Hallo und willkommen zu meiner etwas improvisierten Seite über meine Reise durch den Orient in 2008!
Johannes macht es möglich - Dank seiner Hilfe will ich versuchen einige Infos während der Reise ins Netz zu stellen, mal sehen wie das funktioniert.
23. April 2008
Noch eineinhalb Tage.... die Koffer sind gepackt, falls alles ist erledigt und trotzdem wird man das Gefühl nicht los, irgendwas Wichtiges vergessen zu haben.
So schlimm wie letztes Jahr wird es ja nicht werden, als ich im Hafen von Tunis bemerkte, dass ich die Papiere der XBR zuhause vergessen hatte....
trotz ellenlanger Checklisten!
Aber auch da gab es eine Lösung. Um das arabische "Insh'allah" mit dem Monaco-Franze auszudrücken: A bissl wos geht immer. Die XBR habe ich bereits vor 5 Wochen nach Rotterdam gebracht, sie wurde dort in eine schöne Holzkiste verpackt und schipperte auf einem chinesischen Frachter gen Dubai, wo sie bereits auf mich wartet.
26. April 2008
Sooo, sitze gerade in einer Internetbude in Sharjah und versuche zum erstenmal Bilder hochzuladen.
Gestern gab's den Flug nach Dubai mit Zwischenstopp in Athen. Bei der Ankunft bekommt man gleich den ersten Eindruck: neu, teuer, professionell. Da tat auch die lange Schlange bei der Passcontrolle nix dran ändern. Sogar der Zugang zu den Taxis ist organisiert.
Untypisch für eine arabisches Land, aber hier kann man sich auch etwas leisten. Die Taxis sind sauber, schnell, mit einem wohlgekleideten Fahrer aufgestattet, mit Krawatte. Die Englischkenntnisse reichen von Verständlich über Fragezeichen bis Nein. Ich musste dann auch meinen pakistanischen Fahrer zum Hotel lotsen, weil der die große Neonreklame des Hotels anscheinend nicht auf arabisch lesen konnte. Leider war es dann auch das nicht ganz richtige Hotel, was ein zweites Taxi benötigte, ich war in der Zweigstelle mit den Apartements einquartiert. Es war bereits halb drei, als ich ins Bett fiel.
Heute morgen gings los, ohne Frühstück. Der erste Taxifahrer kannte die Adresse in Dubai nicht, der zweite auch nicht.
Also rief der nette Hotelrezeptionist seinen Kumpel, der mich dann die Staus umfahrend nach Dubai zum Al Musallah Tower bugsierte. Der Toyota hatte schon 430000km hinter sich, was man anhand der Fahrwerksgeräusche auch gerne glaubte.
Dort angekommen stolperte ich erstmal ins Starbucks um ein typisch arabisches Frühstück (Caffe Latte mit Blueberry Muffin) zu mir zu nehmen. Im elften Stock empfing mich dann der Kontaktmann der Firma die meine XBR im Hafenlagerhaus hütet. Das ging sehr schnell, Gebühren abgedrückt, Papiere bekommen und die Vorgehensweise für den Hafen und den Zoll erklärt bekommen. Musste aber dreimal nachfragen, etwas kompliziert. Da es kurz vor Mittag war, beschloss ich noch schnell was zu essen, denn der Nachmittag könnte lang werden. Die Wahl fiel auf ein indisches Schnellrestaurant. War OK.
Hinaus in die Hitze, jetzt schlug der Gasball zu. Ein Taxi ergattert und zum Hafen bringen lassen. Vorbei an bekannten Bauwerken, z.B. Burj al Arab, Burj Dubai etc von einer Wolkenkratzerwand grinsten sogar Boris Becker, Michael Schuhmacher und Niki Lauda (mit Ohren) entgegen. Skurril. Am Zollgebäude schien alles sehr organisiert abzulaufen. Von den empfohlenen Schleppern lies sich keiner blicken bzw. sprach mich keiner an. Ich nahm die Sache also selbst in die Hand und musste mir erklären lassen, dass die Leute für's schätzen heute nicht da wären.
Morgen erst.
Und ich hatte noch nachgefragt, aber mit diesem Details konnten sie bei der Firma nicht rechnen. Das blöde war, dass ich mit meinem Handy nicht telefonieren konnte!
SMS funktionieren, aber keine abgehenden Gespräche. Also zuhause MJ angerufen und sie gebeten, dass sie den Herrn bittet, mich anzurufen. Tat er auch, aber die Verbindung brach ab. Ich bat daraufhin den Chef der Zolltruppe, von seinem Telefon aus telefonieren zu dürfen.
Die Nummer entpuppte sich dann als die Zentrale aber egal, ich gab Bascheid, hörte die Verlegenheit am anderen Ende der Leitung und besorgte mir wieder ein Taxi für die 40 km Nachhauseweg. Wenistens sind sie billig. Zuhause im Hotel etwas ausgerastet (im bairischen Idiom: ausruhen, nicht das Zimmer zerlegen), die Taxischulden des ersten Fahrers bezahlt (konnte nicht rausgeben) und mit der neün Kamera auf den Weg gemacht. Mangels XBR zu Fuß. Sharjah ist die Nachbarstadt von Dubai, konservativer, nicht so protzig, normaler.
Trotz des hereinbrechenden Abends waren die Temperaturen immer noch ordentlich, wenigstens ist die Feuchtigkeit niedrig.
Ich besuchte ein Heritage Center, eine Art Freiluft-Heimatkundemuseum, in dem Sitten und Gebräuche der eigenen Stadtbevölkerung nahegebracht warden. Traditionelle Küche, Kleidung, Berufe, Gebäude, etc.
Sogar das Fernsehen war da um einen Fischer zu interviewen.
Nach einer ausgiebigen Fotosession trottete ich am Hafen entlang, besuchte eine Mini-Kalligraphieausstellung und anschließend im Sharjah Kunstmuseum eine international Kinderbilderausstellung.
Schön kühl da drinnen, aaahhh
Einige der bIlder waren echte Kunst, zum Teil beeindruckend. Interessant war auch, dass asiatische Kinder viel kreativer als die europäischen waren, das ging über Expressionismus bis zu Kubismus. Nicht schlecht, für Kinder mit 11, 12 Jahren. Danach in ein Restaurant gestolpert und statt der arabischen Karte eine indische vorgefunden (Man darf da dem Wort "Arab" auf der Scheibe keine Beachtung schenken.
War aber sehr lecker, Chicken Tikka Masala und Nan. Günstig essen kann man hier auch noch, mit Wasser und frisch gepresstem Orangensaft (Ui, und ich hatte extra den Salat nicht angerührt, Fehler?) war grade mal 4 Euronen fällig. Jetzt geht es wieder ins Hotel, morgen nehme ich wieder einen zweiten Anlauf im Hafen.
28. April 2008
Habe mich gerade in ein schickes Internetcafe mit Airco in einer Shopping Mall geflüchtet.
Mist, ich hätte heute morgen doch Sonnencreme auf die Arme auftragen sollen, eine halbe Stunde hat gereicht, um mir einen Sonnenbrand zu holen, so was blödes... Also gestern ging es noch einmal raus zum Hafen. Um neun Uhr morgens ein Taxi in Sharjah geschnappt und trotz Umwege schön im Stau gestanden.
Der Fahrer war unterhaltsam, das Radio auch und so vergingen die eineinhalb Stunden. Diesesmal stand ich solange vorm Zollgebäude rum, bis mich jemand ansprch.
Ich fragte nach professioneller Unterstützung und mir wurde der Weg zu einem jungen Inder gezeigt, der irgendwelche Papiere tippte. Ich erklärte ihm mein Anliegen, worauf er seinen Bruder anrief. Diesen verstand ich am Telefon nur sehr schwer (indischer Akzent, aber hallo), aber er wollte persönlich vorbeikommen.
In der Zwischenzeit konnte ich bereits die Evaluation hinter mich bringen, d.h. das was am Vortag nicht geklappt hatte. Eine Frau im Tschador hörte sich mein Sprüchlein an und wollte mehr Daten zum Fahrzeufwert.
Zum Glück standen die 700 Euro im Carnet de Passage, sie glaubte es mir dann wohl, als ich auf das betagte Alter der XBR (22 Jahre) hinwies.
Sie fragte mich um eine Kopie des Carnets und nach meiner Zustimmung fing sie an, die Klammern aus dem Carnet zu entfernen und sich ein Blatt einzubehalten. Haaaalt! Ich erklärte ihr, dass sich gerne eine Kopie machen könnte, ich bräuchte aber schon das Original, sonst gibt es zuhause Ärger.
Beim zusammenklipsen vermurkste ich noch ihren Tacker was sie mit einem sarkastischen "Thank you" quittierte. Ich wartete auf den Stuhlreihen und wäre beinahe hinauskomplementiert worden, aber der Inder schritt da ein.
Plötzlich winkte mich der Herr, der mich gestern telefonieren liess zu sich. Heute elegant in einer weißen Dischdascha gekleidet. Er fragte nach meinem Befinden und sagte, dass es ihm leid getan hätte, dass ich am Vortag nicht bedient werden konnte. Ich solle mir keine Sorgen machen, er würde sich um mich kümmern.
Im Laufe des Gesprächs schwätzten Herr Yakub und ich über dies und das und ich liess mir das Prozedere erklären. Ich verstand es kaum und musste immer wieder nachfragen. Der Bruder war mittlerweile eingetroffen, ein Bekannter von Yakub und zusammen erledigten sie den Papierkram für mich. Dabei wurde mir klar, dass der eigentliche Chef hier eine Frau im schwarzen Tschador war, die die meiste Zeit ein "alle-sind-so-dumm-und-ich-bin-ihr-Chef" Gesicht machte.
Anscheinend war sie es dann auch, die einige Sachen klarstellte, z.B. dass ich keine emiratische Zulassung bräuchte (!), sie kannte auch das Carnet, wobei es aber niemand abstempelte. Der Papierkram war endlich erledigt, es war bereits ein Uhr und ich war guten Mutes. Aber, man soll sich nicht zu früh freün.... Es ging rein in den Freihafen, Zugangspass besorgen.
Da ich nur noch wenig Geld hatte, musste ich Cash wechseln, da die ATM meine Karte nicht nahm. Am Lagerhaus angekommen (alles fest in indischer Hand dort), fanden die Leute dann auch nach einigem Suchen die Kiste. Die Kamera nutzte mir leider nix, da ich keine Speicherkarte eingeschoben hatte, urgs.
Ein neüs Problem tauchte auf: Ahmed, mein indischer Begleiter (groß, stark, entfernte Heftklammern mit den Fingernägeln, wurde nach anfänglicher Collness immer freundlicher) meinte, dass ich doch ein emiratisches Nummernschild bräuchte, die vom Zoll hätten ja keine Ahnung.
Ausserdem müsste ein Zollinspektor die Kiste sehen, also müssten wir sie zu ihm transportieren oder er würde für 160$ vorbeikommen. Letzteres war dann die einzige Möglichkeit. Also zum Inspektionsgebäude. Zwischenzeitlich unterhielten wir uns über Indien und meine Kenntnisse darüber steigerten wohl mein Ansehen. Im Inspektionsgebäude schaffte es Ahmed einem Inspektor den Stempel abzuschwatzen, damit war die Sache erledigt!
Tja, wenn man alle wichtigen Leute dort kennt.....Juhu, war's das? Nein, das Kennzeichen! Zu der Behörde gedüst und von einem Wichtigtür mitteilen lassen, dass sie um 3 bereits geschlossen war. Problem! Grosses Problem!! Ich erinnerte mich an das Hubb Forum und meinte, dass ich kein Kennzeichen bräuchte. Kurzes Überlegen, dann beschloss ich es zu riskieren, raus mit der XBR aus dem Hafen und sehen was passiert. Zurück zum Lagerhaus, und Leute organisiert, die mir die Kiste zerlegten. Erst nach mehrmaligen nachfragen, denn auf den Zollpapieren stand "1 Kiste", was passiert aber, wenn statt einer Kiste ein Motorrad rausfährt? So, alles ans Moped drangebaut, Trinkgeld an die indischen Arbeiter gegeben, die mir bei der Kiste halfen.
Es war heiss, ich schwitzte dementsprechend, aber endlich war es ja geschafft, oder? Nicht ganz. Ein Anruf von Ahmed: ich dürfe im Hafen nicht ohne emiratischer Nummer fahren, er schickt einen Laster, wir müssen sie rausbringen.
Der kam dann, ein großer Pick-up Laster. Wie bekommt man die XBR auf die Ladefläche? Ganz einfach, auf einer Palette, von zwei Indern gehalten. Aaaah!
Immer positiv denken: Auch das Festbinden mit einem Strick wird schon gutgehen....oder? Es ging gut. Am Haupttor noch Stempel ansuchen. Der Fahrer schickte mich zu einem Tisch. Ich setzte mich einfach hin und drückte dem Beamten die Papiere in die Hand.
Mit der Zeit lernt man, die Zurückhaltung zu überwinden....Als ich mich umdrehte, sah ich dass ich eine Schlange von ca. 40 Personen übersprungen hatte! Oha! Die Beamten langweilten sich sehr, denn im Angesicht der Schlange liessen sie es sich nicht nehmen, ausgiebig zu schwätzen. Arbeiten? Och, ja, ein bißchen. Mein Blick verüsterte sich zusehends als auch offensichtlich wurde, dass sie heilllos überfordert waren, aber dann lenkt man sich lieber mit einem Gespräch ab. Erst der Chef brachte es irgendwie hin. An einem anderen Schalter hiess es dann dass ich nochmal zurück müsste, die Information sei nicht richtig eingegeben....Geduld...ommmm....Geduld. Ahmed war wieder eingetroffen und wir fuhren aus dem Gelände.
Wie sollten wir bloß die XBR von der Ladefläche bekommen? Grübel.... Zum Glück gab es eine Rampe und mit zwei Holzbalken als Unterlage schoben wir sie vom Laster.
Hurraaaaa! Die Freude war groß! Hmmmm, was sollte der Spaß nun kosten? Der Fahrer war mit 100 Dirham einverstanden und als ich Ahmed fragte, sagte der nur: "It's OK".
Was?
Er hatte fast den ganzen Tag (es war bereits halb sieben) mit mir verbracht! Alles erledigt und seine Beziehungen spielen lassen! Ich hakte nach, aber er wollte nichts von Geld wissen. Ich war fassungslos. Er meinte nur: "just pray for me" und verabschiedete sich. Verdutzt blieb ich zurück, das stellte einen neün Rekord in Sachen Hilfsbereitschaft auf.
Heute vermute ich, dass Herr Yakub wohl auf irgendwie seine Finger im Spiel hatte..... Ich setzte mich auf die XBR und los gings! Die Sheikh Zayed Autobahn rein nach Dubai, vorbei an den Wolkenkratzern und den Prachtbauten, z.B. Burj Arab oder Burj Dubai, dem höchsten Gebaude der Welt. Man denkt unwillkürlich an tiefenpsychologische Erklärungen für diesen Turm zu Babel. Bald setzte der Stau ein, durch den ich mich die nächsten 50 km bis nach Sharjah hindurchschlängelte.
Der Verkehr ist wirklich ein Wahnsinn!
Zurück im Hotel war erstmal eine Dusche fällig, anschließend smste ich Stephan, einem Engländer, den ich aus dem Hubb Forum kannte. Er lud mich zu sich nach Hause ein und bdank seiner präzisen Beschreibung konnte ich bald seine riesen Wohnung (Katzenparadies) im 14. Stock eines Wolkenkratzers bewundern. Er ist ein Mopedfahrer, der andere Traveller mit guten Tipps über die Region versorgt, seit 14 Jahren als Lehrer tätig.
Er bestätigte mir auch, dass ich keine Zulassung bräuchte.
Der Witz ist: es stellte sich raus, dass er mal 5 Jahre in Fürth (He, Jo!) gelebt hat und sogar in meiner Heimatstadt Miesbach gewesen war!
