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Gebrauchtdiagnose? 10 Dez 2005 12:38 #19768

Hallo an die Experten von der IG XBR!
Seit einem knappen 3/4 Monat bin ich nun XBR Besitzer und manchmal auch Fahrer, wenn es das Wetter erlaubt.
Meine Maschine habe ich bei EBAY gekauft, sie ist 20 Jahre alt und vom Vorbesitzer habe ich keinerlei Angaben über Pflegezustand, Inspektionen geschweige denn ein Wartungscheckheft berkommen. Inzwischen habe ich mir ein Werkstatthandbuch besorgt und alle Beiträge im TechNtest auf der IG XBR Seite studiert.
Dabei ist mir eines klar geworden: So eine XBR scheint doch erheblich wartungsempfindlicher zu sein als mein Zweitakter, den ich die letzten 2 Jahre gefahren bin.
Und jetzt meine Frage:
Wo und was muss und sollte ich als erstes und unbedingt inspizieren um die Motorgesundheit meines japanischen technischen Kulturgutes nicht durch gedankenloses Drauflosfahren mit einer ungepflegten XBR Gebrauchtmaschine zu gefährden?
Über konstruktive Arbeitsanweisungen würde ich mich sehr freuen!
Mit dampfhammermäßigen Grüßen: Hagen S.

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Re: Gebrauchtdiagnose? 10 Dez 2005 14:24 #19769

Hallo Hagen,
zu unterscheiden sind folgende Bereiche:
1. technische Aspekte & Motor-Lebenserhaltende Maßnahmen
2. Fahrsicherheit und Fahrerlebenserhaltende MAßnahmen

zum ersten:
Da viel gelaufene XBRs viel Öl brauchen können, aber zwischen min und max ca. 300-500 ml liegen (oder so, mehr jedenfalls nicht!!!), ist wichtigste lebenserhaltende Maßnahme für den Motor Öl, Öl , Öl. Johannes guckt nach meiner Kenntnis bei jedem Tanken mal, hat dafür aber wohl auch noch die erste Nockenwelle & Zyl.Kopf (stimmt das Johannes?). Wichtig sind hier die 3min standlaufzeit auf Hauptständer, und dann nicht wundern, wenn doch jedesmal etwas anderes rauskommt. das ist normal. Der Trend zählt. und nicht zu viel nachschütten, kommt sonst aus dem Luftfilter wieder raus irgendwann.

dann die Wartungscheckliste von Johannes durchgehen, da wäre für den Motor wichtig Ventilspiel einstellen (Geduld, Geduld dabei! 3 mal Messen gibt wie beim Ölpeilen 6 ergebnisse, Übung macht den Meister, johannes hats beschrieben), für Benzinhahn mal saubermachen, Kette spannen und fetten, gucken, ob beide Federbeine gleich vorgespannt sind, mal gucken, ob irgendwo schon was fast abfällt (lose schrauben etc.), ob die SChwinge total zu viel spiel hat.

Mal die Serviceliste im Werkstatthandbuch durchgehen und mal gucken, was da noch so genannt ist, und einfach mal schauen, wie da der Zustand ist. Nichts auseinanderfriemeln, was noch gut aussieht. Mit Glück ist sonst nicht viel zu machen. Neuer Luftfilter, neues Öl, neuer Ölfilter, Wasserstand batterie gucken, neue Zündkerze auch immer gut, halt so das übliche.

dann Fahrersicherheit:
Falls noch 15 bis 20 jahre alter original Bremsschlauch dran vorne, gleich mal einen Stahlflex mit aBE kaufen, bevor Bremsflüssigkeit gewechselt wird. Laut irgendeinem Hinweis im Handbuch sollen die leitungen eh alle paar Jahre gewechselt werden, stahlflex beendet das Thema dauerhaft. Dann bei vorhandener Bastlererfahrung und sicherheit Bremsenservice a la Johannes durchführen (findest Du bei Tech n test). Hinten im Winter auch mal auseinandernehmen, saubermachen, gucken ob belege ok, und ganz wichtig: neue Sicherungssplinte nehmen, nicht die alten. (lachen zwar immer alle, wenn ich das sage, aber ich hätte mich wegen Bremsankergegenhaltestange-Splint mal fast direkt in dieses Buch der absurden Tode befördert, weil er weg war und die Platte eine 360 grad bewegung inkl gestänge vollführt hat).

Reifen noch unter 5 Jahre alt?

