Das XBR Treffen und die Alpentour am 10.-15.8.01
von Matthias Wolfensberger
Der Wetterbericht war gut für die nächste paar Tage, die XBR hatte einen neuen Hinterreifen gekriegt..., ich war also bestens gerüstet für das Treffen und die Tour.
Ich war als erster dort, stellte mein Zelt auf und harrte der Dinge.
Bald darauf traf Robert ein, zwar auf der SV (ob der jemals wieder mit einer XBR kommt...), aber bei Treffen immer ein sicherer Wert als Teilnehmer oder Organisator. Nachdem wir eine Weile die Campingplatzathmosphäre genossen hatten, beschlossen wir, im Stätdchen etwas essen zu gehen. Am Eingang des Campingplatzes leuchtete uns dann aber etwas entgegen: eine XBR, oder sagen wir mal, eine ehemalige XBR: Ein Umbau, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen liess. Herzliche Gratulation!!
Wir assen etwas in der Stadt, welche ganz nett war. Wieder auf dem Campingplatz traffen wir auf Johannes und Arndt.
Wir tranken noch ein gemeinsames Bier, montierten unsere Ohrenstöpsel und krochen in unsere Schlafsäcke, wo ich mich hin und her wälzte und über gröhlende Nachbarn ärgerte.
Mehr oder weniger ausgeruht nahmen wir am nächsten Morgen ein gutes Frühstück ein
(auf dem selben Campingplatz!) und fuhren nach Kurven gierend über Stühlingen, Bonndorf und Tiengen in den Südschwarzwald.
Ein Stück Autobahn war ebenfalls in der Anfahrt enthalten. Während ich mit 130 Sachen dahinsingelte, sauste plötzlich Johannes mit 180 Sachen an mir vorbei. Nicht schlecht, der neue Filter am Kurbelwellengehäuse scheint seine Funktion zu erfüllen.
Johannes musste unterwegs schnell anhalten, da sein Tankrucksack so auflag, dass er den Einschlagwinkel beim Motorrad lahmlegte. Als wir einen Tankstopp machten, stellte sich heraus, dass es gar nicht der Tankrucksack gewesen war, der im Weg war. Eine Schraube, die das Zündschloss festhielt, hatte sich gelöst und blockierte den Einschlag! Die zweite Schraube hatte sich schon unbemerkt verabschiedet. Das hätte ins Auge gehen können.
Nachdem wir unseren Schräglagendurst etwas gestillt hatten, machten sich die leeren Mägen bemerkbar und wir erforschten die einheimische Küche, die uns mit einem Hirschragout erfreute. Da wir alle nicht rechnen konnten, bezahlten wir unseren Anfall von Diskalkulie mit je 10 Mark. Ob die mathematische Unfähigkeit des Servierpersonals aber nur vorgetäuscht war, bleibt ungeklärt.
Ein Kaffee brachte uns nach dem üppigen Mahl wieder auf Touren und wir unsere Mopeds dank kräftigem Ziehen am Kabel ebenfalls.
Über das Albtal gelangten wir nach St.Blasien, danach über Dachsberg und Segeten nach Murg, wo es wieder Zeit war für eine Erfrischung vor den 80 km Bundesstrasse, die uns noch von Radolfszell trennten.
Dort angekommen liessen wir uns die einheimische Gastronomie zu Gemüte kommen. Maultaschen mit Käse überbacken und Weissbier, welches zwar nicht einheimisch war, aber trotzdem ausgezeichnet dazu passte.
Nach einer weiteren unruhigen Nacht (trotz Ohrenstöpseln), wurden wir um 6.30 von Johannes aus den Federn geholt. Nach Frühstück und Kaffee waren wir gestärkt und unsere Laune auch schon wieder ein bisschen besser.
Arndt trennte sich von uns, wir übrigen drei kleinen Negerlein machten uns auf den Weg: Stein am Rhein, Frauenfeld, leidige Autobahnkilometer nach Zürich und weiter nach Glarus und dann der Beginn einer nicht endend wollenden Kurventour: der Klausenpass. Inmitten von tausenden anderen (meistens einheimischen) Mopeds erklommen wir den Pass, fuhren gleich weiter ins Urnerland und bestiegen den Sustenpass.
Dort hatten wir uns mit Peter und Mario verabredet, die von Karlsruhe hergekommen waren. Da es schon Mittag war, beschlossen wir, auf dem Hospiz etwas zu essen. Schlechte Idee! Der Weg zum Hospiz war steil (Johannes: Weshalb laufen wir hier 'rauf?), der Dialekt der Bedienung angenehm aber sein Gedächtnis schlecht. So verzichteten wir sogar auf den obligaten Kaffee und machten uns wieder auf den Weg: Grimsel, Nufenen,
Gotthard und Oberalppass. In Disentis tranken wir dann den Kaffee vom Mittag.
