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Wartung der XBR bzw. GB Bremszangen. Wechsel der Bremsflüssigkeit und der Bremsbeläge

Schon lange habe ich mir vorgenommen einige wichtige Punkte der XBR Wartung und kleinere Reparaturen im Internet darzustellen. Wer richtig schnell sein will muß gut bremsen, deshalb beginne ich mal mit der Vorderradbremse.

Noch ein paar Worte zum Grundsätzlichen: Ich beschreibe nur was ich an meinem Mopped mache, ich übernehme keine Verantwortung für entstehende Schäden, wenn Du das nachmachst, wenn Du Dir nicht sicher bist, gehe lieber zur Fachwerkstatt! Bei allen Arbeiten am Mopped sollte man gutes Werkzeug verwenden, genügend Zeit (nicht in der Nacht vor dergroßen Tour) zur Verfügung haben und sauber arbeiten. Dazu benötigt man saubere fusselfreie Lappen und eine Unterlage, damit kein Öl... auf den Boden kommt.

Dreck in den Teilen ist Gift!

Alles was Ölverschmutzt ist usw muß z.B. bei der Stadt/Bauhof... speziell entsorgt werden.

Ich habe auch immer Molibdänsulfidfett, WD 40 und Kupferpaste parat.

Die Bremse ist ein neuralgischer Punkt an der XBR. Manchmal wird mangelnde Bremsleistung usw bemängelt. Ursache ist oft mangelnde Wartung dieses hoch beanspruchten Teils.

Minnimum Dicke der Bremsscheibe ist 4 mm, Ersatz gibt es im Zubehörhandel billiger als das Orginal, das bei mir nach ca 30000 Km verschlissen war.

Grundsätzlich sollte die Bremsflüssigkeit alle 18000 Km oder spätestens alle 2 Jahre ausgetauscht werden.
Bremsflüssigkeit ist wasseranziehend, dadurch verdirbt die Flüssigkeit mit der Zeit. Durch höheren Wassergehalt kann es passieren, daß die durch Bremsen erhitzte Flüssigkeit kocht und Dampf entsteht. Darurch ist die Bremsleistung schlagartig weg. Ich hab das schon am Auto erlebt und wünsche das keinem. Zum Wechseln muß man sich die Bremsflüssigkeit DOT 3 oder DOT 4 besorgen. Die gibt es in Dosen a 250 ml, das reicht. Nachfüllen ist bei der XBR normal nie nötig, sollte es nötig sein, lieber gleich ganz wechseln. Die angebrochene Dose darf man nicht weiter verwenden, aber aufheben, um beim nächsten mal die Flüssigkeit leichter entsorgen zu können. Die verkaufenden Läden müssen das Zeug auch zur Entsorgung annehmen (ich klebe immer mit Tesa den Kaufbeleg dran).
Bremsflüssigkeit ist ziehmlich ekelhaft, macht Flecken auf Lack, Löcher in Klamotten usw. Deshalb evtl. Vertröpfeltes sofort abwischen und mit Wasser spülen. Notwendig ist auch ein durchsichtiger Benzinschlauch mit ca 30 cm Länge (Zubehörhandel, Modellbau) und ein kleiner Behälter (siehe oben Behälter vom letzten mal) Bremsflüssigkeiten verschiedener Hersteller sollte man nicht mischen.

Nach Erledigung der Vorbereitungen ist der Bremsflüssigkeitswechsel in ca 30 min erledigt.

Um die Flüssigkeit zu wechseln, den Lenker so einschlagen, daß der Behälter waagrecht steht. Dann schraube ich den Deckel vom Flüssigkeitsbehälter am Bremshebel ab. Ab Werk ist dazu ein Kreuzschlitzschraubenzieher nötig. Bei mir gibt es da noch einen kleinen Schlitz, an dem man mit einem Flachsitzschraubenzieher den Deckel abheben kann. Darunter kommt die Membrane zum Vorschein, diese abheben und mit einem sauberen fusselfreien Lappen abwischen. Ich lege die Einzelteile immer auf einen sauberen Lappen, damit diese nicht verschmutzen.

