, da hast du recht.
aber für uns heisst das eher an den kosten zu feilen als an den preisen.
nehme ich nem kunden für markenöle und für reifen mehr ab als er 500m weiter bezahlt stelle ich mir mittelfristig selbst ein bein.
drum schicke ich kunden manchmal einfach zur konkurrenz wenn ich weiss dass sie dort billiger fahren.
und im gegensatz zu kunden die sich über den tisch gezogen fühlen kommen diese wieder zu mir zurück.
ich hatte nen traumjob in nem grossen motoradgeschäft, bei kundenbefragungen durch den importeur waren wir in den top-ten, lino dainese höchstselbst war zwei mal da weil wir einer seiner grössten händler waren.
dann hat der junior die bude übernommen und der hat angefangen kunden zu linken weil er den hals nicht voll bekommen hat, da hab ich gekündigt.
in dem laden geht jetzt nicht mehr viel, der gute ruf ist dahin.
wenn da die ertragslage schief hängt liegts nicht an verdorbenen preisen sondern am verdorbenem image.
ich kaufe wie du bevorzugt bei örtlichen grosshändlern und kaum bei ketten.
aber der gewinn liegt im einkauf und nicht im verkauf, drum zahle ich keine listenpreise.
ich kaufe billig ein und verkaufe auch billig wenn der ertrag trotzdem stimmt.
wobei ich den unschätzbaren vorteil habe so gut wie keine lagerhaltung haben zu müssen.
ich mache triebwerksreparaturen und restaurationen und nur sehr wenige inspektionen.
wenn einer meiner stammkunden mal wieder nen oldie anschleppt wird erst nach bestandaufnahme bestellt, das macht die sache natürlich günstig.
ich kann mich nicht bevorraten weil ich ja nie weiss was als nächstes kommt, kann ne mach III sein oder ne GL 1000 oder ne SP-1.
ein junger kollege hier in der nähe macht überwiegend inspektionen an modernen moppeds, der muss schon sehr viel mehr verschleissteile vorhalten.
das problem in unserer branche ist, dass sich die kollegen gegenseitig nicht die butter auf dem brot gönnen.
anstatt zusammen zu arbeiten bekriegen sie sich in preiskämpfen.
klüger ist es, die kostenseite gemeinsam klein zu halten.
mit meinem ehemaligen brötchengeber mache ich das so.
er hat ein ultaschallbad gekauft, ich ne drehbank.
und anstatt die geräte die man selten braucht doppelt zu kaufen helfen wir uns gegenseitig aus, clever, gell?
für meine bastelbude hab ich mir beim normteile-handel nen kostenvoranschlag über ne grundausstattung von ca. 2500 schrauben geholt.
über nen kunden hab ich dann ein angebot aus der industrie bekommen. jetzt kaufe ich für etwas mehr kohle 12.000 stück, die lieferung teile ich zum fast-selbstkostenpreis mit drei kollegen weil keiner von uns ne ganze hunderter-packung schrauben in 6x90 braucht.
auch da könnte sich mein bisheriger schraubenlieferant beklagen die preise würden von der konkurrenz kaputt gemacht.
aber das ist zu kurz gedacht.
denn nachbestellungen, kleinmengen und hazet-tools kaufe ich ja weiter bei ihm, zahle pünktlich und feilsche nicht.
wer als selbstständiger ein anspruchsdenken an den kunden entwickelt fällt aufs maul, wer auf fremdgehen verschnupft reagiert gräbt sich das wasser ab.
man muss die konkurrenz in sein handeln einbeziehen und auch mal nen kunden hinschicken.
ich habe albert meine XBR-auspuffanlage zur ansicht geschickt und ich käme nicht auf die idee dafür was zu verlangen.
man muss nicht an allem was man tut was verdienen.
schöne grüsse
mart!n