Lenkkopflager ok? sonst gleich Kegelrollenlager rein, dann auch da ruhe

Kupferringe Auspuffdichtungen am Zylinder für 2 eur bei Louis oder so kaufen, Auspuff neu ausrichten und mal gut pflegen, wenn schon ab, auch von der Motorradseitigen seite der Töpfe (beim ersten Abbauen nach 20 jahren aber vorsicht!!!!!, guck mal bei Johannes Pimp & Ride für worst cases (obwohl, noch schlimmer ist eine abgerissene schraube, ggf. viel viel WD40 vorab einwirken lassen rettet manchmal schraubenleben)

Das klingt jetzt nach viel ARbeit, ist es auch z.T. , aber es lohnt sich wirklich, und dafür hast Du dann auch alles durch, und dann sollte bis auf übliche Ölwechsel und Tanken und Öl ein paar Jahre wieder ruhe sein, ausser der Motor verlangt irgendwann nach einer Revision (ab 80tkm schon mal möglich, soweit die Äusserungen der anderen, glaub ich). Das ist dann meist am Ölverbrauch festzumachen. Andere Sachen kommen eher später, glaub ich, und Kupplung ist eh verschleissteil und auch kein Drama zu wechseln.

Und wenns anfängt zu nerven: dran denken: wenns eine SR500 wäre, wär der Aufwand wohl mindestens genauso, aber häufiger (auch die Revision Motor), und bei ner SRX alle 50tkm noch ein neuer 5. Gang. Das gibts alles bei der XBR nicht in dem Maße.

und die meisten dieser Arbeiten hat man so gut wie immer, wenn man eine durchschnittlich erhaltene XBR oder sonst ein Moped kauft, manchmal auch bei sehr gut erhaltenen. Da muss man durch, aber dann...


...dann bringt die Kiste auch wieder viel viel spass und ist auch sehr zuverlässig (finde ich jedenfalls)

hats geholfen?

Grüsse

Elmar

(der all das obige dieses Frühjahr auch gemacht hat mit seiner "neuen" xbr)



Nachricht bearbeitet (12-10-05 14:26)

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Re: Gebrauchtdiagnose? 10 Dez 2005 21:15 #19770

Hi Hagen,
in einem solchem Phorum werden natürlich alle Neurosen gepflegt.
Eine XBR ist wirklich ein einfaches und unkompliziertes pflegeleichtes Moped.

...die in der Wartung beschriebenen Sachen sollte man an anderen Motorräder auch machen. Wers nicht macht braucht sich nicht wundern, wenn er mit einem Defekt im Graben landet....
Die in der FAQ beschriebenen Arbeiten habe ich mitlerweile in ca 4 Stunden durch. Den Samstag Nachmittag im Jahr kann man schon erübrigen. Beim ersten mal dauert das natürlich etwas länger...
Versuch das mal bei einer 2 oder 4 Zylindermaschine hinzubringen...
Das man sowas wie Fahrwerk und Bremsen warten sollte ist doch verständlich, allerdings kennen wir Kollegen in der Szene die seit x0000 Km ohne Gabelöl und Bremsenwartung fahren. Geht auch --- nur ist nicht sicher!
Die Tatsache, daß XBRs überhaupt so alt werden ohne daß sie ein bischen gepflegt werden spricht doch für sich.

Ich hab jetzt 93000 Km drauf, erster Kolben, außer Verschleißteile ETs bis jetzt:
2 Satz Kupplungsfedern, eine Steuerkette, 3 Bremsbolzen, 1 mal Lenkkopf und Schwingenlager, Konis - was will man mehr? Bis jetzt hatte ich noch nie einen "Liegenbleiber" unterwegs, das kannst du nicht mal bei Autos erwarten...

mit freundlichen bub bub bub
Johannes

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Re: Gebrauchtdiagnose? 11 Dez 2005 01:08 #19772