So klein ist die Welt! Wir unterhielten uns angenehm und er versorgte mich mit guten Informationen. Nach einer gegenseitigen Inspektion der Bikes verabschiedete ich mich und fuhr wieder ins Hotel. Heute waren als erster Programmpunkt die Fährtickets nach Iran im Fokus. Nach einiger Sucherei das Büro der Oasis Freight Agency gefunden. Dort erklärte mir der Zuständige Herr Nazar, dass er die genaü Abfahrtszeit noch nicht kennte, ich solle am Donnerstag nochmal anrufen. Urgs...
Na gut, dann ins Zentrum von Dubai. Ich liess die Jacke weg, was ein Fehler war, jetzt sind die Arme rot, ächz. In Bastakia durch das Museumsdorf gelaufen und Mittags im ruhigen Cafe Basta eingekehrt, eine kleine Oase der Ruhe. Bis 6 Italienerinnen kamen, dann war es dann damit vorbei. Anschließend lief ich zum Dubai Museum und genoss die Kühle und das "Heimatmuseum" von Dubai.
Ein weiterer Rundgang führte mich durch den Kleidersouk, wo es gerade in einer Wohnung gebrannt hatte. Am Dubai Creek waren die Fährboote zu bestaunen, mit denen man über die Lagune fahren kann, was viele Pendler auch tun.
Wegen Sonnenbrand fiel dies aus, ich suchte Schatten wo ich nur konnte. Ein Internetcafe fand ich nicht, also aufs Moped und hierher neben dem Muhalla Tower von gestern in einem Mall dieses Cafe gefunden, wo ich mir gerade einen Minztee und einen Mangosaft gegönnt habe. Bilder kann ich leider keine einstellen, weil der Kartenstecker nicht funktioniert und ich das Übertragungskabel im Hotel gelassen hab, ächz (Anmerkung: später nachgeholt :-) ).
So, dann fahre ich mal zum Burj al-Arab und versuche ein paar Fotos zu schiessen.
30. April 2008
Verbringe den halben Tag in der kühlen Internetecke im Hotel in Muskat, draussen ist Gluthölle.
Ich fuhr also hinaus zu den Wolkenkratzern, das sieht irgendwie aus wie Manhatten, nur mit etwas mehr Platz zwischen den Türmen.
Der Burj Dubai ist ja nicht zu verfehlen, mit ca. 700 m das höchste Gebäude der Welt, und sie hören immer noch nicht zu baün auf...Das obligatorische Foto musste ja sein. Ich fragte einen Mann der vor einem Büro stand um ein Foto von mir zu machen, das stelle ich hier nicht ein, denn es ist nicht scharf genug. Ich ärgerte mich nicht früher losgefahren zu sein, das Licht wurde schon sehr schwach. Aber dies sollte als Beweis ja reichen...
Ich machte noch ein Bild von dem freundlichen Herrn und versprach es ihm zu schicken. Ich bekam im Büro eine Karte und wäre sogar auf einen Tee eingeladen worden, aber ich wollte wegen des Sonnesuntergangs weiter. Die Sonne geht hier aber so schnell unter, dass ich gar nicht so schnell an mein Ziel kommen konnte: Das Burj Al-Arab, einziges Sieben-Sterne Hotel und neüs Wahrzeichen Dubais. Andererseits schalteten sie das Licht ein und das Hotel wurde im Wechsel in verschiedenen Farben bestrahlt.
Ich war froh über meine neü Digitalspiegelreflexkamera, die macht tolle Bilder und ist ihr Geld wert. Mein Ministativ war hier angebracht und leistete gute Dienste. Plötzlich sprach mich jemand auf Deutsch an: Yamin, ein Pakistani, der mit seinem Freund den Strand entlanglief und Touristen ansprach um sein (gutes) Deutsch zu verbessern. Es entwickelte sich eine sehr sympathische Unterhaltung, bei der auch einige Fotos geschossen wurden.
Ich versprach, auch ihm ein Foto zu schicken. Ich fuhr frech vor den Haupteingang, um einen anderen Winkel zu haben. Mir wurde von drei Leute in Dischdaschas ("Scheichgewand") erklärt, dass ich nicht auf dem Gehweg halten dürfe, das gäbe eine Strafe von der Polizei. Also gut, dann auf der Strasse. Als ich gerade mein Stativ anschraubte (nur 10 cm lang), hieß es "No!". Die Bilder waren dementsprechend verwackelt dann. Aber bitte, wir können auch anders: zurück, auf die andere Straßenseite und mit Stativ und Tele rangezoomt.
Ein indischer Angestellter des Geschäfts dahinter sprach mich an und wollte wissen, wie man ein Visum für Deutschland bekommt. Ich hatte keine Ahnung und schrieb ihm die Webadresse des Auswärtigen Amtes aus.
Nach einigen Bildern im Garten eines anderen Hotels musste noch ein vom Hotel Jumeirah sein.
Alles in allem eine Brutstätte des großen Geldes hier, man spürt hier wie überall in Dubai das Motto:
"because we can DO it!".
Wirkt irgendwie von einem anderen Stern und wenn man bedenkt, dass das ganze mehr oder weniger in der Wüste liegt, so spiegelt sich darin der Widerspruch unserer Zeit: Eigentlich sollte man sparsam mit Resourcen umgehen, aber hier interessiert das natürlich keinen. Auf dem Nachhauseweg kam ich wieder am Burj Dubai vorbei, wo anscheinend Tag und Nacht geschuftet wird.
Nach dem üblichen Verkehrswirrwarr kehrte ich wieder beim Inder "Arab Urupu" ein, diesesmal gabs Chicken Kashmiri. Im Hotel wurde schon mal zusammengepackt und der Farbkontrast Arme vs. Rest des Körpers bestaunt. Am nächsten Tag wurde um 6:15 aufgestanden und um halb Acht ging es los. Zunächst auf der Ringautobahn mit ziemlich Verkehr, in Richtung Hatta war es aber ziemlich ruhig.
Man fährt durch die Wüste und ich war froh, relativ früh losgefahren zu sein, denn es wurde warm, sehr warm. Die ersten Kamele gesichtet, das obligatorische Foto gemacht.
Kurz darauf passierte ich die Oase von Hatta und schon war ich an der Grenze zu Oman. Zürst den Ausreisestempel für die Uä besorgt und dann weiter durchs Niemandsland. Hier schon tanken?
Hmmm, etwas später. kam ich an die Zollstelle, wo ich die Kisten und Koffer öffnen musste. Man fragte nach einem Dokument und schließlich stelle sich heraus, dass das Carnet de Passage gemeint war. Die Herren füllten es es (daürte etwas, ich musste zum Copyshop und noch eine Kopie von Pass und Fahrzeugschein machen lassen ("kostenlos", das Geld im Motorrad gelassen).
Dann war das schon mal erledigt. Wo gab's denn nun den Einreisestempel? Am Schluss stellte sich raus, dass es den 5 km entfernt gab. Also weiter durchs Niemandsland, bis mich ein Prachtbau erwartete, riesengroß, neu, klimatisiert (es wurde gerade richtig heiss) und gut organisiert. Bei der Frage nach der Versicherung musste ich passen, nebenan wäre aber auch gleich ein Büro. Dort erklärte man mir aber, dass sie nur Autos versichern könnten, für Motorrader müsste ich zurück bis zur Tankstelle (ca. 7 km). Uff! Also nochmal zurück, zwei Grenzbeamten die Situation erklärt für alle Fälle und dorthin getuckert.
Es wurde tierisch heiss, und das am Vormittag! Dort bekam ich auch tatsächlich den Wisch, den ich dann wieder im Visagebäude herzeigen konnte. Die Beamtin war sehr freundlich und wartete schon auf mich, den es hatten sich gerade ein paar Schlangen vor den Schaltern gebildet, obwohl eigentlich kein großer Verkehr war. Erstmal ausrasten (wirklich sehr heiss), ein Roll und Wasser im Shop kaufen und sich etwas stärken.
Wenn es jetzt erst halb zwölf war, wie heiss sollte das noch werden? Nach 30km war dann mal tanken angesagt, eine Ölstandskontrolle ergab dringenden Nachfüllbedarf. Nebenan in einem Schuppen gab's Öle, ich fragte nach dem Preis. "Aschra" war die Antwort. Ich deutete "Zehn?" zurück.
Meine zehn Rial gab der Besitzer wieder zurück und nahm sich stattdessen 1 Rial aus der Börse, anscheinend rechnen die Leute hier noch nach einem anderen System.
Beim Nachfüllen war er mir mit einem Trichter behilfreich und mit den hinzugekommenen Neugierigen entwickelte sich ein kleines Gespräch. Nach weiteren 40 km war ein Stopp für mich fällig. Waaaaaasser! in der gekühlten Tankstelle. Nach den nächsten 80 km wieder. Die Hitze war jetzt gewaltig, es gab keine Abkühlung mehr, und es fühlte sich an als ob kein Saürstoff in der Luft mehr war.
Es waren jetzt so um die 40 Grad, früher Nachmittag. Die Straßen sind im Oman wie in den Uä hervorragend, der Fahrstil sehr zivilisiert, trotz der Boliden. Die Strasse nach Muskat ist vierspurig ausgebaut und gelegentlich gibt es interessante Stadttore zu sehen.
Nach weiteren nochmal ein Tankstopp, allerdings für mich, der Verbrauch war auf 1 l Wasser pro 100 km angestiegen. Im Laufe des Tages trank ich ca. 5 Liter Wasser, bei der Massenbilanz fehlen aber mehr als 4 Liter, da sieht man mal, wie heiss es war. Es entwickelte sich an der Kasse ein lustiges "Gespräch" aus etwas Englisch und Arabisch, in dem mir der ältere Herr erklärte, wie ruhig und sicher es im Vergleich zu Dubai doch sei.
Mein erster Eindruck war auch, dass hier zwar einiger Wohlstand herrscht, damit aber nicht so rumgeprotzt wird wie in den Uä. Traditionen wie Kleidung, Bauweise und der Gürteldolch haben noch mehr ihren Stellenwert als in den Emiraten.
Eine halbe Stunde hatte ich mein Ziel erreicht: Das Hotel Majan. Da ich an der Grenze zuviel Geld abgehoben hatte (schlecht gerechnet) und die Lebenshaltungskosten sehr niedrig sind dachte ich mir "was soll's" und logierte mich hier ein.Der Euro ist sehr stark im Moment, die Hotels sind aber auch nicht dumm und haben anscheinend die Preise erhöht. Ich bekam statt des Standardzimmers ein "Executive" zum gleichen Preis, der aber schon happig war.
Es ist halt etwas teurer, Einzelzimmer zu benötigen. Das Zimmer war auch dann sehr hübsch, der Rest vom Hotel hatte seine beste Zeit schon etwas hinter sich (muss vor der Eröffnung gewesen sein). Eine erfrischende Dusche später war ich bereit für den Abendausflug zum Mahal Mumtaz, dem angeblich besten indischen Lokal der Stadt. Zürst musste ich mich durch den Abendverkehr quälen, den Muscat besteht aus vielen Teilen und erstreckt sich über 50 km an der Küste entlang.
Obwohl es bereits dunkel war, fielen die Temperaturen nicht! Effekt Heißluftföhn also. Das Restaurant war auf einem Hügel gelegen, mit großer Aussicht. Obwohl es wohl etwas schicker ist, waren die Preise günstig und ich bestellte mir ein "Lobster Tikka Masala", wo bekommt man das schon? Die Schackhaftigkeit war korrekt, aber nicht von einem anderen Stern. Pappsatt begab ich mich wieder zum Hotel, wo ich schon sehr bald einschlummerte, das war ein anstrengender Tag.
Heute morgen um 6:15 Uhr aufgestanden, da war die Sonne schon am Himmel. Nach einer Flasche Wasser gings durch den Morgenverkehr nach Mutrah zum alten Hafen und an der Corniche entlang zu Alt-Muskat. Vorbei am "Weihrauchfass", dass erhaben über dem Meer liegt.
die Strasse windet sich der Küste entlang, man fährt vorbei an Buchten, zur Rechten die Aufragenden schroffen Berge. Das Stadttor von Alt-Muskat versperrte früher Ungebetenen den eintritt, heute ist es für den Autoverkehr durchlöchert.
Der Umkehrpunkt markierte das Hotel Al Bustan, das gigantischste Hotel Oman, ein riesen Prachtklotz und nur von der Ferne zu bewundern. Zur Zeit wegen Renovierung geschlossen. Im Kreisverkehr war ein Nachbau des Schiffes, mit dem omanische Segler im 8. Jhrdt bis nach China segelten.
Auf der Rückfahrt musste wieder etwas Wasser in der Tankstelle her, es war um halb sieben bereits 35 Grad heiss! An der Küste kam ein mörderische Feuchte hinzu, die einem zu schaffen macht.
Im Hafen von Matrah war Zeit für ein Frühstück, Chicken Sandwich, Wasser und frischen Mangosaft.
Meine XBR erregte wie immer Aufmerksamkeit, die arabische Übersetzung meiner Reisen sorgt für Interesse
Ich hatte Ausblick auf ein Thermometer. Wenigstens schwitzten die vorbeieilenden Inder auch. Omani in ihrer traditionellen Kleidung wohl nicht, da war für gute Durchlüftung gesorgt. Im Laufe des Frühstücks stiegen die Tempreaturen von 35 auf 37 Grad, bis um 9:45 38 Grad erreicht waren.
Ich drehte noch eine Runde durch den angrenzenden Souk, der wenigstens überdacht war.
Dennoch brach der Schweiss in Strömen aus. Einzige Lösung: Aufs Moped und Fahrtwind her. Ein Internetcafe fand ich nicht, also verbrachte ich den restlichen Tag im Hotel beim schreiben, indischem Buffet und ausruhen, wieder schreiben.
Jetzt ist die Sonne gerade wieder vom Himmel geplumpst, d.h. ich kann mich bald auf die Suche nach Abendessen machen. Morgen geht es in die Berge!
01. Mai 2008
Heute wieder um 6:15 aufgestanden und um 7:15 abgedüst [arabische Software, arabisches keyboard, ascii codes funktionieren nicht, aaaargh!]. Schon wieder diese Hitze, am frühen Morgen! Die Strasse raus in Richtung Flughafen war kein Problem, von dort aus in Richtung Süden in die Berge abgebogen. Es wurde einen Hauch trockener und kühler, nach einer halben Stunde an einer Tankstelle angehalten und gefrüstückt. Die Tankstellen unterscheiden dich kaum von den europäischen, mit dem Unterschied dass es keinen Playboy oder ähnliches gibt. Dafür aber Kondome. Langsam tauchten die ersten Berge auf, hoch, karg, schroff aber trotzdem sehr ansehnlich. Ich tuckerte so dahin, obwohl 120 erlaubt gewesen wären, liess ich es bei 100 bewenden, denn das Tagesziel war ja nicht weit entfernt:
Nach 150 km traf ich bereits in Nizwa ein, der grössten Stadt am Akhtargebirge. Ich fuhr in die Stadt und machte ein paar Bilder vom Fort, der Moschee
sowie von den Menschen.
Mittlerweile hatte mir Herr Nazar vom Fährbüro auf meine SMS geantwortet: Die Fähre nach Iran geht erst am Montag, in vier Tagen.
Damit war also keine Hektik angesagt und ich beschloss, in Nazwa zu bleiben und einen Tagesausflug zu machen. Das Hotel Falaj war bereits ausgebucht, also nahm ich das daneben, auch korrekt, Preis OK, sauber, was will man mehr. Mein Gepäck abgerödelt, Schweiss aus dem Gesicht gewaschen und los gings. Erst mal tanken und öl nachfüllen, für mich das obligatorische Wasser natürlich. Ich fuhr in die Berge und wollte eigentlich auf einen Pass fahren, als die Schotterpiste kam drehte ich wieder um, denn das hätte zuviel Zeit gekostet, ich hatte noch einiges vor.