Johannes, der seine Leidensfähigkeit unter Beweis stellen wollte, trennte sich von uns. Er musste am nächsten Tag wieder arbeiten und nahm deshalb den Weg nach Nürnberg unter die Räder. Meiner Meinung nach hat er sich damit eine Medaille für den zähsten Hintern verdient!
Bei den Zurückgebliebenen machte sich langsam die Trägheit bemerkbar und wir fragten, ob in der Pension, in der wir waren, noch etwas frei wäre. Zwei kleine Zimmer waren noch frei und wir schmissen unser Gepäck hinein, um noch eine Abendrunde zu drehen.
Jetzt war ich also alleine. Mit dem Xbärchen unter lauter grossen Mopeds: SV 650, 600er Fazer und RSV Mille. Ein Kolben und 44 Ps neben RamAir Lufteinlässen, 190er Hinterreifen, riesigen Bremsscheiben mit tausend Kolben, grellfarbigen Verschalungen, Gitterrohrrahmen, Leistung und Drehmoment bis zum Abwinken und Upsidedown Gabeln. Was mach' ich hier überhaupt? (Jo: Denk dran: ein Bär ist ein Bär! Da können die SozialVersicherer nochso lange fazern und millern...;-) Die werden ja immer eine halbe Stunde auf mich warten müssen! Klar, der Robert hätte damit kein Problem gehabt und hätte einhändig und ohne Bremsbeläge mit den anderen mitgehalten. Aber ich? (Jo: Üben...) Dass Robert jetzt anstatt XBR eine SV 650 unter dem Hintern hatte war auch nicht gerade beruhigend. Von Peter hatte ich bis jetzt auch nur gehört, dass er schnell ist. Mami!!
Schlussendlich erinnerte ich mich wieder an meinen Vorsatz, dieses Mal ohne Beule im Tank nach Hause zu kommen. Also, locker nehmen und im eigenen Tempo als Letzter fahren, auch wenn die anderen Ewigkeiten auf mich warten müssen. Selber schuld, wenn sie so schnelle Mühlen haben, schliesslich tönt die XBR immer noch besser als der Rest!
Trotzig nahm ich also die Verfolgung auf bis nach Ilanz, wo auf mich gewartet wurde, weil wir dort Richtung Vals abbogen.
Robert und Mario waren schnell weg, Peter nahm es gemütlicher, so dass ich ihm folgen konnte und seine Spur bewundern konnte. Schön, hinter einem guten Fahrer herzuschwingen.
Zurück in Disentis genossen wir die bündnerische Küche: Capuns (Spätzle-Teig mit Rohschinken und Zwiebeln, eingewickelt in Mangold-Blätter, gekocht in einem Sud und mit heisser Butter serviert) und Malanser, ein einheimischer Rotwein. Die Capuns, die auf dem Teller sehr unscheinbar aussahen, entpuppten sich als regelrechte Magenfüller, nachdem wir zuerst über die kleinen Portionen etwas enttäuscht waren.
Nach zwei unruhigen Nächten auf dem Campingplatz schliefen wir tief und fest in unseren Hamsterkäfigen ( die Zimmer waren wirklich klein).
Am nächsten Morgen standen wir wieder früh auf und frühstückten. Mario und Peter wollten sich zwar Robert's Weckaktion entziehen, indem sie ihre Zimmertüre abschlossen, aber ein paar kräftige Schläge gegen die Türe holten auch sie um 8.00 aus den Federn.
Das Wetter war wie schon an den vorhergehenden Tagen wieder wunderschön, so dass wir uns relativ bald aufmachten.
Zum Anwärmen gab es den Lukmanier, danach war der San Bernadino
und der Splügenpass an der Reihe. Seltsam, an Orten vorbeizufahren, die man sonst nur vom Skifahren her kennt. Unterhalb des Malojapass kehrten wir ein und probierten die lokale Gastronomie (Gnocchi al Gorgonzola) in einem etwas in die Jahre gekommenen, aber immer noch sehr eleganten und von vergangener Grösse zeugendem Hotel.
Nach dem Kaffee, der uns aus der Mittagsmüdigkeit riss, bezwangen wir den Malojapass, fuhren das Engadin herunter, bis nach Zernez, wo wir über Flüela, Albula
und Bernina schliesslich nach Poschiavo gelangten. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass man auf einer viel direkteren Route nach Poschiavo gelangen kann, aber der Weg ist ja das Ziel beim Mopedfahren.
