Einzylindereintopftreffen 2001 der Villa Löwenherz und der Einzylinderfreunde aus dem Siebengebirge haben wir mal unsere Moppeds getauscht
Nach dem MuZ/XBR TestMuZ/XBR Test mit Harald dachte ich mir, die Tests kann man ja fortführen.
Am gespanntesten war ich auf Wolfgangs SR, diese also zuerst:
Wie das bei den SR'lern so üblich ist, wurde da ordentlich rumgeschraubt. Aber erst mal Platz genommen auf der stilbildenden Sitzbank. Ah ja; den Start Button sucht man vergeblich - also mal den Kickstarter ausgeklappt. Was so ein Kickstarter wert ist, weiß man als Besitzer einer kompressionserhöhten MuZ mit leerer Batterie: Anschieben ist nicht und nur ein freundlicher Dosentreiber mit Starthilfekabel kann helfen (peinlich). Im Gedanken daran Totpunkt der SR gesucht (kennt man ja als XBRler...) ein ordentlicher Tritt... nix, na gut nochmal, na also: Eine "Laut-ist-in-Tüte" bringt das Lebensgeräusch so richtig in die Birne... Hallo! Ist alles sehr schlank hier, der angebaute breite Lenker verstärkt den Eindruck noch.
Einmal in Fahrt geraten fühlt man sich gleich heimisch. Im Vergleich zu MuZ und XBR wirkt alles etwas filigraner, aber sympathisch. Fährt sich wie ein Mountainbike. Lockeres Kurvenschwingen ist easy, dank aufrechter Sitzposition. So übel wie ich befürchtet habe ist das Fahrwerk auch nicht. Gut, die PS gepachtet haben die Einzylinder alle nicht, aber man muß die Leistung ja nur ganz auf die Straße bringen! Immerhin geht das bei der SR ab 1500 U/min. Punch von unten raus ist da und der Motor hängt spontan am Gas. Kurve - und die Bremsen? Da hat der Besitzer investiert und eine zweite Scheibe angeflanscht. Geht deshalb auch in Ordnung!
Bin also mit dem Ritt auf der SR zufrieden, meine Meinung, daß die XBR das sportlichere Bike ist, brauche ich aber nicht revidieren. Also mal auf Dianas XBR gestiegen, kennt ma' ja. Beim Umstieg fällt der runde gleichmäßige Leistungsverlauf der XBR auf. Wo ist sie denn, die Leistung? UUUps keiner mehr zu sehen im Rückspiegel! Da ist das wieder, das mit der Leistung auf die Straße bringen. Irgendwie geht das mit der XBR recht effizient. Dank geringer Pflege bin ich aber über die Leistung der Bremse vorne und hinten entsetzt, uhga da muß man ja richtig reingreifen! Ein bisschen Beweglichmachen des vorderen Bremssattels und gelegentliches Ausschmirgeln der Bremstrommel sind die Arbeit wert! Sitzbank und Tank machen bei der XBR einfach mehr her. Manche nennen das allerdings mitleidslos "pummelig". Der Sound von einer XBR geht auch ohne Tuning oK. Das ist wie mit gutem Wein, je älter de besser, bis er dann auf einmal hinüber ist. Auch wenn gelegentlich Diskussionen über Rationalisierung des E-Starters und der Batterie aufflammen, bequem ist das schon.
So und jetzt der (notgedrungene ;-)) Aufstieg auf die Monsterkuh. Ist die normale GS schon moströs, Gunnar wars nicht genug. Es mußte noch ein 40 Liter Tank dran, ich schätze mal da kann man von Göteburg bis Granada ohne Tankstopp fahren. Persönlich finde ich die BMWs häßlich, weniger wegen dem Gesamtdesign, daran kann man sich gewöhnen. Vielmehr stören mich so Details wie quer durch den Motor gehende Löcher, an deren Ende sich eine Schraube verbirgt. Oder die Fußrasten. Das muß den Konstruktreuren unendliche Mühe gemacht haben so ein Geschwür in das CAD zu bringen. Nun ja - in der dargebotenen Form mit Aufschrift Monsterkuh wirkt das ganze schon wieder konsequent. Weg mit dem Kat und dran mit einer Nachtrüsttüte, umwelttechnisch nicht korretto aber wesentlich angenehmerer Sound. Wenn man auf dem Gebilde mal draufsitzt verschwinden Ausmaße und Gewicht augenblicklich. Immer wieder überrschend wie mühelos sich so ein Plastik- und Aluhaufen fahren läßt. Bisschen schwammig dank der überall angebrachten Gummidämpfer. Irgendwas blinkelt da rot im Cockpit ABS? Ich drücke da mal auf den Knöpfchen rum aber ändert sich nix, scheint also normal zu sein. Im Rückspigel erkenne ich wie Gunnar kämpft, seine Extremitäten auf der MuZ zusammenzusortieren, ha ha ein Sportfahrer muß leiden! Derweil genieße ich die ausreichend vorhandenen Pferdchen, da geht schon was, das Fahrwerk vor allem mit dem Telelever ist super, hinten will die Kuh aber immer unter Last gehalten werden. Das Kippmoment ist aber lange nicht mehr so wild wie bei den alten BMWs, da wurde der Hintern ja immer ordentlich geschüttelt. Was mich erstaunt ist die Haftfähigkeit der montierten grobstolligen Reifen, die lassen sich fast nicht zu einem kleinen slide überreden. Und das ABS? Vorne bringt man das normal nicht zum Einsatz und hinten bemerkt man nur den wegknickenden Bremshebel recht oft, schohnt den Reifen... Insgesamt ein positiver Eindruck, mit Neid denke ich an schnelle Autobahnetappen, sonst bräucht ichs aber nicht....
So bin ich gar nicht unglücklich meine Haxen wieder auf die MuZ zu falten. Boah das kommt alles unheimlich direkt und hart. So richtig sportlich halt. Vibrationen dank erhöhter Kompression, spontanes Gas dank Kopftuning. Eine Linie auf der Straße ist eine Linie. Für mich ist das Motorradfahren pur. Gut, der Auspuffsound kommt nicht an die anderen Moppeds ran, ist dafür aber legal. Und der Vorteil der MuZ zur XBR und SR? Autobahngeschwindigkeiten zwischen 160 und 180 Km/h sind drin, die Bremsen vorne sind unschlagbar, Handstand Überschlag jederzeit möglich. Der Nachteil? Die Reifen schauen zwar gut und wichtig aus, vor allem der 160er hinten, so eine schlappe 120er Bereifung ist in dieser PS Klasse aber absolut ausreichend und zwingt einen nicht in Schräglagen die nur Zeit kosten. Wer schön sein will muß halt leiden. Außerdem nix gegen den Osten, aber manche der Schrauben an dem Mopped haben noch echte DDR Qualität, mit so Sachen wie wegvibriertem Rücklicht (jetzt XBRtype ;-) muß man leben.
Wie immer ist das Ergebnis soundsoviel hundert Punkte für dies und das. Motorradfahren ist aber nicht rational sondern eine Sache der Emotionen. Da bietet jedes Bike etwas. Man muß es halt mögen. Außerdem ist der Trend hin zum 2. und dritt Mopped.... Ich habe jedenfalls im Urlaub auch mal eine BMW GS 650 getestet. Comments?
Mit freundlichem bub bub bub
Johannes