Bald darauf gelangte ich zur Al Hotta Höhle, die erst vor zwei Jahren eröffnet wurde. Alles neu und schick. Ich nahm meine Jacke mit, denn üblicherweise ist es in Höhlen immer recht kühl. Falsch gedacht, dort hatte es 25 Grad und 90 Prozent Leuchtfeuchte, ich schwitzte aus allen Poren. Dafer hatte ich einen netten Privatübersetzer, der sogar ein paar Brocken Deutsch konnte. Zusammen mit meinen Brocken Arabisch wurde es sehr unterhaltsam, jeder lernte was dabei.
Die Höhle ist riesig, wobei nur der kleinste Teil begehbar ist. Dadurch, dass sie ein zweitesmal vom Meer geflutet wurde, sind viele Stalaktiten nicht mehr vorhanden, trotzdem sehr interessant. Wegen meiner präzisen Fragen wurde ich gefragt, ob ich denn Geologe sei. Mein Führer kannte sich ganz gut in Minearologie aus.
Nach dem Rundgang kühlte ich mich erstmal im schicken Restaurant aus, um dann weiterzutuckern, dem heutigen Höhepunkt entgegen: dem Jabal Shams [Sonnenberg].
Die Auffahrt war nach einigem Gekurve gefunden und auf gutem Teer ging es nach oben, die Strasse sollte auf 3000m gehen! Die Aussicht war grandios. Besser gesagt, wäre gewesen, denn heute lag sehr viel Sand in der Luft, was einen Schleier über den Himmel legt.
Die meisten Fotos sind nicht so besonders geworden, denn das massive Streulicht lässt den Himmel weiss erscheinen. Die Strasse geht sehr gut ausgebaut den Berg hinauf, fast alpine Verhältnisse.
Irgendwann hörte der Teer auf und der Schotter begann. Tucker, tucker.
Ich verfluchte meine Gabel, denn die Dämpfung ist eine Katastrophe! Aber die Ursache für das schlechte Ansprechverhalten konnte nicht mehr gefunden werden. Also durchschütteln lassen. Schöne Ausblicke, immer höher gings. Plötzlich wurde die Piste zur Baustelle.
Ich hielt an, um mich an einer Karte zu orientieren, da hielt ein Engländer [von der Baustelle?] an und fragte mich: "Are you delivering the pizza?"
???
Da wurde mir klar, dass ich ohne Koffer und nur mit der Kiste wie einer der vielen Pizzaausfahrer aussah, andere Motorradfahrer sieht man sonst kaum. So ein Spassvogel!
"Yes, which one do you like, Margherita or Prosciutto?" Grosses Gelächter. Er erklärte mir, dass der Weg bald aus sei und die Zufahrt zum Gipfel Sperrgebiet sei. Aber wenigsten konnte ich noch zum Canyon fahren und mir den ansehen. Das gestaltete sich aber schwierig, denn die Piste wurde zur feinen Sandpiste, also kehrt marsch! Ich fahre ja alles, aber bei feinem Sand geht nix mehr. Also zum Canyon rübergelaufen und den Blick hinab in den Wadi Ghul bestaunt
Ein gewaltiger Ausblick, vor mir ging es gewaltig in die Tiefe. Schöne Gegend zum Wandern, aber nicht bei diesen Temperaturen, selbst auf diesen 2000 m hatte es noch ca. 25 Grad! Ich drehte um und schaffte es zurück bis zur Abzweigung, fuhr nochmal kurz bis zum Sperrgebiet und trat den Heimweg an.
Die XBR sah vielleicht aus! Und das im Oman, wo es Strafen für ungewaschene Autos gibt. Kein Witz, die Autos sind wirklich alle picobello.
Endlich war irgendwann der Teer wieder erreicht, ich genoss die Kurven richtig, gut dass ich das Gepäck zurückgelassen hatte. Meine erste Bergstrasse dieses Jahr, grins. Ich machte hoppelnderweise noch einen kurzen Abstecher in den Wadi Ghul rein, drehte aber bald um, es war zu mühsam. Schon kamen auch Kinder auf mich zugeschossen und wollten mir Häkelsachen verkaufen.
Ich liess es nach Hause fliegen und kurz vor Nazwa liess ich die XBR kurz abspritzen. Im Hotel kamen zürst ich, dann die Motorradklamotten kurz unter die Dusche. Jetzt steht Abendessen an, mjam.
03. Mai 2008
Ich sitze wieder im Internetcafe in Dubai, früher als gedacht. Aber mal der Reihe nach. Gestern früh ließ ich mir etwas mehr Zeit und fuhr erst um neun Uhr los, südlich des Akhtargebirges entlang nach Bahla und nach Al Ain. Grossartige Bergkulisse, nur die Sicht war etwas trüb. Aber für blaün Himmel muss man wahrscheinlich im Winter kommen. Die Gegend ist UNESCO Weltkulturerbe und man muss erst etwas suchen, bis man die Sehenswürdigkeiten entdeckt, dann sieht man sie aber überall: sogenannte Bienenkorbgräber, die über 4000 Jahre alt sind.
In einem Grab wurden bin zu 200 Tote bestattet. Die Hügel um Bat und Al Ain sind voll davon, wobei an letzterem Ort noch eine grandiose Kulisse hinzukommt. (Das obige Grab ist hier rechts am BIldrand, toller Zoom, was?).
Diese Gegend war mal ausnahmsweise dünn mit Tankstellen gesät, ich fühlte mich wie ein Schwamm, der langsam in der Sonne trocknet. Meine kochend heisse Notration im Ersatzreifen wollte ich auch nicht trinken, da musste doch bald kommen!
Es zog sich. Unterwegs kam ich an einer Moschee vorbei, in die gerade die Gläubigenströmten, es war gerade Zeit für's Freitagsgebet.
Endlich tauchte eine Tankstelle auf und ich dudelte wieder mal eine 1,5 Liter Wasserflasche in mich rein, als wäre es ein Fläschchen.
An diesem Tag trank ich 6 Liter, das verdampft alles gleich wieder. Ich unterhielt mich mit einem Taxifahrer, größtenteils auf Arabisch, naja, so gut es eben ging. Mit einem Kauderwelsch aus Arabisch, Englisch und Gebärdensprache kommt man schon durch.
Wobei man sagen muss, dass die Araber in der Region sehr gut Englisch sprechen in der Regel. Mein Ziel war die Überqürung des Gebirges, also nahm ich den Pass um ans Meer nach Sohar zu kommen. Ich hatte lange überlegt, wo es heute hingehen sollte. Abu Dhabi war für einen Tag zu weit, die Liwa Oase zu heiss und die Oase Al Ain zu nahe.
Also hatte ich vor an die Ostküste der UAE zu fahren, dort gibt es auch viele Hotels. Hinter einer Kurve laürte ein Kamelübergang, der zu scharfem Bremsen einlud.
Der Pass übers Gebirge war fast alpin zu nennen, großzügig durch den Fels gesprengt und straßenbaulich vom feinsten.
Oben war es herrlich kühl, aber je weiter ich nach unten kam, um so mehr hatte ich das Gefühl Trockenobst im Backrohr zu sein, jemand hatte wohl gerade die Heissluft eingeschaltet.
In der Ebene wurde es so trocken und heiss, dass ich gar nicht mehr schwitzte, alles verdunstete sofort. Meine Spezialunterwäsche leistete volle Dinste und kühlte was ging. Ich hatte das Gefühl, dass der Lenker glühte. Die Luft kühlte nicht mehr, sondern brannte auf der Haut. So was hatte ich noch nicht erlebt. Dass mussten jetzt so um die 45 Grad sein. Ich liess es bei Tempo 100 bewenden, denn ich wollte die XBR vor einem Hitzekoller bewahren. Immer schön am Drehmomentmaximum halten also.
Endlich in Sohar angekommen, der angeblichen Heimat von Sindbad dem Seefahrer, wurde es auch schon wieder kühler, so knapp 40 Grad. Ich hielt bei einem Lulu Hypermerkt und versorgte mich mit einem Snack, den ich davor verspeiste. Der Markt hätte auch in Frankreich stehen können, riesig. Gut, einige Produkte waren vielleicht anders aber im Prinzip wie in Europa. Ich gurgelte wieder eine 1,5 Literflasche runter, gefolgt von einem Mangosaft und omanischen Datteln.
Das Gefühl eines platzenden Luftballons hielt aber nicht lange an, denn schon begann wieder der Verdampfungsprozess. Ich brummte die Küste hinauf nach Norden, nach einer Stunde war die Grenze erreicht, die Ausreise aus Oman ging relativ schnell (Stempel ins Carnet, Stempel in den Pass), die Einreise nach UAE war etwas komplizierter.
Der kleine Scheich im Häuschen war etwas überfordert, aber es warten ja nur 50 Autos hinter mir, an denen ich vorher vorbeigefahren bin...Endlich geht es vorwärts - doch halt! - ich brauche noch eine Versicherung! Diesesmal komme ich nicht aus. Ins Niemandsland zurückgelatscht und in einer Baracke für 5 Rial (9 Euro) den Wisch erstanden.
Endlich weiter. Rückblickend war Oman eine sehr positive Überraschung. Sehr nette und freundliche Leute, eine perfekte Infrastruktur und eine schöne Landschaft. Ich musste an "Schweiz in Arabien' denken.
Der Strassenverkehr war auch sehr zivilisiert und rücksichtsvoll, allein die 1 cm hohen Straßenmarkierungen in Muskat waren etwas heikel. Ein wohlhabendes Land, in dem auf Protz und Prunk weniger Wert gelegt wird und das Geld aus dem Ölgeschäft vielen Leuten zugute kommt.
An der emiratischen Ostküste war es angenehm frisch, nur 30 grad, eine richtige Wohltat, beinahe kühl. Ich fing an nach Hotelzimmern zu fragen, doch mir wurde immer klarer, dass es schlecht aussah.....Wochenende! Ich bekam ein "Chalet", also ein sehr einfaches Doppelzimmer mit Bad für sage und schreibe 780 Dirham angeboten, also 140 Euro! Ich konnte ein Lachen nicht mahr unterdrücken.
Die letzte Option an der Küste war ein Hotel in Dibba, das in der omaischen Enklave Musandam liegt. Als ich es endlich gefunden hatte, sah ich wieder den gleichen erstaunten Blick im Gesicht des Portiers: "Was, ein FREIES Zimmer??".
OK, es wurde dunkel, ich hatte bereits schweisstreibende 500 km hinter mir, es musste ein Plan B her. Ich SMSte an Stephan in Sharjah, der mir angeboten hatte, bei ihm übernachten zu können. Er sagte ja und somit hatte ich wenigstens eine Bleibe. Zunächst war aber noch 150 km Fahren in der Dunkelheit angesagt bis ich endlich dort eintrudelte. Total also 650 km. Boah.
Heute endlich mal ausgeschlafen, und beim frühstücken mit Stephan unterhalten. Danach ging's zur Oasis Freight Agency zum Tickets besorgen. Kosteten 200 Euro, die Fähre geht am Montagmorgen, also in zwei Tagen. Morgen werde ich versuchen, die Zollformalitäten schon mal vorab zu klären. Ich fuhr dann nach Deira/Dubai und bog in das Soukviertel ein. Schwerer Fehler!
Be- und Entladen hatte einen Verkehrsstau zur Folge und ich bei brüllender Hitze mit Jacke mittendrin! Da gab's nur eins: Durchschlängeln, dass selbst die Motorradkuriere mit den Ohren schlackerten.
Und wenn die Kiste mal an den Spiegeln striff, was soll's, sollen sie sich ein kleineres Auto kaufen....Ich dachte hier mal wieder, dass es besser war dass hier Johannes nicht dabei war, die Kombination aus Hitze und totaler Blockade wäre der Horror gewesen (grins).
Ich machte Mittag im kühlen Cafe Basta, schaffte es danach meine omanischen Rials zu wechseln und verbringe den heissen Nachmittag hier im Internetcafe. Aber so ein Ruhetag ist auch nicht schlecht, es erwarten mich noch viele lange Fahrtage...
06. Mai 2008
Sooo, verbringe die Mittagshitze in einem kleinen Internetcafe in Yazd und um es mit Bobbele Becker zu sagen: "Ich bin drin!" - im Iran.
Also, den Samstagabend verbrachte ich dann noch in der Wohnung von Stephan, relaxend. Am Sonntag schlief ich mich erstmal aus und begab mich dann zum Hafen um meine Zollpapiere für die Ausreise zu bekommen. Das funktionierte relativ reibungslos und nach 45 min war ich bereits fertig. Ich hatte eigentlich vor, einen Ausflug in die omanische Enklave Musandam zu machen, aber mir fiel ein, dass ich bereits meinen emiratischen Ausreisestempel im Carnet hatte, das würde nur Komplikationen geben. Also machte ich mich auf zum Central Souk in Sharjah wo ich etwas bummelte und mir iranische Rial besorgte.
Danach in einen halbleeren, aber kühlen shopping mall und dort ein leckeres iranisches Mittagsbuffet probiert. Relativ "teuer" mit 8 Euro. Den restlichen Nachmittag surfte ich noch ein wenig in einem Internetcafe, um dann zu packen anzufangen. Mit System und in aller Ruhe. Da ich Motorradjacke, Hose und Schuhe in den Koffern und Kisten unterbringen wollte, musste ich den Stauraum optimieren, denn die Fährüberfahrt wollte ich nur in T-Shirt und Jeans machen, der Hafen ist ja nur 2 km entfernt.
Ich lud Stephan zum Abendessen ein und wir labten uns bei Thaigerichten, anschliessend zeigte er mir noch die Gegend um den Kanal in Sharjah, lauter neü Gebäude, doch wenn man an die Wände klopft - lauter Plastik! Von wegen arabesker Stil, der Pfusch musste schon öfters nachgebessert werden, denn aussen hui, innen pfui. Nach dem Sparziergang war Matrazenhorchdienst angesagt, denn am nächsten Morgen ging es bereits um 5:30 aus den Federn, um 6:00 verabschiedete ich mich von Stephan. Danke nochmal für die grosszügige Gastfreundschaft, wir sehen uns im Juli, wenn er die gleiche Route nach England fährt.
Um 6:30 fuhr ich in den Hafen, wo es Probleme mit den Beamten gab. Sie forderten ein Ausreisepapier von der Polizei, zum Glück war ich über das Hubb Forum aber im Bilde. Ich überzeugte sie nachdrücklich davon, dass das für mich nicht nötig sei, das gelte nur für Leute mit einer Fahrzeugregistrierung in den Uä. Uff! Das wäre übel geworden.
Also stand ich am Pier 6 - aber keiner war da. Das Schiff lag um die Ecke - auch keine Aktivität. Also warten. Um 7:15 kam es mir etwas komisch vor, ich ging nochmal zum Schiff, wo gerade was verladen wurde. Ich erkundigte mich und siehe da ich sollte eigentlich am passenger terminal sein. Aha. Wie immer: es sagt einem ja keiner was. Also dorthin. Niemand drinnen. Nebenan fand ich jemand (den richtigen), der mir die shipment order Papiere in die Hand drückte. Ich müsse zum Herrn Soundso. Aha. Das Büro endlich gefunden. Herr Soundso ist aber nicht da. Nach ihm gefragt. Kommt gleich zurück. In seinem Büro gewartet. Herr Soundso kommt. Ich muss die XBR zum Schiff bringen und dann ins Terminal. Zu Fuss. Na toll. Dort Ausreisestempel bekommen und in der Wartehalle gewartet. Ich traf hier Tim, einen jungen Schweden, der mit dem Fahrrad seit 7 Monaten unterwegs ist und über den Iran nach China will. Seine Route ging bisher über Türkei runter nach ägypten, den Sudan über Dschibuti, Jemen und Oman bis in die UAE. Beeindruckend.
Wir wurden dann zum Schiff gefahren, die XBR stand aber noch davor.