  • HarriS
  • HarriSs Avatar
Wenn Du vom Zweitakter kommst, gibt es außer Ventile einstellen und Motorölwechsel nichts Anderes zu beachten. Ich bin absolut kein Ölwechselfetischist, aber das Problem ist wie bei vielen 4-Takt Motorradmotoren, daß das Öl nicht nur den Motor, sondern auch das Getriebe schmieren muß und darüber schneller altert und auch den Abrieb des Getriebes aufnehmen muß. Also sollten, im Interesse der Lebensdauer, die im Vergleich zum Auto extrem kurzen Intervalle, nicht maßlos überschritten werden. Bei den vorgegebenen Standzeiten kommen auch die Aditive der teuren Öle, die das Öl auch standfester machen, nicht zum Tragen, sodaß auch kein Bedarf an hochwertigen Öle besteht. Ich will auch keine Öldiskussion losbrechen und deshalb: Wer es für sich braucht, soll und kann natürlich auch weiter "sein gutes Öl" nehmen, Hauptsache es ist genug frisches Öl drin.
-So wenig lagerzerstörenden Heißdampf wie möglich,
sicher ein leicht schmuddeliger Fettfilm/kragen sieht vielleicht nicht so schön aus, signalisiert aber, daß da keine Bremsbolzen schützende Gummis mit Dampfgewalt zerschoßen oder Radlager mit Seifenwasser fettfrei gespült wurden.
-Zumindest nach einer Regen oder Salzfahrt mit einem Pflegeöl drübernebeln und die Sachen auch mal mit dem Lappen von Hand überzuwischen da zeigen sich oft mehr Mängel, als wenn man nur drüber dampft. Gerade wenn man so ein Ding neu hat lohnt sich ein händische Putzen mit Muße.
-Nichts auseinanderfriemeln, was noch gut aussieht (oder sogar gut ist), ist einer der wichtigsten Sätze überhaupt. Ich behaupte ohne es belegen zu können, daß ein sicher nicht zu vernachläßigender Kostenanteil auf Kaputtbasteln zurückgeht (und bei Einigen die Sturzkosten um ein Vielfaches übersteigen).
-Bei Verschleißteilen nicht falsch geizen. Ich habe auch Johannes nicht verstanden, der gern nur alleinig die Kupplungsfedern wechselt. Mag sicher auch oft gut gehen, aber ein Kupplungswechsel dauert mit allen Vorbereitungen, wie Klamotten besorgen und Dichtflächen säubern bis hinterher Hände waschen sagen wir mal 2h (ich weiß, "netto" gehts schneller), da mache ich doch natürlich neben den Federn auch den Simmering und zumindest auch die Beläge gleich mit neu, ehe ich das Risiko eingehe, daß es nicht nur die Federn waren und ich die Arbeit nochmal machen muß.
-Kette nicht immer nur gucken und spannen sondern (statt Windschild, verchromten Fußrasten oder Miniblinker kaufen) einfach mal ne neue Kette kaufen.
-Lieber wenig, dafür aber richtig hochwertiges Werkzeug (maßhaltig, nicht aus Kaugummistahl) kaufen. Das kostet dann halt weniger Fleisch und läßt sich im Bedarfsfall (auch mal richtig) zweckentfremdet einsetzen.
Gruß Harri

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Re: Gebrauchtdiagnose? 11 Dez 2005 01:17 #19773

>> mit einem Pflegeöl drübernebeln
>> die Sachen auch mal mit dem Lappen von Hand überzuwischen
>> lohnt sich ein händische Putzen mit Muße.

Harri??
HARRI - da hat irgendein fremder Witzbold Dein Kennwort geknackt und postet unter deinem Namen seltsame Sachen von "Putzen" usw...

entsetzt
Stephan

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Re: Gebrauchtdiagnose? 11 Dez 2005 10:14 #19775

  • HarriS
  • HarriSs Avatar
Ne ne Stephan,
ohne großes Outing, das mit dem "Einnebeln" mache ich schon, Ich habe einen 5l Kannister WD 40 und eine große alte Decke zum Unterlegen. Auch gestern nach ca 350 KM erst Auspellen und nachdem der Auspuff nicht mehr heiß war zumindest einmal einsprühen. Das händische Abwischen erfolgt immer wieder in kleinen Abschnitten (damit es nicht so aufällt) aber es erfolgt und irgendetwas findet sich dabei fast immer.
Gruß Harri

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Re: Gebrauchtdiagnose? 11 Dez 2005 11:31 #19776

Harri Schrieb: "-Lieber wenig, dafür aber richtig hochwertiges Werkzeug (maßhaltig, nicht aus Kaugummistahl) kaufen. Das kostet dann halt weniger Fleisch und läßt sich im Bedarfsfall (auch mal richtig) zweckentfremdet einsetzen."


Dem stimme ich uneingeschränkt zu!

Also, Hagen, wenn Du Rahsol, Gedore und dergleichen bis zu Proxxon noch nicht von nahem gesehen hast, trau Dich mal ran. Wozu gibts Weihnachten und Leute, die nie wissen, was sie einem schenken sollen.(soll ja bald wieder sein, hörte ich)

Meine Maul- und Ringschlüssel und der Rahsol-Kasten leben inzwischen 20 Jahre, Ausfälle nur durch Verleihen und Verlieren.
Obwohl, ein paar ältere Gedore-Ringschlüssel aus Papas Fundus hab ich auch auf dem Gewissen. Da ist man dann wirklich bei dem von Harri genannten Thema "Fleisch kosten". wer mal mit vollem Gewicht auf nem Ringschlüssel gehangen hat, der dann reisst, weiss, wie es ist, dann auf dem Motorblock aufzuschlagen...
Lehre daraus: Schlechtes oder mal zu sehr mißhandeltes Werkzeug auch wirklich mal wegschmeissen, kostet sonst finger oder das Leben

und beware of salzfahrten, oder hinterher gut mit nem einfachen Schlauch abduschen!!!! Manchmal reicht einmal fahren und 2 Monate stehen lassen, um Blütenwunder zu erzeugen. Die Lackierung der Metallteile grad auch beim Motor bei Honda ist halt mager. Clubbifahrer wissen eher, was ich meine.

Grüsse
Elmar

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