Vor einiger Zeit habe ich mal wieder eine alte Motorradzeitung (23.5.92) rausgekramt, in der ein sagenhafter XBR-Reisebericht mit dem Titel "Enduro nein Danke" erschienen ist. Ein Bericht der übrigens meine Begeisterung für die XBR wesentlich gesteigert hat. Immerhin wurden 106971 Höhenmeter in 10 Tagen bewältigt. "Chaberton" habe ich mir gemerkt. Nachdem ich feststellte, daß der Fahrer Jochen Schleicher ganz in meiner Nähe in der Gegend von Nürnberg wohnt, bemühte ich die Telefon CD - et voila - nach einem Telefonat und kurzer Fahrt lernte ich Jochen kennen (solange kann das dauern, immerhin schreiben wir jetzt das Jahr 1999).
Zwei Dinge habe ich bei dem Besuch bei Jochen gelernt:
- Nach der Bibel ist das wichtigste Buch der Denzel Alpenstraßenführer.
- Nichts ist unmöglich und mit der XBR kommt man überall hin.
über die reißerische Aufbereitung des Artikels in der Motorrad und den entsprechenden Leserbriefen war Jochen allerdings nicht recht glücklich....
Nachdem Jochen über 100000 XBR Km hinter sich hat, habe ich um einen Beitrag für die Seite gebeten.
An Jochen vielen Dank und Viel Spaß beim Lesen!
Die XBR Geschichte von Jochen Schleicher
September 1985:
Umstieg von einer DT 125 auf die XBR. Hatte die Schnauze voll von 5 stelligen Drehzahlen, Ölfahnen und wollte endlich mal sowas wie Drehmoment oder Sound... |
Einziger Nachteil: Die XBR ist ein STRASSEN Bike.
In der "Fränkischen": Fehlzündungen gelingen auf +/- 50cm...
Mai 1988:
ötztal, Pitztaler Jöchl, 2850m: HÖHENRAUSCH!!!
Die XBR ist eng mit der XL verwandt...
Nach 50.000 wird die erste XBR abgelöst, neben Speicherädern bekommt die "Neue" einen kunststoffbeschichteten Rahmen (muß mich Sommer wie Winter nach Nürnberg tragen).
August 1989, nahe Bormio:
Passo di Torri di Fraele: 5km Schotter, 17 Kehren, kein Verkehr. Zwischen den Serpentinen geht Tempo 100...
Schild am "Torri di Fraele". Vor ca. 50 Jahren wurden hier zwei Staumauern gebaut, anscheinend flog da alles rum, was nicht niet- und nagelfest war. |
August 1989, Seealpen: Der Tendapass mit 42! Kehren auf Schotter. Einer der schönsten Pässe überhaupt, dazu nur 30 km bis zum Mittelmeer!
August 1989, bei Briancon:
Colle Sommeiller, der dritthöchste anfahrbare Punkt in den Alpen (3020m, in der Nähe von Bardoneccia).
Hier sind in der Mehrzahl Enduros anzutreffen (und völlig kaputte Italiener mit Fiat Ritmo oder VW Jetta...)
August 1989, Sommeiller
Feierabend?
Wozu Enduros?
Abfahrt vom Sommeiller
August 1989, Abzweigung vom Mont Cenis zum Malamot:
Ca. 1,5 km geradeaus auf der Krone eines aus Erde und Steinen augeschütteten Staudammes. Breite Straße, festgefahrener Schotter, kein Gegenverkehr: Gaaas!
Auf der ´89er Tour dabei: Rainer und seine XT
In2.800 Meter am Malamot. Das Moped steht und keiner weiß, warum. Noch nicht...
Endstation. Im Hintergrund das Fort Malamot auf 2.909 m Höhe.
Verbrannte Kupplung, keine Ersatzteile dabei.
Akt der Verzweiflung: Geldstücke als Kupplungsscheiben.
Bin Gott sei Dank aus eigener Kraft heimgekommen, ab 5.000 Umdrehungen ist die Kupplung gerutscht.
21. August 1990:
Auf dem Weg zum Mont Chaberton, mit 3134 m absolut höchster anfahrbarer Punkt in den Alpen. Mit Straßenmotorrädern unmöglich. Heißt es...
Nach den schlimmen Erfahrungen ein Jahr vorher bekam die XBR im Winter ein Blech unter die ölwanne (für die Stufen und Absätze auf extremen Strecken), ein 14er Ritzel, vollsysthetisches 10W60-öl und ein ölthermometer.
Hat sich alles prima bewährt, diesmal war ich mit meiner körperlichen Kondition am Ende, bei 14 km Auffahrt auf Schotter und dem ganzen Weg nochmal zurück.
23. August 1990:
Klar, daß jetzt auch der Malamot fällig ist. Läßt sich einfacher fahren als der Chaberton. Es sind am Malamot "nur" etwa 300 richtig brutale Meter, der Rest hält sich in erträglichen Grenzen.
23. August 1990:
Zur Entspannung: Die Assietta-Kammstraße, 40 KM Schotter, gut ausgebaut, herrliche Landschaft. Ideal für Genießer!
Kleine Spritztour an der Autobahnbaustelle bei Hormersdorf.
(von Jochen Schleicher 11/1999)