Erstmal alles Gepäck abgebaut. Den Schweiss einfach fliessen lassen, am Abend wird es schon eine Dusche geben. So, wie kommt die XBR nun an Bord? Mit dem Kran oder einfach rüberschieben? Ich bestand auf einem breiten Brett, mit einem 10 cm breiten Balken wollte ich mich nicht zufriedengeben, um den einen Meter zwischen Kai und Schiff zu überbrücken. Darunter laürte das Hafenbecken. Gab es aber nicht. Also Kran. Die XBR in einen Käfig gehievt und etwas festgebunden, die Tür ging nicht zu, zur Schonung der Kofferträger qütschte ich noch den Ersatzreifen zwischen Blinker und Gitterwand. Als dann der Käfig hochgehoben wurden und plötzlich zu kippen begann, wurde mir doch gewaltig mulmig!
Es ging gut. Danke an Tim für die Bilder! Ich hatte meine Kamera natürlich im Gepäck gelassen. An Bord und schon gings los. Die Sitze erinnerten an Flugzeugstühle und ich witzelte dass sie uns am Ende wohl noch Essen servieren würden, haha.
Eine Stunde später bekamen wir leckeren Pilao Reis mit Hühnchen, Joghurt und Apfel serviert! Da staunten wir nicht schlecht! Dazu ein "Bibsi" aka Pepsi. Während der überfahrt unterhielten Tim und ich uns über unesere Reisen und dies und das. Der Kerl radelt am Tag deutlich über 100 km im Schnitt und das durch Wüsten und so, wildes Campen und alles was dazugehört, für einen Appel und ein Ei. Chapeau! Da ist meine Reise ja eine Kaffeefahrt dagegen.
Es liefen iranische und amerikanische Filme auf dem Monitoren, letztere auch dadurch verschieden, dass die Fraün nicht verschleiert waren, dafür aber mehr Morde verübten. Pikant: neben den Bildschirmen hingen die Fotos von den Ayatollas Khomeini Khamenei.
Nach 5 Stunden liefen wir in Bandar Abbas ein, im Hafen lagen ein paar pittoreske Schiffe:
In der Ankunftshalle wurden wir mit ausgesprochener Höflichkeit behandelt und begrüsst. Ein Mann nahm meinen Pass und mein bill of landing in Empfang und teilte mir mit, dass ich am nächsten Tag wiederkommen müsse, da ich kein Delivery order mehr bekommen würde. Das hatte ich befürchtet! Da half auch das schnellere Speedboat nix, ich sass erstmal fest. Meine XBR wurde in ein abgesperrtes Gelände gebracht und ich solle dort warten, denn ich durfte nicht alleine im Hafen rumrennen.
Ich wurde allseits sehr höflich begrüsst und ein sehr höflicher Mann, Herr Hassan, fing ein Gespräch mit mir an, er sei Geschäftsmann und man redete über dies und das. Er lud mich als Gast zu ihm nach Hause ein, was ich korrekterweise dreimal ablehnte, beim viertenmal kann die Einladung als ernst gemeint betrachtet werden. Ich sagte ihm schliesslich, das war eine Gelegenheit echte iranische Gastfreundschaft kennenzulernen. Kurz darauf bereute ich es wieder, denn mir fiel ein, dass ich für den Abend mit Tim im Internetcafe verabredet war, wir wollten noch Fotos austauschen, ausserdem lag sein schöner Ort 100 km entfernt! Das würde bedeuten, dass ich am nächsten Tag niemals um 8 Uhr morgens wieder im Hafen sein würde. Wie bringe ich es ihm bei? Am besten mit der Wahrheit und so höflich wie möglich. Ok, er begriff und wollte mich noch zu einem Hotel im Zentrum fahren. Er müsse nur noch sich um seine beiden Container mit chinesischen Möbeln kümmern, danach würden wir losfahren. Ein Papier hier, ein Papier da, da "nur noch eine Minute", dazwischen Container verladen....
Eineinhalb Stunden später, es war bereits kurz vor acht, riss mir der Geduldsfaden, ich stoppte ein Taxi, warf meine Tasche und den Tankrucksack hinein und verabschiedete mich so schonend wie möglich von Herrn Hassan. Los ins Zentrum, zu einem Hotel, egal, dann halt das Hotel Ghods, etwas in die Jahre gekommen, kostet 25 Euro Touripreis. Gepäck dortgelassen und zum vereinbarten Internetcafe. Es stellte sich aber heraus, dass man an diese Stelle zwei nigelnagelneü Einkaufszentren gebaut hat, somit wurde es also nix mit dem Treffen. Das Leben in den Strassen hat einen typisch orientalischen Touch, nicht so europäisch wie in den Emiraten. Verkehr brutal, laut, bunt, staubig. Aber wenn man das kennt, ist es ganz normal. Zurück im Hotel zu Abend gegessen, ein unvermeidliches Chicken Kebab, anschliessend geduscht (endlich!) und in die Heia.
Am nächsten Morgen um 7 Uhr gefrühstückt und um halb acht ein Taxi vor dem Hotel ergattert. Es war ein älterer Mann mit einem ebenfalls alten Paykan, iranisches Modell. Der Kofferraum war nur zugebunden, der Rest auch ziemlich klapperig. Am Hafen fragte er für mich nach dem Büro der Valfarje Gesellschaft, dort warteten die Papiere auf mich. Das war wieder 2 km weiter zum Stadtzentrum hin, er fuhr mich dorthin und fragte sich durch. Von da an wurde er mein Fahrer, übersetzer und sozusagen Guide.
Ich müsse erst die delivery order bezahlen, unten in der Bank. Aha. Zur Bank, 50 Dollar abgedrückt. Jetzt zum Zollgebaude. Dort zum Kopieren geschickt worden. Dann in den Hafen. Moment, erst einen Zugangspass für den Hafen besorgen. Im Hafen hiess es, erst noch in ein anderes Gebäude. Dort Anweisung bekommen, ausserhalb des Hafens drei Einzahlungen in einer Bank zu tätigen. Der alte Herr füllte alles für mich aus und es war ihm anzumerkten, dass er als Aussenstehender auch ziemlich von dieser Bürokratie schockiert war.
Unterwegs blieben wir liegen, weil sich der Benzinschlauch am Benzinfilter des Autos verabschiedet hatte. Eine Notreparatur später ging es auch schon weiter.
Wieder in das andere Gebäude, Zettel bekommen. Zum Hafengeländebüro. Wieder in das andere Gebaude. Von dort in das Zollgebäude, Carnet abgestempelt bekommen. Zurück in den Hafen. Tee angeboten bekommen. Letztes Dokument bekommen, zum Moped und es herausgeholt, den Hafen verlassen, aber noch nicht das Hafengelände, am Einlassgebaüde letzte Formalitäten. Dann endlich raus! In nur vier Stunden ging das von statten. Wenn ich den Taxifahrer nicht gehabt hätte, wäre bestimmt noch eine übernachtung fällig gewesen. Ich wäre ohne Chance gewesen, denn er konnte sich durchfragen, die wenigsten konnten Englisch und als Unwissender ist das der keine Horror. So wurde das Prozedere auch mehrfach von Reisenden beschrieben. Sie hatten wohl keinen armen alten Taxifahrer.
Sein Preis waren 200.000 Rials, also 14 Euro, ich legte noch 20.000 drauf, das war gut investiertes Geld. Es war erst Mittag? Herzlichst vom Taxifahrer verabschiedet, auf die XBR und nix wie weg, die Hitze schlug wieder zu. Das Land um Bandar Abbas ist arid, karg und heiss, kein Grund um anzuhalten und sich umzuziehen. Nach 100 km die erste Gelegenheit dazu, endlich in der Kluft. Nach und nach ging es das persische Hochland rauf, immer noch karg, staubig, und die Lastwagenfahrer fahren wie die Irren. Wenn es die Maschine hergibt, donnern sie mit 110 über die überlandstrasse, die manchmal einspurig, manchmal zweispurig war. In einem Tunnel staute sich der LKW-Verkehr und ich fragte mich, ob ich zürst an einem Hitzekoller oder an einer Kohlenmonoxidvergiftung dahinscheiden würde. Ich liess es fliegen, denn ich wollte noch bis Yazd kommen, insgesamt 670 km! Es verlangte aber mein ganzes Fahrerisches Können, den neben dem starken Seitenwind waren es die entgegenrauschenden LKWs, deren Windschatten mich jedesmal beinahe von der XBR bliesen. Die gefrästen Spurrillen trugen ebenfalls zu anhaltender Konzentration bei. Für Fahranfänger wäre dies ein Horrortrip. Aber wie gesagt, wenn man es kennt.....
Einmal angehalten, in einem Schuppen eine Flasche Wasser gekauft, von der alten Frau sogar Kaugummi geschenkt bekommen. In Sirjan war es Zeit zu tanken, keine Tankstelle zu finden. Ein Mopedfahrer geleitete mich zu einer, wo mir seine Freunde Schwarzmarktware aus dem Kanister anboten. Angesichts der Schlange....OK. Eine alte Plastikflasche funktionierte als Trichter und schon flossen 15 Liter in den Tank. Als es ums Bezahlen ging, wurde es etwas heikel. Mir wurde klar, dass es Fehler gewesen war, nicht vorher den Preis ausgehandelt zu haben. Ich bot 10.000 Rial an, er wollte 140.000 (10 Euro)! Ich lachte ihn erstmal aus, mangels anderer Verständigungsmöglichkeit. Wie sich später herausstellte, liegt der offizielle Preis pro Liter deutlich höher wie von mir gedacht, aber es wären 15.000 Rial mit Petrol card, 60.000 Rial ohne Card angebracht gewesen. Somit waren die 55.000, die er mir herausleierte doch nicht schlecht. Nur: umringt von lauter Halbstarken, mit der Geldbörse in der Hand....Also, Schluss, mehr gibt's nicht, aufs Moped und weiter.
Immer weiter führte die Strasse ins Hochland, langsam wurde der Leistungsverlust spürbar, es ging über 2000 m, bis es wieder in die Ebene hinunterging. Der Wind hatte sich zwischenzeitlich zu einem kleinen Sturm entwickelt, die Steppengrasbüschel fetzten nur so über die Fahrbahn. Ich hatte alle Mühe, die knapp 400 kg der XBR mit Reiter auf der Strasse zu halten. Es war mittlerweile frisch geworden, ich holte meine Haube und meine warmen Handschuhe heraus.
Es zog sich, langsam sank die Sonne, wenigstens hatte ich die Ebene nach einem Pass wieder erreicht und die Strasse war wieder vierspurig. Es zogen Wolken auf und ich befürchtete schon, es würde bald regnen...
Weiter in der monotonen Wüstenlandschaft. 30 km vor Yazd wurde nochmal getankt, für den Preis von 4000 Rial pro Liter ohne Card. Lurz darauf eine Polizeikontrolle (War es Polizei? Oder Revolutionswächter? Oder beide?) und die letzten 20 km in der Dämmerung gefahren, Yazd in der Dunkelheit erreicht. Perfektes Timing. Und das nach sage und schreibe 670 km am Nachmittag. Das Silk Road Hotel fand ich relativ schnell, abgestiegen, reingelaufen.
Schöner Innenhof, leider nix mehr frei, nur noch Schlafsaal. Urgs. Aber es gibt noch ein anderes Hotel. Der nette Fahrer der Hotels geleitete mich dorthin, etwas rumgekurve durch die engen Gassen, Moped in einen Hinterhof versperrt, Gepäckt abgerödelt und ins Hotel Orient. Dort war auch nur noch ein Gemeinschaftszimmer frei, aber wenigstens übertage und mit nur noch zwei Leuten. OK, Rein in die Gemeinschaftsdusche und die Salzkrusten abgespült. Anschliessend auf die Dachterrasse, wo es am Tisch mit einem Franzosen noch heisse politische Diskussionen (Euroskeptiker ware untertrieben) gab, trotzdem aber angenehmer Abend.
Morgens wieder früh raus, auf den Dach gefrühstückt, danach meine Wanderung gestartet. Zürst zur Jameh ("Freitags") Mosche, dem Wahrzeichen von Yazd. Die stammt aus dem 14. Jhrdt und ihre Kacheln sind beeindruckend.
Ich wurde von einem Mann angesprochen und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch über Kultur und Politik. Er ist Historiker und machte klar deutlich, dass die jungen Leute das Land verlassen würden, da sie kein Zukunft mehr sähen und die Unzufriedenheit mit dem Regime sehr gross sei. Er machte einen sehr gebildeten und informierten Eindruck. Und das im Innern der Moschee, nicht ohne Ironie.
Ich spazierte durchs angrenzende Viertel, das aus lauter alten Lehmbauten besteht, machte einige Fotos in Parks und lief schliesslich durch den Bazar, der besonders schöne Stoffe aufwies.
Ich rannte viel durch die lebhaften Strassen, bis ich endlich dies Internetcafe hier fand. Jetzt sitze ich schon dreieinhalb Stunden hier und es wird wieder Zeit für die Piste.
08. Mai 2008
Anschliessend spazierte ich noch durch das Zentrum und kam noch mal am Amir Chakhmaq Komplex vorbei, leider gab es statt blaüm Himmel den Wüstendunst.
Ich lief nochmal durch den Bazar und machte eine Pause bei einem Tee im Hotel und Cafe Malek-o Tomar:
Zurück im Hotel fand ich ein Mopedgespann aus Deutschland vor der Tür, die "Dreiradente" von Kai und Anette, die ich im Hotel kennenlernte.
Wir unterhielten uns noch den ganzen Abend und quatschten über unsere Reisen. Das Pärchen war seit 10 Monaten unterwegs, Australien,Thailand,Laos, Kambodscha, Nepal, Indien, Pakistan und unter Polizeischutz nach Iran. Sie hatten wilde Geschichten zu erzählen, besonders Indien scheit bei ihnen einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. Während Anette einen recht erfrischten Eindruck mit vornehmer Blässe machte, war Kai braungebrannt und beinahe ausgemergelt. Ihre Stories waren sehr unterhaltsam, ich glaube Indien kann noch warten, was die alles erzählt haben... Es war ein sehr netter Abend und ich schoss noch ein paar Bilder von der Dachterrasse des Hotels aus.
Anschliessend verkroch ich mich in mein ergattertes Zimmer das ich zuvor bekommen hatte, upgrade sozusagen. Am nächsten Morgen früh raus, gepackt, als erster auf der Dachterrasse gefrühstuckt und die XBR aus ihrem Hinterhof befreit. Danach etwas verfahren, doch wieder zum Hotel zurückgefunden, aufgepackt und los. Noch getankt und dann ging es hoch in die Zargos Berge. Der Himmel war heute mal etwas blaür als sonst und die Sicht etwas besser.
Es lief flüssig dahin,die XBR brummte zufrieden bei 120 km/h, wenn nicht gerade der Wind ordentlich von vorne blies. Ich bog auf die Schnellstrasse in Richtung Shiraz ab, um an einer "Raststätte" Mittagessen einzuwerfen. Chicken Kebab mit viel Reis. Bald darauf äderte sich die Landschaft,langsam aber stetig. Das Tal wurde immer grüner, Weizenfelder und Bäume in leuchtendem Grün, eine lange nicht mehr beobachtete Farbe! Ca. 50 km vor Shiraz lag der heutige Höhepunkt: Die Gräber der Perserkönige in Nashq Rostam und die Hauptstadt des antiken Perserreiches: Persepolis.
In Nashq Rostam sind die Gräber von Darius I und II, Xerxes I und Artaxerxes I in die Felsen geschlagen.
Das besterhaltene ist das des Darius II:
Etwa 5 km entfernt liegt Persepolis, vor 2500 Jahren Hauptstadt des persischen Weltreiches, bevor es die Truppen Alexexanders niederbrannten. Der zu besichtigende Komplex ist nur ein kleiner Teil der einstigen Stadt, im Prinzip der Palastbezirk.
Obwohl nur relativ wenig erhalten ist, zeugen die Reste von einer Hochkultur, die sich in der damaligen Zeit wahrscheinlich nur mit der ägyptischen vergleichen lässt. Am Eingang wollten Schulmädchen unbedingt Fotos von und mit mir machen,das war ein grosses Gekicher. Der Eingang zum Palastkomplex bildete das Tor aller Nationen
Daran lassen sich Graffiti früherer Reisender bis 1804 zurückverfolgen. Die Empfangshalle war riesig, mit 20 m hohen Säulen. Viele Wände und ihre Reliefs sind Bilderstürmern zum Opfer gefallen, zum Glück waren grosse Teile der Anlage von Sand bedeckt und blieben hervorragend erhalten.