Dann den Schlauch unten an der Bremszange auf den Entlüftungsnippel (oberhalb des Bremsleitungsanschluß) aufstecken. Der Nippel sollte mit einer Gummikappe geschützt sein, diese muß man vorher abziehen. Den Nippel mit einem Ring- oder Gabelschlüssel (gegebenenfalls vor dem Schlauch aufstecken) ca. eine halbe Umdrehung lösen. Wenn man das das erste mal macht, empfiehlt es sich dazu eine Nuß zu verwenden, um die Schraube nicht zu vermacken. Nachdem der Nippel gelöst ist (keinesfalls rausschrauben) den Schlauch in den vorhandenen (Bremsflüssigkeits-)Behälter stecken.

Den Handbremshebel betätigen (pumpen) bis der Flüssigkeitsstand im Behälter fast auf Null ist. Dann frische Bremsflüssigkeit nachfüllen. Wenn sich der Stand nicht absenkt, hilft es den Hebel zu ziehen, den Nippel zuzuschrauben, den Hebel entspannen, Nippel auf, Hebel ziehen... (die Luxusschrauber kaufen sich im Zubehörhandel eine teure Pumpe... )

Bei der Gelegenheit kann man auch die Fläche zwischen Bremshebel und Bremskolben mit etwas Molibdänsulfidfett fetten.
Durch den durchsichtigen Schlauch kann man feststellen, wenn sich die Farbe der Flüssigkeit ändert, dann ist die Sache erledigt. Darauf achten, daß unten nix überläuft, es dürfen keine Blasen auftreten. Oben immer nachfüllen beim Pumpen, bevor der Behälter leer ist (keine Luftblasen ins System bringen). Im Bild sieht man die 1,5 Jahre alte Flüssigkeit

Die Gummimembrane oben wieder einsetzen, überschüssige Flüssigkeit abwischen, Deckel drauf, festschrauben, Nippel unten zumachen (4-7 Nm), Schlauch abziehen, abwischen, Schutzkappe drauf -fertig.

Wenn man aus Versehen Luft reingepumpt hat, kann es nötig sein, den Hebel zu ziehen und die Verschraubung am Bremsschlauch oben leicht und kurz zu lösen. Der Nippel unten entlüftet sich selbst. Ein Trick ist, den Hebel mit einem Einmachgummi über Nacht unter Spannung zu setzen. Wenn der Abstand nicht mehr nachlässt, dann sollte keine Luft mehr im System sein. Nach Bremsflüssigkeitswechsel sollte man die ersten Bremsungen vorsichtig angehen.

Nachdem der Bremsflüssigkeitswechsel erledigt ist, sollte man sich um die beweglichen Teile der Bremse kümmern, ich mache das minimum einmal im Jahr.

Da die Schrauben an der Bremse immer recht fest sind sollte man diese mit einer Nuß lösen. Als erstes die ganz Kleine, die zur Felge hin sitzt und den Sicherungsbügel für die Bremsbelagsstifte hält. Dann die dunklen Schrauben am Bremssattel selbst lösen, zuletzt die verchromten an der Gabel. Wenn man diese ganz rausschraubt, dann kann man den Bremssattel abziehen. Ich lasse bei der Wartung den Bremsschlauch immer dran, dabei muß man darauf achten, daß der Schlauch nicht geknickt oder die Verschraubung gelockert wird.

Auf dem Bild sind die beiden dunklen Schrauben und die Hülse zu sehen auf denen die Bremse sich seitlich bewegen kann. In vielen Fällen ist die Hülse oder die obere Schraube festgerostet, damit ist die Bremsleistung beim Teufel. Vor der Reinigung muß man noch die Gummidichtungen entfernen, diese nicht umstülpen, sonst weiß man nicht mehr was innen und außen ist. Wenn der Rost schon tief sitzt, dann hilft nur der Gang zum Hondahändler und orginal Neuware. Wenn der Rost noch nicht so schlimm ist dann mit einem Abziehstein oder 400er Schleifpapier entfernen. Zur Reinigung der Gleitstellen in der Bremszange verwende ich immer WD 40, Lappen und Schraubenzieher, wobei man darauf achten sollte, daß das WD 40 nicht an die eigentlichen Bremszylinder und die Bremsbeläge kommt, da die Dichtungen nur Bremsflüssigkeit vertragen. Die Bremsbeläge entfernt man, indem man die Haltestifte nach Entfernung des Sicherungsbleches mit einem Durchschlag rausdrückt. In der Not kann man dies auch mit einem kleinen Inbus Schlüssel erledigen. Die Beläge und das Federblech entnehmen.

