Ok: hier ist eine Geschichte zum Thema XBR.
Ich war vielleicht so um die 14 Jahre alt, da kostete ein Motorrad Heft noch keine 2 mark, wenn ich mich richtig errinnere, aber ich hatte auch nur 3 Mark Taschengeld die Woche.
Leider fuhr keiner in unserem Familienclan Motorrad, und so war auch nicht leicht an das Heft zu kommen, ausser es doch zu kaufen. Der Zeitschriftenhändler hatte vielleicht 2 oder 3 Hefte auf Lager in dem Vorort bei Köln, wo ich aufwuchs, aber eins davon war am Ende des Monats immer noch vorhanden. Na ja, kurze Rede, darin ging es um grosse Heiligtümer wie z.B. BMW R69S und um die tapferen Ritter in Ledermänteln, die so hart und idealistisch waren, dass einem die Tränen kamen. Einer dieser Vorkriegsberichterstatter, war der selige Klacks oder mit richtigem Namen Ernst Leverkus. Dann berichtete man noch über die Engländer, welche auch tapfere Fahrensmänner waren und die Maschinen, welche fantastische Fahrwerke und butterweich zu schaltende Getriebe hatten, aber aber leider im Gegensatz zu BMW über Kette angetrieben wurden.
So am Rande all dieser Geschichten musste man zwangsweise auch über so etwas wie die Honda CB 450 mit Torsionsdrehstab-Ventilfedern und astronomischen Drehzahlen von 8 oder sogar bis 10000 Umdrehungen berichten, aber so was konnte ja gar nicht halten und war sicher nur ein vorübergehendes Übel. Zu der Zeit fuhr Honda im internationalen Rennsport mit 2, 4, 5, und sogar 6 Zylinder-Motoren welche im Bereich zwischen 18000 und 22000 Umdrehungen auf der Isle of Man oder am Nürburgring bis zum Ende des Rennens durchhielten. Teilweise war das möglich, da Soichiro Honda ein Specialist für Kolbenringe war, die schon im Pazifik-Krieg gegen die Amerikaner in den fantastischen Zero Flugzeugen und den Kawasaki-Flugmotoren für Performance sorgten. Einer in meiner Nachbarschaft hatte eine CB 450 black Bomber Honda und der Sound des 180 Grad Motors, wenn er mit Expresszuschlag an unserem Haus vorbeifuhr, lies mich zum Fenster rennen und für eine Weile meine Schulaufgaben vergessen.
Dann verlohr ich mein Herz jedoch an eine andere Maschine, welche in Hall Green bei Birmingham hergestellt wurde, eine VELOCETTE VENOM THRUXTON. Diese konnte ich später auf der ISLE of MAN endlich live sehen, aber sie war für mich bis heute unerschwinglich. Als ich Ende der 70er in Australien lebte, kaufte ich mir die erste Honda XL 500 mit dem riesigen 23 Zoll Vorderrad und da ich in der Mitte des Landes wohnte und jedes Wochenende unterwegs war, spulte der Motor die ersten 30000 Kilometer in 10 Monaten runter. Selbst die hohe Aussentemperatur und der Staub, sowie schlechter Kraftstoff konnten ihm nichts anhaben. Jeden morgen freute ich mich auf den Weg zur Arbeit.
Dann 1985 kam noch was besseres und auch noch mit Vollradial Vierventiler (wie die engl. Rudge ): die XBR 500. Der Prospekt war sofort an der Wand bei mir. Ich habe in 30 Jahre 1, 2, 3 und 4 Zylinder gefahren sowohl 2 als auch 4 Takter und es wäre Blödsinn zu sagen es gäbe nur diese XBR.
Aber irgendwie finde ich in dem Motor und der ganzen Fahrdynamik etwas, was man gesucht hat und womit man zufrieden ist. Klar, jeder der mit dem Bock länger gefahren ist, könnte das eine oder andere hinzufügen, doch der Kern ist sicher bei vielen identisch und lässt sich auch mit Worten nicht besser erklären, für diejenigen, welche wissen wollen warum. Man fährt oder redet.
von Rolf Gabler