Im Zentrum der Anlage befand sich das Museum im ehemaligen Harem des Xerxes.
Ich spazierte eine ganze Weile schon durch die Anlage, bis mir etwas schwummerig wurde. Später kam ich drauf, dass ich wohl zuviel Sonne abgekriegt hatte. Ich lief zum Moped zurück, beantwortete die üblichen Fragen nach dem woher und wohin ("Germany - good, good!") und düste weiter nach Shiraz. Unterwegs wurde ich von einem Suizidtaxifahrer beinahe vom Moped gefahren, der war sogar für iranische Verhältnisse durchgeknallt. Endlich kam ich in Shiraz an, mein erster Eindruck: Grün, mildes Klima. Ich fand bald das Hotel Eram im Zentrum, das war aber belegt, im Hotel Hadish bekam ich ein nettes Apartement. Eine Dusche später (ist immer interessant, die Verwandlung aus dem verstaubten, zotteligen Biker) spazierte ich über den Zand Boulevard, wo noch ein hektisches Treiben herrschte. Das überqüren des sechsspurigen Boulevards erfordert einige überwindung, denn Ampeln oder Fussgängerüberwege gibt es hier nicht....
Da ich kein einladendes Resto fand, speiste ich im Hotel ein hervorragendes Caucasian Kebab. Anschliessend kämpfte ich zum erstenmal mit den Tücken der iranischen Zensur: einige Seiten bzw. der FTP Server waren nicht zugänglich. Das iranische Fernsehen und Radio sind höchst unterhaltsam, bestehen zum Grossteil aus Klerikalpropaganda. Selbst auf Kurzwelle ist kaum was zu empfangen, interessanterweise hört man Voice of America sehr gut. Ist aber auch Propaganda, nur anders gefärbt.
Heute morgen mal ausgeschlafen, nach dem Frühstuck durch die ruhigen Strassen gelaufen, heute war Freitag und fast alles geschlossen, leider auch der Bazar und die Moschee. Ich lief also den Zand Boulevard entlang und besuchte die Zitadelle von Karim Khani. In unrenoviertem Zustand, lässt sich die ehemalige Pracht noch an manchen Stellen erahnen.
Ein Aussenturm machte seinem Kollegen in Pisa alle Ehre. Ein Bilderausstellung mit alten Fotos zeigte das Leben vor einigen Jahrzehnten. Gegenüber besuchte ich das Pars Museum, in einem schönen Garten gelegen:
Im Inneren des Pavillons waren einige sehr schöne Ausstellungsobjekte persischer Kunst, Bilder, Kalligraphien, Kunstwerke. Leider durfte man hier nicht fotographieren.
Wenn schon wenig zu besichtigen war, so liess ich mir bei einem Barbier mal das gesprossene Kraut aus dem Gesicht entfernen. Aktion Babypopo.
Ich setzte meinen Gang fort und schlenderte durch das Bazarviertel, wenn auch vieles geschlossen war. In einem Internetcafe kämpfte ich wieder mit der Zensur, bekam aber Wege gezeigt, mit denen dieselbige umgangen wird. Zurück im Hotel zu Mittag gegessen und danach ins Zimmer. Bin leicht verschnupft (der Ventilator im Schlafsaal war schuld) und ruhte mich aus und schlief etwas. Erfrischt gings zum Abendessen, zuvor noch konsterniert die Elogen über die heldenhaften Taten der Hisbollah angeschaut, ein Propagandawerk in bester Riefenstahl-Manier. Sogar der deutsche Gruss wurde fleissig geübt.
Morgen geht zum Hohepunkt der Reise, nach Isfahan!
11. Mai 2008
Am nächsten Morgen daürte es etwas, bis ich abreisefertig war. Eigentlich wollte ich ja noch das Grab des Dichterfürsten Hafez besuchen, aber am Vornachmittag war ich zu groggy und am Morgen war es mir zuviel Stress, mit dem ganzen Gepäck. Ich liess mir von der Rezeption noch ein Hotel in Isfahan reservieren, es zeigte sich gleich, dass dies eine gute Idee war, denn die ersten zwei waren gleich ausgebucht. Erst beim dritten, eine Empfehlung des Chefs, klappte es. Eine weise Wahl, wie sich zeigen sollte.
Am Stadtausgang wurde nochmal getankt, dann gings in die Berge. Ich verzichtete auf die Schnellstrasse sondern fuhr nach Yasuj Nebenstrecken, düch z.T. sehr schöne Landschaft mit wenig Verkehr. Entlang des Zagros Gebirges ging es entlang, durch hügelige Landschaft mit Baumen und mehr oder weniger viel Grün. Immer wieder hielt ich an um Bilder zu machen.
Nachdem die Täler schon um die 2000m lagen, waren die höchsten Berggipfel auf über 4000m! Die XBR schnaufte dementsprechend. In einer Ortsdurchfahrt drängte sich ein Moped plötzlich neben mich und der Kerl griff mir an den Zündschlüssel. Abgeblockt und angebrüllt. Seine Uniform bewahrte ihn davor, übel von mir angemacht zu werden, man greift nicht ungestraft an des Mopeds edle Teile. Denke mal, er wollte mein Licht ausschalten, ich wurde den ganzen Tag angeblinkt "Licht an!", aber das nahm ich nur befriedigt zur Kenntnis, der Zweck war erfüllt, man sieht mich! Im übrigen ist das wichtigste Teil an der XBR die Lichthupe, um entgegenkommende, zum überholen ansetzende Fahrzeug eben davon abzuhalten.
Gegen Mittag hielt ich bei einem der seltenen Restaurants auf freier Strecke (war es das einzige?) und genehmigte - na was wohl? Ein Chicken Kebab. Ein junger Kerl unterhielt sich mit mir und zeigte mir auf seiner Kamera ein Video von einer Hochzeit: bunt und lustig, nix schwarze Chadors, viel Musik und gute Laune. Unterwegs merkte ich dass ich von der Route etwas abgekommen war, aber das war egal, die Landschaft entschädigte dafür
Nach ca 300 km wurde wieder eine Tankstelle angelaufen, ich bekam nur 8 Liter (mehr war auf der Karte des Tankwarts nicht mehr drauf), aber das sollte bis Isfahan reichen. Wieder ein Schwätzchen und es immer das gleiche: Bei "aaaah, almani!" hellen sich die Gesichter auf. Diesesmal kam wieder die Bemerkung "wir sind ja beide Arier" was insofern nicht ganz richtig ist, da die Perser eigentlich die echten Arier (Eurasier) sind, die braunen Feingeister haben da was nicht so ganz geblickt. Wie so vieles.
70 km vor Isfahan brauchte die XBR nochmal öl, ich Aspirin, Vitamine und Wasser. Die leichte Erkältung ist auszuhalten, schlaucht aber ein bisschen. Endlich war das Ziel erreicht, lange lange ging es in die Stadt hinein und ich musste einige Ehrenrunden drehen, bis ich das Hotel Safir endlich gefunden hatte. Und was stand da? Die Dreiradente! So ein Zufall. An der Rezeption waren sie sehr nett, die Zimmer sind hübsch und eine Dusche später traf ich mich mit Kai und Anette.
Wir zogen noch zum Imam Platz los, um die Abendatmosphäre zu geniessen.
Nach etwas bummeln und Schaufenster bestaunen begaben wir uns zu einem traditionellem (Touri?) Restaurant, wo man auf dem Podest sitzen musste, Mir gefiels, die beiden waren weniger angetan, weil das fleischlose Essen eben doch keines war. Auf einem Monitor war zu verfolgen, dass in der Küche die Köche mal eben ein flottes Tänzchen hinlegten. Nach dem Nachhauseweg waren wir doch ziemlich müde und meine Bemühungen mit zuhause zu telefonieren brauchten viel Geduld, was nicht nur an der Leitung, sondern auch an dem kaputten Hörerkabel lag.
Heute zog ich bereits um 8 Uhr los und rannte wieder zum Imam Platz, dem Zemtrum der Stadt.
"Isfahan ist die halbe Welt" heisst es und man muss sagen, da ist was dran. Perle Persien, reich an sensationellen Bauwerken und einer grossartigen Handwerkstradition. Der Imamplatz ist der nach dem Tianamen der grösste der Welt, die Kombination uas Brunnen, dem Palast, den Moscheen, der Landschaft erzeugt eine besondere Atmosphäre. Ich knipste heute was die Kamera hergab.
Zürst schlenderte ich durch den grösstenteils noch geschlossenen Bazar-a Bozorg zur Jameh Moschee.
Die Kacheln der Bauwerkte in Lapis Lazuli sind faszinierend, wenn man bedenkt, dass sie aus dem 12. Jhrdt stammen. In alle vier Himmelsrichtungen stehen Iwane (Portale). Ich besuchte noch den Raum des Sultan Uljaitu mit einem 15. Jhrdt Mihrab aus Stuck.
PAUUUUSE - So, jetzt brauche ich mal eine kurze Siesta zwischendurch, das Rumgelaufe fordert seinen Tribut ;-)
12. Mai 2008
Ich glaub ich dreh ab - der Rechner im Hotel von Shiraz hat irgendwas mit meinem Stick und meiner Kamerakarte angestellt, die Daten sind zwar da, aber kein Computer kann sie lesen, die SD Karte erscheint leer, obwohl ich auf der Kamera alle Bilder sehen kann....das heisst, dass es erstmal keine Fotos gibt. Ich hoffe, das lässt sich lösen, wenn die Bilder weg wären, krieg ich die Krise!! Nachtrag - nicht gelöst aber umgangen, Fotos sind da!
Also, wo war ich stehengeblieben? Isfahan.
Ich spazierte den Bazar wieder zurück, kilometerlang geht es durch die Gewölbe. Das Angebot ist nicht spektakulär, eher die Bauart. Am Ausgang zum Imam Platz stieg ich eine Stufe zu einer Teestube hoch, mit Ausblick auf den Platz. Zum Tee gab es Gebäck, ein uriges Lokal.
Es wurde auch fleissig Sihsha geraucht, und das am frühen Morgen. Sonst sieht man die ja sehr wenig im Iran, aber das scheint ein gutes Versteck da oben zu sein. Ich spazierte zur Scheich Lotfollah Moschee am Platz, die zwar klein, aber innen umso reicher geschmückt ist.
Da fällt mir nur ein: prächtig, eine Synphonie aus Lapis Lazuli und Gold, reicht verziert. Die prächtigste Moschee im Iran. Sie stammt aus dem frühen 17. Jhrdt.
Im Anschluss ging ich zum Chetel Sotun Palast, dem früheren Palast des Schas Abbas. Er machte Isfahan damals zur Hauptstadt Persiens und das sieht man auch in der Stadt. Sie blieb es nicht lange, aber die paar Jahrzehnte haben gereicht um die ganzen Bauwerke anzuhäufen.
Der Palast liegt in einem schönen Garten, im Inneren des Pavillons sind zahlreiche detailgenaü Wandgemälde aus dem Leben des Schahs und filigrane Deckenverzierungen. Zum Glück hat dies auch die Revolutionswirren überlebt - zeigt es doch auch den Genuss am Leben.
Im Anschluss versuchte ich in der Unibibliothek Internet zu bekommen, ich besorgte mir einen Zugang und stellte fest, dass die Files auf dem Stick nicht zu sehen waren. Mit Hilfe eines Bibliotheksangestellten lud ich wenigsten die Programme aus dem Internet, aber wie man sieht sind sie noch da, aber halt nicht sichtbat - und es liegt nicht daran, dass sie "versteckt" sind.
Ich spazierte zur Imammoschee, sie hatte aber gerade Mittagspause. Ein junger Kerl sparch mich auf Deutsch an und wollte etwas reden und nebenbei mich in ein Teppichgeschäft einladen. Kein Interesse. Aber wenigstens zeigte er mir ein neüs traditionelles Lokal, in dem ich kurz Mittag machte (was wohl? Jaaaaaa - Kebab mit Reis!
Ich ging in den Laden eines Miniaturenmalers und sah mich etwas um. Der Meister war nicht da, aber seine Schülerin erklärte mir alles und zeigte mir tollte Stücke, z.B. bemalte Kästchen auc Kamelknochen. Ich kaufte dann eine tolle Miniturenmalerei auf Kamelknochen zu einem wie ich finde sehr günstigem Preis.
Anschliessend zum Ali Qapu Palast am Imam Platz, von der Holzüberdachten Terrasse hat man einen Riesenausblick. Danach ging ich in die Imammoschee, die wirklich überragend ist.
Ein Traum in Lapis Lazuli, schade war nur, dass im Innenhof Sonnenplanen gespannt waren und so etwas die Sicht verdeckten. Einfach genial. Danach schlug ich noch bei einem Emailliermeister zu und erstand eine kleine blaü Emailvase mit der für Isfahan typischen Bemalung. Ein Souvenir, dass auch irgendwie speziell ist. Danach liess ich mich von einem "Taxi" zum Hotel fahren und haute mich etwas aufs Ohr, nachdem ich was im Internetcafe getippt hatte (s.o.). Kai und Anette weckten mich etwas später und wir gingen zum nicht weit entfernten Hotel Abbasi zum Essen. Das war mal wohl ein Ballsaal, war richtig edel und ich konnte mal wieder Fesenjun probieren (Huhn in Granatapfelsosse, lecker!). Anschliessend musste ich mir noch eine Sonnenbrille kaufen, weil ich meine wohl im Taxi verloren hatte. Ich wollte die allerbilligste und liess mich auch nicht durch den Verkäufer beirren, der mir Markenware verkaufen wollte. Die sollte 150000 Rial kosten, also ca 11 Euro. Ich redete mit dem Verkäufer gerade über Touristenpreise wenn die Touristen abgezockt werden, da legte sein Kollege eine Rechnung mit 350000 vor! Ich bestand auf den 150000. Der Verkäfer intervenierte bei seinem Kollengen und siehe da, sie kostete nur 150000. Sichtlich verlegen verabschiedete er sich, denn gerade hatten wir noch darüber geredet, hehe...
Noch Koffer gepackt, etwas TeeVau geschaut und mit zuhause telephoniert.
Heute morgen um halb sieben raus, gefrühstückt, Moped aus der Parkgarage geholt und aufgepackt. Gegen 8 Uhr aus der Stadt gekämpft und noch getakt. Es erwartete mich eine dreispurige, beinahe autofreie neü Autobahn! Vom feinsten, so kommt man zügig vorwärts! Nach 270 km wurde getankt und in einer Raststätte Pause gemacht. Ich kaufte mir eine Pepsi, denn ich brauchte Koffein. Plötzlich lud mich ein junger Kerl zu einem Hamburger ein! Einfach so. Ich hätte wahrscheinlich noch öfter ablehnen sollen, der Höflichkeit halber, aber das kam mir gerade recht. Wir unterhielten uns sehr angenehm und bald verabschiedete er sich, weil sein Bus weiterfuhr. Ich war wie viele andere sehr interessiert die ich das Land so empfinde, wie man das Land von aussen findet und dass er mit seiner Regierung überhaupt nicht einverstanden ist.
Die Landschaft war hauptsächlich Wüste, wenn auch immer wieder mal schöne Berge zur Abwechslung dabei waren.
Ich fragte mich, wie man es schaffen kann, auf einer leeren Autobahn einen Tanklaster zum Umstürzen zu bringen. Es geht. Unglaublich.
An den Zahlstellen wurde ich gleich durchgewinkt oder nach der Frage der Herkunft. Man war sehr freundlich. Auf der Autobahn sind übrigens Motorräder verboten. Eigentlich.