Ich reinige dann die Zange und ausgefahrenen Bremskolben mit einem Lappen und Bremsenreiniger, es geht aber auch einfach mit ein bisschen Wasser. Anschließend drücke ich die Kolben mit einer Holzlatte ein zweimal ganz hinein (Bild) und mit dem Bremshebel wieder heraus um die Beweglichkeit sicherzustellen.

Dabei muß man darauf achten, daß die Kolben sich gleichmäßig bewegen und nicht herausfallen. Auf dem Bild ist der Maximalhub zu sehen. Sollten die Kolben herausfallen ist der Gang zum Hondahändler für eine neue Dichtung und neue Befüllung der Bremse nötig.

Honda empfiehlt Silikonfett für das Schmieren der Hülse und des oberne Schraubenbolzens, ich habe schon Molibdänsulfidfett verwendet und neuerdings verwende ich Kupferpaste. Das Kupfer schmiert auch bei hoher Druckbelastung. Also die Hülse und die Bohrung ordentlich eingeschmiert und zuerst die Gummidichtung an einer Seite in die Nut der Bremstange eingesetzen. Die Hülse soweit durchschieben, daß die Gummidichtung der anderen Seite eingesetzt werden kann, dabei muß man die Hülse über den ersten Gummi hinausschieben. Dann zurückschieben und die Gummies in die Nuten der Hülse einschnappen lassen. Durch Verschieben testen, daß alles leichtgängig und eingeschnappt ist und nichts eingezwickt ist.

Den Federbügel reinigen und wie beschriftet einlegen. Die Haltestifte reinigen und ganz fein mit wenig Kupferpaste fetten. Dann können die Bremsbeläge wieder eingesetzt werden. Da ich eine Brembpo Scheibe habe verwende ich auch solche Beläge. Ich trage ganz fein auf der Rückseite Kupferpaste auf, das ist aber nicht unbedingt nötig. Die Beläge mit den Stiften sichern. Darauf achten das das Federblech nicht verklemmt wird. Keinesfalls darf irgendwo Fett aufgetragen werden, da sonst dieses auf die Bremsscheibe tropfen kann und die Bremsleistung versaut.
Dann die Sicherungsscheibe für die Stifte aufschieben und mit der kleinen Schraube sichern (8-13 Nm).

Die dunklen Schrauben ordentlich fetten (Silikonfett) bzw. mit Kupferpaste einstreichen und die Bremszange locker an den Adapter schrauben. Adapter an die Gabel, die Schrauben sollten noch locker sein. Die Bremse mit dem Hebel betätigen evtl den Gummiring zuhilfenehmen, Rad nach vorne drehen, Schrauben am Adapter (dunkel unten 20-25 oben 25-30 Nm) und an der Gabel (verchromt 30-40 Nm) festziehen. Bremshebel loslassen. Alle Schrauben noch mal kontrollieren, ob sie angezogen ist.

Nach einer Probefahrt kontrollieren ob alle Verschraubungen dicht sind und der Bremssattel sich seitlich hin und her bewegen läßt. Wenn man neue Bremsbeläge oder gar eine neue Scheibe hat am Anfang keine Hochleistungsbremsung hinlegen sondern eher kürzere haufigere Bremsungen machen. In der Regel sind die Bremsen nach ca 200 Km eingefahren. Gelegentlich kontrollieren, ob die Verschleißmarkierungen auf der Bremsscheibe ein gleichmäßiges und über die ganze Scheibe verteiltes Bild ergeben.

Wie man sieht kann man an den wildesten Plätzen schrauben, hier ein Bild von meiner "amputierten" XBR auf unserem Doppelparker.

mit freundlichem bub bub brems
von Johannes

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