Wieder gab es einheinmische Leckerein zu futtern und danach fielen wir doch ziemlich geschafft in die Betten, wo wir vor dem Einschlafen jeweils noch ein paar Kurven fuhren.
Nächster Tag, gleiches Programm: Kurven , Kurven, Kurven... Nach dem Frühstück ging es los. Zuerst nach Italien rein und sich an ein paar Kilometer Autoschlangen vorbeiquälen in Tirano und Bormio. Nach der bewährten Regel, weiterzufahren wenn es geradeaus geht und anzuhalten bis der Hintermann sichtbar ist, falls man abzweigt, singelte ich dem Rest der Truppe nach. Die Strasse wurde immer kurviger und steiler, meine Freude am Fahren stieg ebenfalls steil an, nach dem mühsamen Stehen in verstopften Strassen. Irgendwann hatte ich eine 1150 GS vor mir, der ich tapfer am Hintern hing, bis sie ein Auto überholte und mich so abhängte. Wusste gar nicht, das so etwas geht mit einer XBR. Abzweigungen hatte ich schon lange keine mehr gesehen. Na ja, was soll's, Hauptsache Kurven. Aber was ist das? Sieht aus wie eine Passhöhe! Stilftser Joch. Da wollten wir doch erst später drüber? Oh oh, irgendetwas ist da gar nicht gut. Von den anderen nichts zu sehen. Ein Blick auf die Karte und ich merkte, dass ich sie vor einer Weile schon verloren haben musste. Was blieb mir anderes übrig, als den ganzen Pass wieder herunterzufahren. In der Nähe von Bormio kam mir dann Mario entgegen. Gottseidank! Wir fuhren über den Passo di Foscagnio nach Livigno, dann über den Passo di Acqua wieder in die Schweiz, die wir über den Ofenpass schon wieder Richtung Italien verliessen. Kurz nach der Grenze traffen wir in einem Gasthof auf Robert und Peter, die sehr erholt wirkten. Heute sind wir ja auch noch fast nichts gefahren, kommentierten sie ihre ausgeruhte Erscheinung. Ha ha!
Das Essen machte dann aber sehr viel wieder gut. Wieder gab es einheimische Kost vom Feinsten.
Nach dem Passo di Gavia und dem Passo del Tonale suchten wir auf dem Mendelpass ein Zimmer, das wir nach einigen erfolglosen Anläufen auch fanden. Das Abendessen im Hotel war definitiv der kulinarische Tiefpunkt der Tour. Wein ohne ein richtiges Bouquet, Bierwurst auf einer Antipasti-Platte und Pizza, die serviert wurde, als wir noch an der Vorspeise waren, und auch nicht sonderlich schmeckte. Aber nach allen anderen Höhepunkten konnte man das locker wegstecken.
Mittwoch, letzter Tag. Das Frühstücksbuffet war gut, kein Vergleich mit dem Abendessen. Wir bepackten die Mopeds (sinnigerweise hatte ich das kleinste Moped aber dank Zelt am meisten Gepäck) und los ging's. Zuerst den Mendelpass hinunter zum Kalterersee und dann über viele viele Kurven die unter anderem über
das Penzer und das Timmelsjoch nach Österreich führten. Unterwegs gaben wir uns Mühe, unsere Ausgaben so zu machen, dass jeder seine Schulden beim anderen bezahlen konnte und dabei noch irgendwelche Fremdwährungen loswerden konnte. Zeitweilen hatte man das Gefühl, auf einem Bazaar zu sein: Ich bezahle das Benzin von allen mit meiner Kreditkarte, dann kann der Robert nachher dem Peter noch 10 Mark geben und dem Mario 15 Franken, die er mir dann gibt, damit ich im meine Lire gebe, die er dann wieder in Schilling umwandeln kann, um die Autobahn zu bezahlen... Hoch lebe der Euro, die aus der Form gekommenen Geldbeutel werden ihn bejubeln!
Am Ende des Ötztals trennten wir uns. Mario und Robert brausten Richtung München, Peter nach Karlsruhe und ich nahm den Weg zu schweizerischen Gefilden unter die Räder. Von Kurven hatte ich für eine Weile die Nase voll (Jo: WAAAS?) und genoss die letzten Kilometer auf der Autobahn fast.
Ein herzlicher Dank geht an Robert für das Organisieren der Tour und an Johannes für das Treffen.