Um Teheran herum war auf einmal ein Mordsverkehr und ich war froh, Teeran ausgelassen zu haben. Da fahren Durchgeknallte rum, das ist nicht zu fassen! Es daürte eine Stunde, bis ich dem Moloch wieder entkommen war. Bei Karaj fuhr ich von der Autobahn runter und fuhr ins Elbrusgebirge, zuvor aber noch eine Stärkung (Kebab und Reis, logisch). Es war bereits nach drei, aber ich hatte schon über 500 km hinter mir. Jetzt kam mal Genussfahren. Eine tolle Landschaft, richtig alpin, grün, hochalpin, mit den schneebedeckten Viertausendern, Talsperren.
Sagenhafte Ausblicke, eine gute Strasse. Leider kamen mir öfters einige Irre entgegen, die fahren so was von durchgeknallt hier, das ist wirklich unglaublich. Die Mehrzahl fahren ja ganz passabel, aber einige denken sie sind auf der Kartbahn. So wird nämlich z.T. gefahren. Null Sicherheitsabstand, Kampflinie und überholen wo es eigentlich gar nicht geht. Na ja. Ein böser Unfall unterwegs überraschte mich dann auch nicht wirklich.
So ging es zwei Stunden dahin, eine herrliche Strecke.
Ich gelangte hier so zum Kaspischen Meer, nach Chalus. Das Hotel Malek angesteürt, ganz nett und hier ins "Coffee Net" gesteürt. Mal sehen, die Fotos können doch nicht einfach weg sein, ächz...
Morgen geht es ein Stück am Kaspischen Meer entlang. Hier ist es wunderbar grün! Bäüm, Sträucher, man fült sich bisschen wie in Norditalien.
13. Mai 2008
Heute morgen ohne Frühstück um halb acht losgebraust, durch die Städte am Kaspischen Meer. Meist war es eine vierspurige Strecke, dann hiess es Gas geben um vorwärts zu kommen, den in den Städten ging es eher langsam voran. Die Berge im Süden sind voller üppiger Vegetation, nach so viel Wüste eine Wohltat fürs Auge.
Ich hatte am Morgen das Hotelzimmer überrschenderweise nicht mit Dollar bezahlen müssen, das hiess, dass ich noch Geld wechseln musste. Mehrere Banken mussten passen und mir wurde klar, dass ich einen Hauptsitz erwischen musste, um das geregelt zu bekommen. Der Ort Rascht entpuppte sich als riesige Stadt, zum Glück war ein Stadtplan im Lonely Planet, sonst hätte ich die Zentrale nie gefunden. Verkehr! Die spinnen, die Iraner. Zumindest wenn sie sich hinterm Lendrad befinden, mit der Zeit nervt das schon, man muss immer höllisch aufpassen, sonst ist die Reise schnell zünde. Endlich fand ich die Bank und selbst das Geldwechseln ist hier mordsbürokratisch, ohne drei Unterschriften geht da nix. Ich schaut, dass ich schnell wieder aus diesem Gewusel rauskam. In Fuman wurde getankt und kurz durchgeschnauft, für die XBR gabs reichlich öl.
Die Landschaft änderte sich etwas, als ich auf die Berge zufuhr. Das waren ja Reisfelder!
Ich zog fest am Kabel und bald wurde es immer bergiger, bis ich in Masuleh angekommen war, einem Bergdorf, das an die Häge hingeklebt scheint:
Ja klar, in Frankreich oder Italien gibt es Hunderte solcher Dörfer, aber in Iran ist das was besonderes, vor allem mit dem ganzen Grün. Ich stellte die XBR auf dem Parkplatz ab und schlenderte durch das Dorf. Nette Gassen, aber....
...es sind lauter iranische Touristen, die hierher kommen, aber es gibt trotzdem allerhand Krimskrams und Souvenirschund. Ein Iraner mit einer modernen Nikon sprach mich an, leider nur auf Farsi, was die Konversation etwas erschwerte. Wir machten gegenseitig Fotos mit der anderen Kamera. Sein Tauschangebot nahm ich aber nicht an, hehe. Danach auf einer Terrasse Mittag gemacht...richtig! Chicken Kebab mit viiiiiel Reis. Bei einem Verkäufer erstand ich noch etwas Nachspeise, eine Art kandierter Sesam, den ich noch den ganzen Nachmittag zwischen den Zahnlücken hervorpopelte.
Wieder auf der XBR düste ich wieder zurück nach Rascht. Man gewöhnt sich an alles, auch an die schlecht dämpfende Vordergabel. Nur die millionenfachen Bodenschwellen gehen einem langsam auf den Geist. In der Stadt ist es ja noch OK, aber auf überlandstrassen. Ich bog nach Süden auf die Schnellstrasse ab, am Rudbarstaudamm gings runter von der Strasse und auf einer Nebenstrecke nach Gilvan weiter. Der Sturm machte eine Pause unmöglich, er hätte beinahe die XBR auf dem sicheren Hauptständer umgeworfen! Es zogen auch dunkle Wolken auf und ich stelle mich schon mal auf Regen ein. Die Strasse war in einem sehr guten Zustand und plötzlich fülte man sich wie in einer Mondlandschaft.
Es fing tatsächlich leicht zu regnen an, aber zum Glück nicht lange. Die Erkenntnis des Tages war, dass die XBR offensichtlich von den Zündaussetzern bei Nässe geheilt ist, das wäre fein, da hatte ich wohl die richtige Stelle isoliert. Die Landschaft war phantastisch, Berge, See, schräge Felsformationen, Wechsel von Sonne und Wolken, eine tolle Stimmung. Hinter Gilvan hielt ich an einer windgeschützten Stelle an und machte endlich die benötigte Pause, ich war schon beinahe 500km auf Landstrassen unterwegs. Wasser, Aspirin (aua, mein Sitzfleisch), Vitamine und Mineralien, das Geheimrezept, danach gings wirklich viel besser. Noch etwas geknipst:
Es gings das Elbrusgebirge hinauf und ich wurde von den schwarzen Wolken verschont. Auf einmal kam ich mir vor wie in den Alpen, ein richtiger Pass. Genussfahren, den hier war kein Verkehr. Grossartige Ausblicke.
Auf der anderen Seite war ich bald wieder unten an der Strasse und überlegte, ob ich noch einen Abstecher zum UNESCO Weltkulturerbe von Soltaniyeh machen sollte. Aber sicher, das ging auch noch. Leider stelle ich dort fest, dass das Mausoleum von Oljeitu wegen Renovierung geschlossen war, von aussen ist es trotzdem spektakulär. Der Sultan Oljeitu liess es im 13. Jhrdt als Ruhestätte für die Gebeine des Imam Ali baün (höchste Wallfahrtsstätte für Schiiten, sind heute in Kerbala, Irak), unerwarteterweise konvertierte er aber zum Sunnismus und liess sich selbst dort bestatten. Es ist der Welt grösster Kuppelbau aus Ziegelsteinen (48 Meter hoch).
So, es fehlten noch 50 km bis Zanjan. Gaaaaas! Ich weiss nicht, durch wie viele Radarkontrollen ich schon durchgeschlüpft bin. Noch getankt, zu einem etwas höheren Preis, aber man muss ohne Benzinkarte ohnehin froh sein, etwas zu finden. Der nette Tankwart lud mich zu einem Tee und frischem Nun Brot mit Frischkäse ein. Inklusive der üblichen Konversation. Bald darauf war ich in Zanjan und fing gerade an mich zu orientieren, als ich an einem Kreisverkehr das Grand Hotel sah. Kurz überlegt und rein. Der Preis (schluck) war trotz der schwachen Belegung in Stein gemeisselt, aber die 95 $ sind relativ, wenn durch den schwachen Dollar es nur 60 Euro sind. Nach so einem anstrengenden Tag kommt das mal recht, ausserdem gibts hier Internet im Haus, Resti ebenso. Ausgiebige Körperpflege und im Restaurant FISCH bestellt! Jaaaa! Das gibt es auch , inklusive allerlei Gräten. Zum erstenmal Pommes bekommen, für die man in Belgien wahrscheinlich standrechtlich hingerichtet wird, aber der gute Wille zählt. Morgen geht es über Nebenstrecken an die Grenze. Hoffentlich ist das Wetter nicht zu schlecht, nach 650 km gestern und 580 km heute stehen wieder um die 500 km Gekurve auf kleinen Strassen an.
14. Mai 2008
Nach dem Frühstücken wollte ich zahlen, aber der Rezeptionist hatte Probleme den Betrag in Dollar auszurechnen. Ich war behilflich und rechnete ihm vor wie man einen Teil in Dollar und den Rest in Rial bezahlt. Unsicher blinzelnd willigte er ein. Das Wetter war gar nicht so übel, von wegen Regenschaür! Blaür Himmel mit ein paar Wolken. Ich düste nach Westen los und wurde nach 30 km an einem Polizeicheckpoint angehalten. Der junge Beamte wollte was von mir und ich hoffte er wollte keine Fahrzeugpapiere von mir sehen. Die Sache ist nämlich die, ich glaube dass ich eigentlich ohne Versicherung unterwegs bin. Durch die Einreise über die Häfen verlangt das auch keiner, das wäre wohl an einem normalen Grenzübergang die Regel. Ich spielte "nix verstehen" und der Beamte winkte mich lächelnd durch. Die Strecke war eine schöne Nebenstrecke durch feine Landschaft mit wenig Verkehr.
Ich kam durch eine Tagebergbaulandschaft. Kilometerlange Seilbahnen mit Gsteinsloren kündigten das schon vorher an.
Die Strecke war schön kurvig und ich machte einige Fotos. Die Nebenstrecken sind eben doch die bessere Wahl als "deathtraps" Schnellstrassen (Lonely Planet). Es ging immer höher hinauf und ich war froh, meinen Fleecepulli angezogen zu haben. Dennoch frierte ich bald, denn es ging hoch hinauf, meine Schätzung war ca. 2500m. Saukalt war es auf einmal. Plötzlich wurde mir klar, was hier wohl abgebaut wurde. Der grüne Fels dürfte ja wohl deutlich auf Kupfer hindeuten.
Bald darauf kam ich zum kulturellen Höhepunkt des Tages, der antiken Kultstätte Takht-e Soleiman. Es war die wichtigste Stätte der Zoroastrier (Zahatustra), auf ca. 2000 m hoch gelegen, vor 1500 Jahren erbaut. Ein besonderer Ort, auf einem Hügel entspringt eine heisse Qülle, die einen kleinen See auf dem Hügel bildet. Darum herum wurde eine Kultanlage errichtet, die wohl durch austretendes Gas die ewige Flamme speiste. Die restlichen Elemente Luft und Erde waren ja eh da. Als die arabischen Eroberer kamen, erfand man schnell eine Sage dass König Salomon mal dagewesen wäre und rettete so den Ort vor der sicheren Zerstörung. Das Areal ist seit 2003 UNESCO Weltkulturerbe. Schon wenn man darauf zufährt ahnt man: "Das ist etwas besonderes". Einmalige Lage.
Moped abgestellt und in die Anlage gelauft. Auf dem Fussmarsch kommt einem schon ein Bach mit den Wasser aus dem See entgegen. Der See mit warmen Wasser liegt inmitten der Festungsmaürn auf der Spitze des Hügels, schon allein das ist bemerkenswert, und dann noch die Lage.
Ich spazierte also herum und versuchte mir vorzustellen wie das wohl mal früher ausgesehen hatte. Renovierungsarbeiten sind im Gange, aber man merkt auch so, dass das mal ein magischer Ort war. Apropos: Der Begriff "magisch" leitet sich von diesen Priestern ab, die als "Magi" bezeichnet wurden. Es wird vermutet, dass die Heiligen Drei Könige ebenfalls Magi gewesen sein sollen, im Spanischen findet sich noch ein Hinweis darauf: "Reyes Magos".
Ich genehmige mir in dem anliegenden kleinen Laden noch einen Tee und düste dann wieder weiter. Je weiter ich nach unten kam, umso unspektakulärer wurde die Landschaft, der Nordwesten Irans (Provinz West-Aserbadjan, sic) ist ein Hochland mit einzelnen kleinen Bergen dazwischen. Es ging flott voran und irgendwie fand ich nichts einladendes zum Mittagessen. In Miyandoab tankte ich, mit dem üblichen Schwätzchen, und verirrte mich beinahe im Stadtgewirr. Hier im Nordwesten wird inden Städten auf die lateinische Beschriftung verzichtet. Aber ich kam schon klar mittels Himmelsrichtungen und Durchfragen. Es flott war das jetzt und das Wetter war klasse. Ich grübelte eine Stunde lang darüber nach, ob ich es wagen und heute schon in die Türkei rüberfahren sollte, ich war früh dran. Am Ende siegte die Vernunft, ich weiss nicht wie lange die Grenzabwicklung daürt und bis nach Van wären es 200 km über zwei hohe Pässe. Unmöglich also. Wie Versorgung mit Unterkünften bis dahin aussieht, ist rätselhaft. Ich kam am Orumiyeh Salzsee vorbei, der weiss bis violett (!) leuchtete, war aber schwer auf Bildern festzuhalten. Ein Versuch:
Also hier in Orumiyeh das Tourist Inn gesucht (grosse Stadt, immer dem Verkehr folgen, der leitet einen schon ins Zentrum) und mich hier einquartiert. Gutes Hotel, günstig und mit freiem Internetzugang, hehe. Morgen Früh geht es an die Grenze und dann nach Südostanatolien. Wo ist das Restaurant? Habe heute das Mittagessen ausfallen lassen.
17. Mai 2008
Drei Tage späte...endlich eine Internetqülle aufgetan...in Sulyanahmet in Istanbul. Am nächsten Morgen fuhr ich um 8 Uhr los, bei bestem Wetter. Noch getankt und mich dann der Grenze genähert. Nach einer halben Stunde war ich dann dort und wurde schon davor von Geldwechslern abgefangen. So wurde ich noch meine Rials los, wenn auch zu einem bestüzendem Kurs. Auf der iranischen Seite wurde ich herumgereicht und die Prozedur war zwar wieder bürokratisch, aber die Wege waren sehr kurz und es gab frühmorgens noch keine Schlangen. Nach einer halben Stunde durfte ich ausreisen. Auf der türkischen Seite ging es eigentlich auch schnell, aber die Leute wirkten deutlich überforderter mit meinen Papieren. Saür wurde ich erst, als man mir am Tor eröffnete, ich müsse nochmal zum Zoll zurück. Man hatte zwar die XBR in den Computer eingetragen, aber mich nicht zum letzten Beamten weitergeschickt, der den Stempel in den Pass macht dass ich kein Triptik brauche.
Dieser war sehr freundlich und lug mich erstmal auf einen Tee ein. Schliesslich war alles erledigt und nach einer Stunde war ich bereits über der Grenze! Dieser kleine Grenzübergang bei Sero hatte sich also wirklich gelohnt. Ich tuckerte ins wilde Kurdistan hinein. Wetter prima, tolles Licht. Schneebedeckte Gipfel, grüne Berge,
Schafe.
Zwischendurch wurden auch mal arme Schulkinder über die Fahrbahn gehetzt
Die XBR fuhr sich mittlerweile etwas teigig, aber das war ja kein Wunder, ich hatte noch kein einziges Mal den Reifenluftdruck überprüfen können. Alle Tankstellen führten keine Luft! Weiterfahren... Was dann auf den nächsten 200 km folgte, war eine einzýge Schickane: Militär-checkpoints. Sechsmal angehalten worden, dreimal Pass regiestriert, einmal Fragebogen ausfüllen, einmal Gepäck aufmachen und eýnmal Gepäck durchwühlen lassen. Da schwoll mir der Kamm. In tat meinen Unmut lautstark kund, zur Sicherheit in tiefstem Bairisch (versteht doch keiner, oder? Sehe ich vielleicht aus wie ein Waffenschmuggler für die PKK? Grummel... Die Landschaft war dafür sehr schön und ich war froh, dass ich am Vortag im Iran geblieben war, denn es tat sich tatsächlich keine Unterkunft auf, ich hätte bis Van fahren müssen, das waren 200 km! Der höchste Punkt der Reise war erreicht:
Mittlerweile, nach einigen Tankstellen, hatte ich gelernt, dass man Luft bei den Reifenwerkstätten bekommt. Aber ohne ein Manometer bringt es auch nicht viel. Ich kam am Hosap Schloss vorbei, aus Zeitgründen spazierte ich jedoch nicht rein.
Am Vansee angekommen wurde getankt, es zogen langssam Wolken auf. Sollte dies tatsächlcich der angekündigte Regentag sein? Als Mittagessen gab es Kekse. Davor hatte ich immer schon einen Horror: Den Ölpeilstab nicht wieder eingeschraubt zu haben. Er steckt daneben und war so 250 km mitgeschaukelt. ähem. Au weia. Nur weiter, diese Checkpoints hatten ganz schön aufgehalten. Einige Bilder vom Vansee gemacht, der ist einfach riesig, man fährt 100 km Kilometer am Südufer entlang.
Auf einer kleinen Insel steht ganz einsam eine alte byzantinische Kirche, aber für solche Aufflüge war leine Zeit, ich musste noch bis Diyarbarlir kommen an diesem Tag. In Tatavan war sogar mal etwas los, ich schaffte es Dollar zu wechseln und besorgte mir Zwei Gebäckteile, die ich auf der Strasse verspeiste, zur Unterhaltung einiger Schaulustiger. Endlich eine Reifenwerkstatt mit Manometer gefunden und siehe d, hinten fehlte ein halbes Bar, da fuhr es sich doch gleich angenehmer.
Etwas später ging es auf einmal abwärts, und zwar gewaltig. Aha, einee Schlucht, in die der Vansee abfliesst! Das Dumme war nur, dass am Horizont eindeutig Regen zu erkennen war. Also ran an eine Tankstelle und zum erstenmal meine Regensachen angezogen. Die überhandschuhe waren neu, aber leider zu klein (urgs). Nach einer ganzen Weile (leider eine Einladung zum Tee ausschlagen müssen) war ich endlich soweit und tatsächlich fing es bald zu nieseln an. Nix schlimmes, aber die immer schlechter werdende, kurvige Flickenteppischstrasse was nass und senkte das Tempo erheblich. Zwei Stunden ging es so dahin, bis die Strecke wieder gerader wurde. Das war also tiefstes Kurdistan. Sehr fruchtbar, wogende Weizenfelder, leider zu nass zum fotographieren. Es regnete auf den letzten 100 km etwas stärker und ich musste feststellen, dass ich die XBR leider doch nicht ganz wetterfest bekommen hatte. Zündaussetzer bei Vollgas, ächz. Aber ich schaffte es kurz vor der Dämmerung noch nach Diyarbarkir. Rein ins Zentrum und ins erstbeste Hotel. Das war ganz OK, daneben war gleich ein Restaurant, wo ich endlich mal kein Kebab, sondern geschmortes Lamm bekam. Anschliessend einen Spaziergang an der beleuchteten Stadtmaür gemacht. Zur Nachspeise Baklava gekauft (pappig).
18. Mai 2008
Aus übermüdung gestern nicht mehr fortgesetzt. Am nächsten Morgen losgebraust, zwischendurch sogar mal 15 km in die falsche Richtung, dank hervorragender Beschilderung. Mein Ziel war der Nemrut Dagi. Ohne Verkehr düste ich die Schtrasse entlang und näherte mich den Bergen. Sehr schöne Landschaft.
Laut Karte sollte eine Fähre über einen Seitenarm des Atatürkstausees führen. toll, eine Bootsfahrt ist auch dabei! Die Strasse hörte plötzlich auf und ein Fischer kam auf mich zu. Ich verstehe nur wenige Worte Türkisch, aber "Boat" und "Yok" machten mir klar dass es kein Fährboot gab! Neiiiiiin! Das bedeutet 300 km Umweg! Aber der Fischer machte allen Ernstes den Vorschlag die XBR mit einem kleinen Fischerboot zu schippern! Das konnte doch nicht sein! Das geht doch gar nicht! Oder? Ich sah mir das genaür an. Obwohl....neinneinnein, ohne Steg und kaum Platz auf dem wackeligen Boot....dochdoch meinte der Fischer, das geht. Rund 20 Euro wollte er dafür. Na gut, ein Versuch war es wert. Ich montierte das GEpäck ab und sie brachten das Boot. Aber wie bekommen wir sie da drauf? Ich bestand auf einer Planke. Wurde gefunden. Und wie hält das Boot. Mit blossen Händen? Aargh! Ich bestand darauf, dass sie es wenigstens mit einem dünnen Strick am Ufer festbanden. Dasgehtnichtgutdasgehtnicht gut...Tief Luft geholt und die XBR auf das Heck geschoben.
Au weia! Das hatte geklappt, obwohl ich etwas rumgewackelt hatte. Ich bestand auch darauf, sie wenigstens etwas mit einem dünnen Nylonstrick festzubinden. Dasgehtnichtgutdasgehtnichtgut....
OK, das Gepäck aufs Boot und los gings! Doch wo waren die anderen? Winkten mir zu? War ich etwa alleine mit dem Jungen? Was? Wie sollten wir beide das Ding wieder runterbekommen? Schon tuckerten wir über den See. Ich hoffte, dass uns der Dieseleinzylinder nicht im Stich liess, wenn ich mich zur Fototasche runterbeugte, bekam ich beinahe einen Hörsturz. Mit der Nase im Wind genoss ich die Landschaft.
Wie sollten wir sie wieder runterbringen? Dasgehtnichtgutdasgehtnichtgut.... Wir legten an, und was jetzt? Nichts um das Boot daran festzubinden. Der Junge hielt das Boot mit den Händen und ich sollte sie runterbringen? Aaaaaaargh! Das Boot bewegt sich doch! Und ich kann sie nicht über die Kante heben! Da gibt's nur eins: Motor an und über die Planke fahren. Tiiiiief Luft geholt....dasgehtnichtgutdasgehtnichtgut.....rüber! Geschaaaaaaaafft!
Irre. Das war in der ereignisreichen Geschichte der XBR das wildeste Kapitel. Ich bezahlte den Jungen und montierte wieder mein Gepäck. Weiter ging's in Richtung Nemrut. Unterwegs warnte ich einen deutschen VW-Busfahrer, der gleich wieder umdrehen konnte. Langsam ging der Abstecher den Berg hinauf. Es kamen mir ein Rudel belgi9scher GS-Fahrer entgegen, die ersten Biker in der Türkei. An der Zahlstelle musste ich ein Ticket erweben. Bald war der Weg gepflaster und ich sah den Gipfel vor mir.
Einige Kurven weiter war Endstation und ich musste eine Viertelstunde zu Fuss hoch. Auf den Gipfel, der aus reinem Schotter besteht, kann man nicht steigen, aber drumrum. Es gibt eine östliche und eine westliche Terrasse. Das besondere an diesem UNESCO-Weltkulturerbe ist: König Antiochus liess zwei Tempel an zwei Seiten errichten, mit enormen Götterstatün. Auf der einen Seite sind sie noch gut erhalten, nur die Köpfe liegen davor.
Die ganze Szene ist einfach irre, auf einem hohen, aus Steinen bestehenden Beggigfel mit riesen Rundumsicht stellt einer riesige Statün hin.
Um es mit Brecht zu sagen: Er alleine? Half nicht wenigstens ein Sklave mit? Es die ganze Umgebung die das noch surrealer erscheinen lässt. In der Hütte am Parkplatz bekam ich noch ein Omlette und ein solides Gespräch musste natürlich auch sein. Ich erkundigte mich nach dem alternativen Weg nach unten, den ich allein nicht gefunden hätte. Der wurde auf einmal zu einer Piste, die steil nach unten führte.
Endlich war wieder Teer erreicht, aber die Ausblicke waren spektakulär!
Einmalig. Unten angekommen ging es weiter durch malerische Landschaft.
Bald war wieder die Hauptstrasse erreicht und mir wurde klar, dass ich viel Zeit verloren hatte, wollte ich an dem Tag noch Kayseri. Ich liess es laufen, so um die 120 bis 130 km/h, sonst kommt man ja nicht vorwärts in diesem Riesenland. Plötzlich wurde ich von der Polizei angehalten....Ich war an einer Stelle, an der ich relativ langsam unterwegs war, mit 92 km/h geblitzt worden. Ich versuchte mich dumm zu stellen, aber es nutzte nichts....Statt 90 auf Landstrassen gilt 70 für Motorräder! Die belgischen Biker kamen daher und hielten an. Ich unterhielt mich auf Flämisch mit Ihnen damit die Polizisten nichts mitbekamen. Einer von ihnen war auch Polizist und versuchte vergeblich, sie vom Ticket abzubringen, incl. Dienstausweis.
Es half nichts. Ich bekam das Ticket über 60 Euro von den freundlichen Polizisten in die Hand gedrückt? Und nun? Muss ich etwa an der Grenze zahlen? Mal sehen. Um die verlorene Zeit aufzuholen, musste jetzt erst recht Gas gegeben werden. Dieses aberwitzige Tempolimit ist eigentlich ein Grund, NICHT mit dem Motorrad in die Türkei zu fahren. In Gölbasi fand ich die Strasse nach Elbistan nicht und musste mich zweimal durchfragen. Sie schickten mich in die richtige Richtung? Na, wird schon stimmen....Nach 10 km bog ich auf eine kleine Strasse ab, die sich bald in eine Piste verwandelte. 20 Kilometer lang ging es so dahin, das sollte stimmen?? Die Landschaft war ja schön, es roch nach Pinien, Abendstimmung... aber ich vertrödelte noch mehr Zeit! Ich war plötzlich im Weiler Hamzalar, da waren tatsächlich lauter alte Männer zum Tee versammelt. "Elbistan?" Man nickte. Weitere 10 km ging es hoppelnderweise noch dahin, bis
ich die Teerstrasse erreichte. Meine Karte war grosser Mist. Aber ich hatte es geschafft. Ein abenteürlicher Tag, uff. Für die Blumen am Wegesrand hatte ich auch noch einen Blick übrig:
Ich liess es wieder richtig laufen, aber die Sonne war mächtig am Sinken...In Elbistan wurde nochmal getankt, es sollten noch 230 km bis Kayseri sein, laut Tankstelle. trotz Zeitdruck auf einen Tee einladen lassen. In Wirklichkeit waren es noch 270 km.... Gas Gas Gas.Kurz vor einem Pass brummte ich an einer Tankstelle mit Restaurant vorbei. Hoppla, hiess es da nicht "Otel"? Angehalten, gefragt, OK, ein Bett war frei in einer Kammer. Gemeinschaftsklo. In Ordnung, es fehlten noch 130 km und es war fast dunkelt. Die Vernunft siegte. Ich führte noch ein grossen Servive durch (Kette spannen und schmieren, neür Luftfilter und Zündkerze) und labte mich an Suppe und Adanakebab. Im Zimmer stellte ich fest, dass zwar die Gäste, nicht aber die Bettwäsche wechselt und holte mir meinen Schlafsack aus dem Moped. So, jetzt muss ich mal wieder aufhören. Mehr demnächst.
19. Mai 2008
Morgens um 5:30 weckte mich das Handy und um 6 Uhr gings los. Der Reif auf dem Moped fing gerade an zu taün, das Wetter war prima, aber die Temperaturen knapp über Null. Ich düste los, Kilometer machen. Ich war heilfroh, die Strecke nicht am Vorabend gemacht zu haben. Es war saukalt, meine Finger schmerzten vor Kälte, ich wünschte mir die Heizgriffe meiner BMW. 45 Grad im Oman und jetzt über 40 Grad weniger, die Reisezeit war doch gut gewählt, ein paar Wochen früher wäre in Anatolien nicht lustig gewesen, in der Hochebene war es die ganze Zeit kühl. Der Ausblick auf der Strecke nach Kayseri war zwar toll, doch auch eher fröstelnd:
Nach Kayseri bog ich doch in Richtung Göreme ab, es war zwar ein Umweg, aber die LAndschaft ist schon spektakulär. Ich verzichtete darauf, mir mehr anzusehen, weil ich zusammen mit Jo schon vor zwei Jahren hier war. Näheres dazu und schöne Fotos gibt es im demnächst erscheinenden Syrienbericht. Ich lief in Göreme ein und machte unterwegs ein paar Bilder, die aber gar nicht representativ für die Gegend sind, in Wirklichkeit ist das alles gigantisch. Aber wie gesagt, Details dazu gibt es bald.
Ich tuckerte etwas durch das Dorf und liess mich dann zu einem Frühstuck nieder. Es war halb neun und ich hatte bereits 200 km hinter mir. Im Sonnenschein tauchte ich wieder auf. Weiter ging's nach Avaros, wo ich mir etwas Geld aus dem Automaten zog.
Ich liess es wieder laufen, immer die Schnellstrasse entlang. Gegen Mittag gelangte ich nach Ankara, das ich auf der Ringautobahn umfuhr. Für einen Adrenalinstoss sorgte die Familie, die seelenruhig die vierspurige Autobahn überqürte. An der ersten Raststätte auf der Autobahn nach Istanbul angehalten und ein Adanakebab verspeist. Ein türkischer Motorradfahrer wollte wieder wegfahren, legte sich aber mit seiner Fazer mit lautem Karacho hin. Aufheben geholfen. Weiter auf der spitzenmässigen Autobahn in Richtung Istanbul. Hier wurde die Gegend immer europäischer und mediterraner. Auch die Durchschnittsgeschwindigkeit der Autos stieg konstant. Ich brauchte noch zwei kleine Tank- und Eispausen (hier gab es Deluxetankstellen, sogar mit Luft!) bis ich endlich nach Istanbul gelangete. Ich fuhr über die falsche, nördlichere Brücke, aber gut, so kenne ich die jetzt auch. Ich kämpfte mich durch die ganzte Stadt bis nach Besiktas und dem Goldenen Horn durch, zum Glück war Samstagnachmittag und der Verkehr hielt sich in Grenzen. Ich kam zum erstenmal durch sehr moderne, hippe Stadtviertel, wo der Bär los war. Zum Glück kenne ich mich mittlerweile etwas in Istanbul aus und so gelangte ich ohne PRobleme nach Sultanahmet, der Altstadt von Istanbul, Die ersten drei Hotels waren alle ausgebucht und mir schwante bereits böses.
Im vierten Hotel hiess es, ein Zimmer wäre noch frei, für 120 Euro. Ich schluckte, aber mir war klar, dass die Sucherei noch lange daürn könnte. Die Mutter des Hauses unterhielt sich mit mir und erzählte, dass sie 30 Jahre in München Neuperlach gelebt hatte und dass das Hotel jetzt ihre Altersversorgung sei. Sie senkte den Preis auf 100 Euro und ich willigte ein. Viel billiger wird's nicht in Istanbul und die Nacht zuvor in der Absteige hatte ich gerademal 10 Euro gezahlt. Also was soll's. Dafür war dass Zimmer der Hammer. Einer der besten Ausblicke in ganz Istanbul, mit Meerblick und direkt gegenüber der blaün Moschee!
Das Zimmer war auch vom feinsten. Nach einer ausgiebiegen Körperpflege (das waren 960 km an dem Tag!) war ich ausgehreif und spazierte ins Restaurant Turquoise, das ich schon kannte. Hier in der Strasse war mächtig was los, viele Touris und Einheimische. ICh genehmigte mir meinen ersten Wein auf dieser Tour und ein leckeres Essen. Anschliessend suchte ich noch einen Laden mit Internetanschluss und tippte noch, bis ich zu müde wurde (s.o.) und in die Heia steürte. Am nächsten sollte das Frühstuck auf der tollen Dachterasse serviert werden.
Im Prinzip. Gegen halb neun bekam ich dann endlich was, ich scharrte bereits den Hufen. Ich wusste ich war zurück in Touriland, denn ich musste mich über einen deutschen Dummschwätzer und Wichtigtür ärgern. Mir wurde klar, wie weit ab ich in den vergangenen Wochen von den üblichen Touristikpfaden gewesen war.
Auf die XBR und los. An der Küste entlang ging es zum Flughafen und auf die Autobahn. Ich liess es bei 100 km/h bewenden, denn so hoffte ich bis Edirne nicht mehr tanken zu müssen. Thracien ist sehr grün, sanfte Weizenfelder und relativ flach. In Edirne vertankte ich nochmal meine restlichen türkischen Lira. Vor der Grenze stauten sich die LKW über 20 km! Es war Sonntag, sollte es daran liegen oder die war es nur die typische Effizienz der türkischen Zöllner? Verglichen mit anderen Grenzen ging es flott in einer halben Stunde über die Grenze. Zu meinem Erstaünen verlangte keiner das Ticket zu bezahlen. Auf bulgarischer Seite bekam ich einen Memorystick, den ich an jeder Stelle insgesamt fünfmal hergeben musste. Vernetzte Rechner haben sie anscheinend noch nicht. In Bulgarien hielt ich kurz an, tauschte Geld und genehmigte mir ein Schinkensandwich von trauriger Konsistenz.
Ich düste los, aber verhaltener als in der Türkei, die bulgarische Polizei hatte ich noch in schlechter Erinnerung. Wie hat sich das Land in den letzten 14 Jahren verändert. Sogar die Strassen sind sehr passabel. Die Landschaft war etwas hügelund nicht unhübsch. Nach so viel Wüste sticht einem so viel Vegetation richtig ins Auge. Die Werbung für heimisches Bier sorgte für Belustigung.
Die ersten 150 km waren noch Landstrasse, dann ging es auf die Autobahn, auf der die dicken Mercedes nur so vorbeirauschten. Zu mir schloss von hinten ein GS-Fahrer auf und wir machten Handzeichen, mal eben rechts ranzufahren. Er war aus Ungarn und für das Wochenende eben mal nach Griechenland gedüst.
Am nächsten Morgen müsse er wieder arbeiten. Noch 1000 km bis Budapest und nur noch 14 Stunden Zeit, aber hallo. War ein nettes Schwätzchen, habe ihm die Webadresse gegeben. Jaaaa, mit so einer GS pflügt man natürlich über die Strassen, aber eine XBR funktioniert halt immer, die ganze Tour ohne Probleme. Weiter. Unterwegs bei einem Biker ohne Sprit angehalten, aber seine Kumples waren schon mit Benzin unterwegs. Gegen Fünf leif ich bereits in Sofia ein und war froh, dass Sonntagwar. Ich gelangte direkt ins Zentrum, wo ich an der Kathedrale vorbeikam.
Ich düste etwas rum, fand aber nur drei Hotels, ein abschreckendes sowie das Grand Hotel Sofia und das Radisson. Ich entschied mich für letzteres. Preis?Ups! Na, egal, hier gab es wenigstens Internet in der Business Lounge, höhö. Immer wieder ein Gedicht, wie die Türsteher gucken, wenn die verranzte XBR mit ihrem verstaubten und verschwitzten Fahrer einlauft und der um ein Zimmer frägt. Hehe. Während der Verwandlung (aka Körperpflege etc) mich über den Bullen von Tölz (sic!) amüsiert, das war noch eine alte Folge, in der Otti Fischer noch über Mimik verfügte.
Nach zweieinhalb Stunden Internet bzw. Bericht tippen wurde ich aus der Lounge geworfen wg. Feierabend. Im Hotelpub gönnte ich mir Fesenjan, das Gericht, das mir im Iran so gut geschmeckt hatte. Es war auch hier sehr lecker. Zu trinken gab's.....Erdinger Weissbier! Es ist eigetlich sehr interessant, sich so langsam wieder dem zuhause zu nähern, man bemerkt die kleinen Veränderungen, je näher man kommt.
Heute morgen um halb sechs aufgestanden und um sechs losgebraust, vorher noch kurz am "to go" Frühstück gelabt. Geradeaus ging es wieder aus Sofia heraus, noch ohne Berufsverkehr. Nach 50 km war ich an der serbischen Grenze, wollte aber zuvor noch tanken, Das daürte ungefähr 20 min, weil gerade Schichtwechsel war und sich die Burschen mächtig Zeit liessen.
Das gleiche Spiel beim bulgarischen Zoll, warten, warten.
Fragte der serbische Polizist tatsächlich, ob ich Heroin dabeihätte oder hatte ich mich nur verhört?? Egal, mürrisch winkte er mich durch. Interessant, die unfreundlicher die Beamten werden, je näher man nach Europa gelangt....
Und schon war ich zum erstenmal in Serbien. Eine hübsche, hüglige Landschaft. Ich liess es extrem langsam angehen, beachtete mich mühsam beherrschend alle Verkehrsregeln und überholverbote, nur um der Polizei keinen Vorwand zu liefern. Eine Stunde lang tuckerte ich so dahin, auch durch eine Schlucht
bis ich nach Nis kam, von dort bog ich auf die Autobahn ein, den legendären Autoput. Jetzt keine Todesfalle mehr, sondern eine hervorragend ausgebaute Autobahn, auf der man schnell vorankommt. Ich hielt eine Stunde später an einer hypermodernen Tankstelle an und tankte etwas, das sollte bis Kroatien reichen. Der Pächter unterhielt sich freundlich mit mir und ich bestellte mir im Cafe einmal Ham and Eggs, der Körper brauchte es. Mir dämmerte, das ich an der Grenze beim tauschen der restlichen bulgarischen Leva in serbische ar ordentlich beschissen worden war. Habe es gerade nachgerechnet, statt dem Kurs 1: 41 bekam ich nur 1: 25! Aber woher soll man das wissen? Dachte mir schon, dass alles so teür war....
Es ging gemütlich, aber stetig dahin, ich passierte Belgrad und gelangte bald an die Grenze. Die Autobahn auf serbischer und kroatischer Seite ist von mächtigen Wäldern eingerahmt.
Der Grenzübertritt ging sehr schnell, Geld wurde kein mehr getauscht, ich hatte alles für die Autobahnmaut verbraten. In Serbien war alle paar Kilometer eine Tankstelle, und hier kam auf einmal über 50 km nichts? Uff, gerade noch rechtzeitig. Die Strasse ist zwar sehr gut, aber die Versorgung war in Serbien besser. Langsam zog es zu und der angekündigte Regen zog am Horizont auf. Ich entschied mich, dass es heute nicht mehr Ljubljana sein musste und gab mich mit den 750 km in Zagreb zufrieden. Ich fuhr ins Zentrum und suchte mir das Best Western aus. Schick, mit Internet, hehe. Morgen wird mich bei der Etappe über die Alpen wohl doch noch der Regen erwischen, seufz. Aber ich kann mich nicht beklagen, nach beinahe 9000 km nur drei Stunden im Regen gefahren, das ist nicht schlecht. Apropos, der Reifen hat immer noch gut 1,5 mm Profil, unglaublich. So, jetzt spaziere ich mal etwas weiter ins Zentrum und kümmere mich um die Nahrungsaufnahme.
22. Mai 2008
Mangels Entscheidungsfreudigkeit doch im Hotel gespeist. Am nächsten Morgen spazierte ich kurz vor sieben in den Frühstücksraum und dachte mir "der sieht doch aus wie....nein, das kann nicht sein....täuschend ähnlich...wie aus dem Gesicht geschnitten...". Tatsächlich, vor mir stand der Leiter der Nachbarsabteilung aus meinem Institut. Unfassbar! Zufälle gibt es aber auch. Wir frühstückten zusammen, danach ging er Vortrag halten und ich aufsatteln und in Regenkombi wursteln. Es fing auf dem Weg nach Ljubljana zu nieseln an, ich hatte meine Kreditkarte in die Außentasche des Kombis gesteckt und bracuhte so nicht daürnd an den Zahlstellen die Handschuhe auszuziehen. Eben mal über die Grenze nach Slowenien und schon war ich in Euro-Land. Je näher ich den Alpen kam, umso stärker regnete es. Nach Villach war es Mittagszeit und ich gönnte mir eine üppige Pause bei Schweinsbraten, Knödel, Gösserbier und Apfelstrudel, schleck. Ordentlich gestärkt ging es durch die Alpen im Katschberg- und Taürntunnel. Ordentlich frisch war es schon, aber ich war ja dick eingepackt. Ich erreichte bald den Grenzübergang Bad Reichenhall und suchte den Zoll auf. Mit tropfendem Regenkombi betrat ich die heiligen Hallen, was für ein Unterschied zu den orientalischen Zollgebäuden. Ein Beamter hörte sich mein Spüchlein an und haute dann, ohne sich die XBR im Regen anzusehen, mir die benötigten Stempel über die Wiedereinfuhr der XBR in das Carnet de Passage. Eine halbe Stunde später bog ich von der Autobahn ab und besuchte Mart!n in seiner Werkstatt in Traunstein. Viel Benzin- und Reisegespräch. Als er meine XBR wegen der Gabelprobleme kurz Probe fuhr, bemängelte er das Taumeln und überprüfte das Lenkkopflagerspiel. Ein mächtiges Klacken zeugte von ordentlich Luft! Er zog das Lager wieder sauber fest
und siehe da! Das Problem mit dem Springen war beseitigt. Vermutlich hatte sich das Lager in dem schon mitgenommenen Lagersitz nicht ordentlich gesetzt und während der 10000 km halt schon. Auf alle Fälle hat das Lager keine Macke und alles funktioniert und dämpft wieder bestens. Wieder ein kopfschüttelndes Beispiel für die Zähigkeit des XBR-Materials. Ich fuhr noch ein Stück weiter und übernachtete bei meiner Tante.
Am nächsten Morgen besuchte ich meine Heimatstadt Miesbach und hatte einiges zu erledigen. Mein Freund Stefan, der mir die Alukiste vor 15 Jahren draufgezimmert hatte, konnte mir bei der verbogenen Kiste (der Sturz in Syrien vor zwei Jahren) nicht auf die Schnelle weiterhelfen, das bedarf einer größeren Biegeaktion nächsten Winter. Ich fuhr am Nachmittag zum ADAC nach München, wo ich das Carnet de Passage abgeben wollte. Ich parkte die XBR vor dem Eingang, wurde aber von der resoluten Empfangsdame aufgefordert, sie in der Tiefgarage abzustellen, sonst parken da am Ende noch mehrere....Willkommen in Deutschland dachte ich mir. Ich schenkte ihr ein mitleidiges Lächeln und tat wie mir geheissen. Die Dame in der Abteilung Schifffahrt- und Grenzverkehr war dagegen sehr freundlich, nach einer kurzen Wartezeit wurde mein Carnet trotz schlampigem Ausfüllen der orientalischen Zöllner akzeptiert und ich hatte die Bestätigung der Rückzahlung, 3000 Euro Kaution für eine 22 Jahre alte XBR sind ja kein Pappenstiel!
Anschliessend fuhr ich noch zu Louis und deckte mich mit Ölfiltern, Zündkerzen und Luftfiltern ein. Ich probierte ein paar Rukkajacken aus und tat mir schließlich was gutes und kaufte eine neue feine Jacke, die mir zugesendet wird. Meine alte löst sich langsam auf, als Belohnung für die lange Reise kam das gerade recht. Hernach besuchte ich meine Cousine Waltraud und ihren Mann Wolfgang und verbrachte einen kurzweiligen Abend bei ihnen, meine Bilder wurden auch angeschaut. Am nächsten Morgen, gut ausgeschlafen, wurde ich mit einem reichhaltigen Frühstück beglückt, was meine Abfahrtszeit auf 10 Uhr hinauszog. Ich brauste los und liess mich vom Südwind nach Norden treiben. Unterwegs machte mir ein Fahrer in einem BMW Handzeichen, komisch, was wird der wohl wollen. Die XBR sauste mit 140 bis 150 dahin, was war jetzt los? Freute es sie, wieder mal auf deutschen Autobahnen unterwegs zu sein? In Nürnberg tankte ich und wollte gerade Jo anrufen, als ich feststellte, dass er mich bereits angerufen hatte. Der BMW-Fahrer war Lutz gewesen und hatte ihn bereits informiert. Kurz darauf sassen wir alle bei Jo am Mittagstisch und Anette beglückte uns mit einem feinen Coq au vin. Das war ein nettes Intermezzo gewesen. Der Versuch, die Fotos auf den Server zu übertragen, bereitete einiges Kopfzerbrechen.
Wohl gestärkt musste ich noch die restlichen 600 km hinter mich bringen. Ich donnerte die A3 mit Vollgas hoch, die XBR rannte mittlerweile 160 und ich liess sie einfach galoppieren. Das Öl wurde nur so hinten aus der Kurbelgehäuseentlüftung wieder rausgefeuert und der Verbrauch stieg auf sagenhafte 6,5 Liter. Der Reifen wäre noch gut für eine halbe Alpentour...
Um 8 Uhr abends kam ich dann in Flandern an und eine schöne, lange Tour nahm ihr Ende.
Epilog
Nach der Tour ist vor der Tour? Ehrlich gesagt muss ich sagen, dass mein Appetit nach dieser Reise für's erste einmal gestillt ist, und das ist rundweg positiv gemeint. Die Erwartungen wurden voll erfüllt und oft sogar übererfüllt. Man liest sich ja vorher gründlich ein, aber trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen. In diesem Fall waren diese ausschließlich positiver Art. Es hat einfach alles gepasst, ohne technische und gesundheitliche Probleme, sogar das Wetter spielte mit. Man möchte meinen, ohne Schwierigkeiten gibt es später nichts zu erzählen? Mitnichten. Was mich überrascht: dass ich mich absolut erholt fühle. Die langen Etappen der letzten Woche scheinen mühelos an mir vorbeigegangen zu sein, körperlich bin ich topfit. Auch das Hirn hat ausgespannt, wer hätte das vorher gedacht. Das liegt wohl auch daran, dass die Reise ohne Probleme verlief.
Welche Impressionen blieben nun haften? Ich war schon in anderen arabischen Ländern, jedoch noch nicht in einem Land wie Oman (wohlhabend) oder die Emirate (reich). Bei Dubai haut es einem den Vogel raus, eine Stadt wie von einem anderen Stern. Man fragt sich, wie das gutgehen soll, eine Stadt mitten in der Wüste, die auf Teufel komm raus lebt und gar nicht mehr weiß wohin mit dem vielen Geld, das aus den Ölquellen sprudelt. Interessant anzusehen, aber abstossend zugleich. Auf der einen Seite die vielen Expats, die dort alles aufbauen, ob am Bau (Pakistani, Inder, etc) oder in den Büros (aus aller Welt), auf der anderen Seite die reichen bis superreichen Emiratis, die "mit dem goldenen Löffel geboren werden".
Im Oman dagegen erschien vieles weniger extrem, zwar für ein arabisches Land außergewöhnlich wohlhabend, aber doch moderater. Die Leute haben auch hier die freundliche Neugier, durch die man sehr leicht in Kontakt kommt. Die beste Reisezeit scheint wohl der Winter zu sein, aber wenigstens wurde ich trotz der Hitze von hoher Luftfeuchte meist verschont. Ein sehr angenehmes Reiseland.
Der Iran ist ein Land voller Widerspüche. Die üblichen Vorurteile werden schon beim vorherigen Literaturstudium erschüttert, aber im Land wird man täglich damit konfrontiert. Auf der einen Seite die offizielle Propaganda, die sich in den Plakaten, Heroisierung der "Märtyrer" and der Gleichschaltung der Medien äußert. Auf der anderen Seite die Menschen, die so gar nicht den Eindruck von verbohrten Fanatikern machen. Im Gegenteil, viele Menschen strahlen eine noble, vornehme Höflichkeit aus, die sich noch einmal von der orientalischen Freundlichkeit abhob. Man fühlt sich immer willkommen und viele Menschen lassen einen spüren, dass sie mit dem Regime gar nicht so einverstanden sind, vor allem der Lebensstil der Jugend spricht Bände. Persien ist eine Brücke zwischen Orient und Okzident, das spürt man nicht nur in der Kultur, sondern auch im täglichen Leben.
Die Reise verlief auch so problemlos, weil die XBR ohne Mucken die 10300 km abspulte. Heute machte ich einen Ölwechsel, sie wäre jetzt bereit für noch einmal 10000 km. Nicht viele Motorräder können das von sich behaupten.
Alles in allem: Eine unvergessliche Reise.